Premiere im Kino

Weißenburger Filmemacher stellen neuen Streifen vor

Selina Yildiz

7.5.2022, 15:47 Uhr
Weißenburger Filmemacher stellen neuen Streifen vor

© Selina Yildiz, NN

.„Letztendlich sind wir doch alle nur Zuschauer.“ Diesen Satz sagt Jana, ohne zu wissen, welche Konsequenzen er haben wird. Nichtsahnend, dass ihr Freund Nico sich in rechtsextremen Kreisen bewegt, begleitet sie ihn, seinen Bruder Markus und dessen Freundin Hannah in eine Bar, um die drei besser kennenzulernen.

Der Abend ist noch jung, da provoziert Markus (Fabian Bauer) an der Bar den jungen Bariş (Üveys Çalik), weil dieser keinen Alkohol trinken möchte. Erst ab dem Zeitpunkt, an dem Markus den türkischen Vornamen hört, wird diese Tatsache für ihn zum Problem, er rastet aus und beleidigt Bariş rassistisch.

Als er an den Tisch zurückkommt, fährt er mit seinen Schimpftiraden fort. Eine unangenehm aufgeladene Stimmung braut sich zusammen.

Spannende Perspektive

Jana, sagt Regisseur und Drehbuchautor Gerrit Raabe, stellt eine spannende Perspektive dar. Denn das Thema Rechtsextremismus und die neue rechte Szene in einem Kurzfilm zu thematisieren, ohne nur Propaganda zu reproduzieren, sei schwierig gewesen. Die Figur Jana ist im Film aber eine unbeteiligte Dritte, die nur durch Zufall in ein rechtsextremes Umfeld rutscht und zusehen muss, wie ihr politisch naives Weltbild auseinanderbricht.

Als die vier die Bar verlassen und der Abend in einer grässlichen Schlägerei eskaliert, bei der der junge Bariş von Markus fast totgeprügelt wird, steht Jana unter Schock, während die anderen versuchen, die Tat zu vertuschen und fliehen.

Niemand hilft Bariş, niemand ruft den Rettungswagen, stattdessen bleibt er bewusstlos in einer Gasse liegen. Im Verlauf des Films kommt die Frage nach der Schuld mehrmals auf, ohne direkt ausgesprochen zu werden.

Fünfte Produktion der Filmemacher

Der 27-minütige Film ist der insgesamt fünfte der größeren Produktionen des eingespielten Teams: sowohl vom Drehaufwand und dem vorhandenen Equipment als auch vom Inhalt. Fast zwei Jahre wurde am Drehbuch gefeilt, gedreht wurde zehn Tage lang im Sommer 2021.

Die jungen Filmemacher präsentieren ihr Projekt mit solcher Selbstverständlichkeit, dass man fast vergisst, dass die Produktion komplett in der Freizeit, den Semesterferien oder im Urlaub stattfand. Kai Uffelmann moderiert die Vorstellung locker und sympathisch an, stellt alle Mitglieder des Teams kurz vor und begrüßt einige Gäste.

Einen großen Dank spricht er dem Weißenburger Kino und dessen Inhaber Thomas Palik aus. An die 100 Leute sind gekommen, um die Premiere von „Schuld“ zu sehen, im Regina-Saal ist fast jeder Platz besetzt. Freunde, Familie und Interessierte.

Viel Herzblut fließt in die Arbeit

Der Schulleiter des Gymnasiums, Wolfgang Vorliczky, sowie viele andere Lehrer des Werner-von-Siemens-Gymnasiums sind gekommen, ebenso eine Vertreterin des „Landkreisbündnis gegen Rechts“. Neben dem eigentlichen Film haben Katja Uffelmann und Leon Schmidt einen 15-minütigen Behind-the-Scenes-Film geschnitten, der im Anschluss gezeigt wird.

Weißenburger Filmemacher stellen neuen Streifen vor

© Uffelmann, NN

Es macht Spaß, dem Team zuzusehen, weil man merkt, wie viel Herzblut in ihre Arbeit fließt. Die Drehtage waren oft zehn Stunden lang, der Nachtdreh ging bis 5 Uhr morgens, das Wetter hat nicht immer mitgespielt, der gesamte Dreh lief unter Corona-Auflagen.

Beim Blick hinter die Kulissen erfahren die Zuschauer neben der Arbeitsweise des Teams auch, dass die Schauspieler von Markus und Hannah von Schauspielschulen sind und vom Ingwer-Productions-Team für ihre Rollen gecastet wurden.

Zahlreiche Unterstützer

Kai Uffelmann bedankt sich im Anschluss im Namen des ganzen Teams bei den zahlreichen Sponsoren und Anlaufstellen in Weißenburg, die eine Umsetzung erst möglich gemacht haben. So fand die Barszene zu Beginn des Films im Café Lu&Lorenz statt, das Equipment wurde im Ingwer-Productions-Bus gelagert, den die Familie Engeler spendete, eine Szene wurde in der Kinderarztpraxis Norbert Raabe gedreht.

Einen besonderen Auftritt während einer sehr brenzligen Szene im Film hatte das MVZ Krankenhaus in Weißenburg. Ulrike und Stephan Limmer ermöglichten dem Team trotz Pandemie das Drehen in einem der Aufwachräume, was der Szene erschreckende Echtheit verlieh.

Film auf YouTube und beim Jugendfilmfestival

Seit Sonntagabend gibt es den Kurzfilm auf Youtube zu sehen, wo das Team unter dem Account Ingwer Productions seine Produktionen hochlädt. Am kommenden Freitag wird „Schuld“ dann im Rahmen des mittelfränkischen Jugendfilmfestivals im Cinecittà in Nürnberg gezeigt.

Das Team hat sich zudem für verschiedene andere Jugendfilmpreise gemeldet, unter anderem für den nächsten deutschen Jugendfilmpreis. Natürlich werden die Ingwers in Zukunft nicht aufhören, Filme zu produzieren, auch wenn die Studien- und Arbeitssituationen nicht immer leicht unter einen Hut zu bekommen sind.

Das Drehbuch für die nächste Produktion diesen Sommer steht noch nicht – doch an Ideen mangle es eigentlich nie, beschreibt Drehbuchautor Gerrit Raabe.

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