Wildbret aus dem Weißenburger Stadtwald

21.5.2020, 07:26 Uhr
Wildbret aus dem Weißenburger Stadtwald

© Foto: Robert Renner

Nachdem der Weißenburger Stadtrat beschlossen hat, einen Großteil des Weißenburger Stadtwaldes in Eigenregie zu bejagen, haben die Mitarbeiter am städtischen Forstamt mit der Umsetzung begonnen. 1826 Hektar Jagdfläche sind seit Anfang April nicht mehr an private Jäger verpachtet, sondern werden durch das Forstpersonal zusammen mit privaten Jägern der Region bewirtschaftet.

Das hatte nach dem entsprechenden Beschluss im Stadtrat bei einigen Jägern zu Unmut geführt. Die Gemüter hätten sich mittlerweile aber wieder beruhigt, sagt Fischer. Die privaten Mitjäger hätten "so eine günstige Möglichkeit bekommen, ohne langfristige Bindung auf die Jagd zu gehen", heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. Die gesamte Jagdfläche wurde dazu in 15 Pirschbezirke unterteilt. Die Wildbretvermarktung brauchen nicht die Jäger selbst zu machen, diese hat das Forstamt übernommen.

Dennoch besteht natürlich für die Weidmänner die Möglichkeit, ihre erlegten Stücke selbst zu erwerben. "Die privaten Jäger sind ein wichtiger Teil der Jagdstrategie", versichert Fischer.

Um das bei der Jagd gewonnene Biofleisch aus heimischen Wäldern verkaufen zu können, wurde eigens eine Vermarktungsschiene geschaffen. Fördergelder für dieses Projekt flossen vom europäischen Leader-Programm, worauf auch eine Tafel an der neuen Kühl- und Zerwirkkammer hinweist.

Ausdrücklich lobten Fischer und Oberbürgermeister Jürgen Schröppel bei einem Pressetermin Carolin Tischner von der Lokalen Aktionsgruppe Altmühlfranken für Leader. Bei der Antragsabwicklung sei die Landratsamtsmitarbeiterin "eine große Hilfe" gewesen, meinte Fischer. Dem OB zufolge ist das Projekt über Leader förderfähig, weil es die regionale Wertschöpfung unterstütze.

Die Kühl- und Zerwirkkammer, die in das Nebengebäude am Forstamt integriert wurde, ist das Kernstück der Vermarktungsschiene. Dort kann das Wild unter hygienisch einwandfreien Bedingungen verarbeitet werden. Die Einrichtung wurde von der Abteilung Veterinärwesen und gesundheitlicher Verbraucherschutz am Landratsamt begutachtet und genehmigt. Hier dankte Fischer Dr. Ulrike Kreßel-Schäfer "für die beratende Unterstützung".

Das ausschließlich aus dem Weißenburger Wald stammende Reh- und Schwarzwild wird nach der Reifung in der Kühlung durch einen Metzger portioniert, vakuumiert, etikettiert und eingefroren. Im Weißenburger Forstamt, Geh.-Dr.-Doerfler-Straße 38, kann das Wildfleisch dann gekauft werden – und zwar immer donnerstags, außer an Feiertagen, von 10 bis 12 Uhr und von 16 bis 18 Uhr. Die Kunden sollen geeignete Einkaufstaschen mitbringen. Vorbestel-lungen werden während der Dienstzeit gerne entgegengenommen.

Die Preise liegen zwischen acht Euro pro Kilogramm für Schulterstü-cke mit Knochen und 30 Euro pro Kilogramm für Rückenfleisch und Filets. Eine Preisliste liegt am Forstamt aus. Ein Infoblatt zur Wildbretvermarktung ist in Arbeit.

Ziel der neuen Jagdstrategie in Weißenburg ist es, "den Wildbestand beim Rehwild auf ein naturverträgliches Maß zu regulieren, das den heimischen Baumarten erlaubt, ohne Schutzzäune, Wuchshüllen und chemische Schutzanstriche aufzuwachsen", erläutert der Pressetext des Forstamtes. Damit werde die natürliche Waldverjüngung gefördert und hohe Kosten für Wildschutzmaßnahmen würden vermieden.

Es würden damit aber auch Vorgaben aus der Jagd- und Waldgesetzgebung umgesetzt. Sie werden zugleich "Teil unserer vorbildlichen Waldwirtschaft", sagt Fischer. Dem städtischen Forstamt sei es wichtig "draußen vorbildlich zu arbeiten". Durch intensive Bejagung des Schwarzwildes werde versucht, die Wildschäden auf landwirtschaftlichen Flächen zu reduzieren.

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