Wechsel in Raitenbuch

5.5.2020, 13:06 Uhr
Wechsel in Raitenbuch

© Foto: Robert Maurer

18 Jahre stand Josef Dengler als ehrenamtlicher Bürgermeister an der Spitze der Gemeinde Raitenbuch. Bei der Kommunalwahl in diesem Jahr trat er nicht mehr an. Das hat er sauber mit mehr als zwei Jahren Vorlauf angekündigt, dennoch hat sich erst relativ spät mit Joachim Wegerer ein Kandidat gefunden. Doch der wurde dafür mit satter 98,5-Prozent-Zustimmung gewählt.

Dass Josef Dengler vor 18 Jahren überhaupt Bürgermeister wurde, kann als Zufall bezeichnet werden. Denn im Gemeinderat war er nie. Hat auch nie dafür kandidiert. Doch bei einer Nominierungsversammlung für die Wahl 2002 wurde der Name des DJK-Vorsitzenden genannt, als es um Bürgermeisterkandidaten ging. Er dachte kurz nach, und sagte dann ja. "Ich wollte, dass es tatsächlich eine Auswahl gibt."

Wissen mitgebracht

Bei der Abstimmung wurde er aber sofort wieder ausgebremst. Der damalige Amtsinhaber Georg Schreiner machte das Rennen und wurde als Kandidat auf den Schild gehoben. Dengler machte schon auf dem Heimweg einen Haken an die Sache. Doch dann gab es etliche Anrufe, die ihn baten, bei einer der weiteren Nominierungsversammlungen nochmal anzutreten. Da klappte es dann und bei der eigentlichen Wahl kegelte er Schreiner aus dem Amt.

Dengler, der gebürtig aus Pollenfeld stammt, hat bei der Sparkasse in Eichstätt gelernt und die Ausbildung zum Sparkassenbetriebswirt absolviert. Dabei lernt man auch Verwaltungsabläufe. Das sieht der Neu-Ruheständler als ganz großen Vorteil, den er von Anfang an im Amt hatte: "Ich hatte Ahnung." Etliche Fortbildungen sorgten dafür, dass er sein Wissen vertiefte.

Das nutzte Dengler, um Raitenbuch auf vielfältige Weise voranzubringen. Dorferneuerung, Flurbereinigung, Gemeinschaftskläranlage, neue und erweiterte Feuerwehrhäuser, Baugebiete in Raitenbuch, Reuth am Wald und Bechthal, eine Gewerbegebietsvergrößerung, bessere Ausstattung für den Bauhof, neue und überarbeitete Spielplätze usw. Der Kindergarten bekam eine Krippe. Das war damals mehr als ungewöhnlich für eine kleine Gemeinde. Als Aufgabe für seinen Nachfolger hinterlässt der 67-Jährige nun den Aufbau eines Kinderhorts. Den Bedarf gibt es. Das hat eine Umfrage gezeigt.

Und auch in Sachen Internet war Raitenbuch stets ganz vorne dabei. Josef Dengler ist jemand, der sich für neue Technik interessiert. Er setzte schon auf Glasfaser, als andere noch nicht wussten, was das ist. Dass es in den kleinen Ortschaften Bechthal und St. Egidi Glasfaser bis ins Haus gibt, kommt nicht von ungefähr.

Auch finanziell steht Raitenbuch gut da. Dengler überzeugte den Gemeinderat, dass es sinnvoll wäre, eine sehr hohe Gewerbesteuer zu verlangen. Die Unternehmen können das nämlich von der Einkommensteuer absetzen und haben damit unterm Strich kaum Mehrausgaben. Aber das Geld bleibt zum größeren Teil vor Ort.

Ein weiterer Grund, weshalb er Raitenbuch finanziell in bestem Zustand übergeben konnte, sieht beim ersten Blick nach einem Rückschlag aus. Im Raitenbucher Forst wurde der größte Windpark Bayerns im Wald gebaut. Eigentlich wollte die Gemeinde selbst eines der Windräder kaufen und als Bürgerwindrad betreiben. So hatte es Dengler anfangs bei den Bürgerversammlungen angekündigt. Doch es zeigte sich, dass das schwieriger wäre, als zunächst gedacht. Dengler: "Da wäre unheimlich viel Verwaltung dran gehangen."

Als die Betreibergesellschaft den Windpark schließlich vermarktete, einigte man sich darauf, dass die Gemeinde beim Verkauf an einen Fonds in der Schweiz ebenfalls Geld bekommen sollte. Die Summe darf öffentlich aber nicht genannt werden – das ist Teil des Deals. Aber Raitenbuch hat seine Rücklagen ordentlich aufgestockt und geht es nach Dengler kauft die Gemeinde von dem Geld auch noch einige Grundstücke. Aber das muss der neue Gemeinderat entscheiden.

Natürlich hat Josef Dengler auch Kritiker. So mancher hat sich über die Gradlinigkeit des Bürgermeister geärgert. Vorzugsbehandlung gab es nicht. Das galt auch für Bürger, die mit Spenden winkten, oder für Unternehmer, die Gewerbesteuer und Arbeitsplätze ins Feld führen wollten. "Es war immer mein oberstes Prinzip, alle gleich zu behandeln." Und auch innerhalb der Verwaltungsgemeinschaft Nennslingen knirschte es vor allem zu Beginn seiner Amtszeit ordentlich, weil der Raitenbucher nicht bereit war, manch traditionell gepflegte Regelung einfach ungefragt fortzuführen. Doch im Lauf der Jahre wurde es auch an dieser Front ruhiger.

Zuletzt war die Generalsanierung der Schule in Nennslingen das Projekt, das ihn besonders forderte. Dengler hatte 2014 den Vorsitz im Schulverband übernommen und dann die millionenschwere Modernisierung vorangetrieben. Das war bislang ein enormer Kraftakt und wird es auch noch länger bleiben. Kein Wunder, dass es Bestrebungen gibt, den Raitenbucher an Bord zu halten, damit er hier weiter unterstützt. "Ich habe mich noch nicht, entschieden, wie ich damit umgehen soll", sagt Dengler.

Die Zukunft ist der Blick zurück

Eigentlich wollte er nämlich keine neuen Aufgaben mehr übernehmen. "Endlich habe ich wieder mehr Zeit für Familie, Freunde und Verwandte." In den vergangenen Jahren mussten für Treffen immer Lücken in seinem Terminkalender gesucht werden. Das hatte sich auch nach Denglers Pensionierung (er hatte zwischenzeitlich zur Raiffeisenbank gewechselt) im August 2014 kaum gebessert. Da war dann einfach nur mehr Zeit für den ehrenamtlichen Bürgermeisterposten.

Was noch auf seiner Liste mit den Plänen für die Zukunft steht? Erstmal Ordnung schaffen. Die Regale sind voll mit Büchern, Schriften und Informationen und auch auf dem PC hat sich so manches angesammelt. Und dann will Josef Dengler seiner Leidenschaft für Geschichte nachgehen und sich mit seinen Ahnen beschäftigen. Und das geht natürlich auch nicht nur so ungefähr, sondern nur ganz genau.

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