800 Unterschriften für das Bürgerbegehren

Westtangenten-Gegner haben noch nicht aufgegeben

14.1.2022, 06:20 Uhr
Hier endet die Weißenburger Westtangente aktuell. Mit dem zweiten Bauabschnitt bis Hattenhof (im Hintergrund) soll der zweite Abschnitt der Westtangente gebaut werden. Die Gegner der rund 900 Meter langen Trasse bitten nochmals um Unterstützung.

© Robert Renner, WT Hier endet die Weißenburger Westtangente aktuell. Mit dem zweiten Bauabschnitt bis Hattenhof (im Hintergrund) soll der zweite Abschnitt der Westtangente gebaut werden. Die Gegner der rund 900 Meter langen Trasse bitten nochmals um Unterstützung.

"Es dreht sich im Kreis", befindet Ulrike Messerer und meint damit auch das Bürgerbegehren, das aus ihrer im Sommer gestarteten Initiative gegen den zweiten Bauabschnitt der Westtangente entstand. Knapp 800 Unterschriften sind bisher für das Bürgerbegehren zusammengekommen, das der ÖDP-Kreisverband im September gestartet hat (www.stopp-westtangente-weissenburg.de). 1300 Unterzeichner sind nötig, damit es zu einem Bürgerentscheid kommt.

Mit der Unterschrift werde ja in der Sache noch nichts entschieden, sagt Messerer. „Man ermöglicht damit nur, dass die Bürger entscheiden dürfen. Das ist richtige Demokratie“, befindet die Hattenhoferin, der zufolge einige Bewohner des Stadtteils gegen den Bau sind.

Fruchtbares Acker- und Wiesenland

Aus Sicht der Westtangentengegner spricht vieles gegen den Weiterbau. Mit der neuen Straße würden circa 9000 Quadratmeter fruchtbares Acker- und Wiesenland überbaut. Neben den Baukosten von geschätzten 2,6 Millionen Euro würden langfristig auch die Kosten für Unterhalt und Sanierung für die circa 820 Meter lange Trasse zu tragen sein.

Aber auch der durch die neue Straße entstehende Lärm sei problematisch. Der Geräuschpegel für Hattenhof, zumindest in dessen östlichen Teil, werde zu hoch. Der häufig aus Westen kommende Wind würde den Lärm aber auch in die dichte Wohnbebauung in Steinleinsfurt sowie in das geplante Neubaugebiet am Rezat-hang tragen, zumal kein baulicher Lärmschutz vorgesehen sei, weder für Weißenburg, noch für Hattenhof.

Doch ihre Argumente seien nicht gehört worden. „Wir waren sehr vorsichtig“, befindet Ulrike Messerer und ergänzt: „Uns hat man nicht so vorsichtig behandelt.“ Die Initiatorinnen des Protestes hat auch enttäuscht, dass kein Stadtrat auf ihren Vorstoß hin mit ihnen Kontakt aufgenommen und sich ihre Positionen angehört hat.

Vor allem aber der „Vorwurf, dass wir zu spät reagiert hätten, hängt mir zum Hals raus“, sagt Messerer. Die jüngsten Erkenntnisse zum Klimaschutz, aber auch Naturkatastrophen wie die Flut unter anderem im Ahrtal im Sommer hätten eben jetzt zu einem Umdenken geführt. Und zu einem solchen sei es auch bei der Westtangente „ nie zu spät“.

Stadtrat soll Beispiel geben

Wenn man jetzt zu der Erkenntnis gelange, dass es in Zeiten des Klimawandels nicht mehr sinnvoll sei, zusätzliche Straßen zu bauen, dann müsse man eben auch jetzt die Sinnhaftigkeit solcher Projekte hinterfragen. Zum Stoppen des Vorhabens sei es erst zu spät, wenn die Baumaschinen bestellt seien.

So aber sei in Weißenburg beim Klimaschutz und beim Flächenverbrauch „kein Umdenken zu erkennen“. Messerer: „Jetzt brennt uns doch das Thema auf den Nägeln.“ Eine weitere Hattenhoferin fügt an: „Lieber spät als nie.“ Jeder müsse umdenken, und da sollte doch der Stadtrat beispielgebend für die Bürger der Stadt vorangehen. Es gehe „ums Retten des Lebensraums wirklich vieler Tiere, unter anderem von Rebhühnern“, sagt sie. Daher sind die Westtangentengegner auch der Meinung, dass das Thema beim neu geschaffenen Umweltbeirat gut aufgehoben wäre.

Sie widersprechen der Annahme, dass der Weiterbau der Westtangente Vorteile für die weiteren westlichen Weißenburger Ortsteile bringt. „Wer aus dem Westen in die Stadt will, braucht diese Straße nicht“, sagt Messerer.

Bewohner der von Kattenhochstatt oder Holzingen würden erleben, dass auch nach dem Weiterbau der Westtangente der Lastwagenverkehr nicht weniger werde, er werde nur um Weißenburg geleitet. Und das Problem, dass derzeit zu viel Durchgangsverkehr durch die Ludwig-Thumshirn-Straße fließe, sei mit einer Anlieger-Regelung einfacher zu lösen als mit dem Bau des zweiten Westtangententeils. Auch hier sei ein Umdenken notwendig.