Zu viel Verkehr in der Weißenburger Altstadt

7.7.2019, 17:23 Uhr
Zu viel Verkehr in der Weißenburger Altstadt

© Foto: Robert Maurer

Nun wird dem Stadtrat am Donnerstag, 25. Juli, die Studie zur Lärmbelastung durch den Verkehr in der Innenstadt vorgelegt. Diese Messungen sollen als Basis für die weiteren Entscheidungen dienen.

Die Bürgerinitiative um Hermann Drummer kann sich auf jeden Fall auf die Fahnen schreiben, die Verkehrssituation im Weißenburger Zentrum als Thema gesetzt zu haben. Es herrscht breiter Konsens im Stadtrat, dass es zu viel Durchgangsverkehr gibt, der noch dazu zu laut unterwegs ist. Die BI hat an einem Tag in der Bachgasse 1200 Autos gezählt, in der Judengasse seien es sogar 1600 gewesen, schilderte Dietmar Oschewski von der BI.

Das Straßenfest der BI auf dem kleinen Platz vor dem Gasthaus "Zur Kanne" belegte die Zahlen eindrucksvoll. Unermüdlich rollten Autos durch die Bachgasse. Und bei so manchem Motorrad konnte man die Redner trotz Mikrofon und Lautsprecher nur schwer verstehen. Ein Publikumsmagnet war die Veranstaltung allerdings nicht. Von den etwa drei Dutzend Besuchern waren die meisten Stadträte und BI-Aktive.

Letztendlich wird es beim Verkehrskonzept darum gehen, die verschiedenen Interessen abzuwägen und unter einen Hut zu bekommen. Die Anwohner wollen es ruhiger, die Geschäftsleute wollen Kundenfrequenz, machte Max Hetzner von den Grünen den Konflikt deutlich. "Es wird letztlich einen Kompromiss geben müssen", ist auch CSU-Fraktionschef Klaus Drotziger überzeugt.

Aus seiner Sicht kann es nur sinnvoll sein, sich hierfür fachliche Hilfe von außen zu holen. Schließlich gibt es in Deutschland viele Städte mit einem mittelalterlichen Kern, die das gleiche Problem haben wie Weißenburg. "Es wäre Blödsinn das Rad neu erfinden zu wollen."

Mit dieser Sichtweise hat er die Werbegemeinschaft hinter sich. Deren Vorsitzender Manfred Kroh bekannte sich klar zu einem externen Spezialisten, der dann auch das Interesse der Geschäftsleute auf Erreichbarkeit ihrer Läden berücksichtigen müsse. "Es gibt ja schon tolle Lösungen." Bei der BI sieht man das eher skeptisch. Drummer unterstrich, dass man praktische Erfahrungen vergleichbarer Städte unbedingt in die Überlegungen einfließen lassen müsse. Doch ein Konzept das rein am Schreibtisch entstanden ist, hat aus seiner Sicht keine Aussicht auf Erfolg.

Spielstraßen in der Altstadt

Die Redner signalisierten durch die Bank Verständnis für das Anliegen der Bürgerinitiative, blieben aber eher vage, wie sich eine Verbesserung erreichen lassen könnte. Am konkretesten wurde SPD-Fraktionschef Andre Bengel, der den verhinderten Oberbürgermeister entschuldigte. Er könne sich einen verkehrsberuhigten Bereich in der Luitpoldstraße vorstellen. Dann hätten dort die Fußgänger Vorrang und die Autofahrer hätten sich unterzuordnen.

Bei einem Erfolg ließe sich das auch auf andere Bereiche in der Altstadt – beispielsweise Am Hof – ausdehnen. Die Voraussetzungen in der Luitpoldstraße seien tatsächlich ideal für eine Spielstraße befanden auch Hermann Drummer und Norbert Mattusch, der Vorsitzende des Seniorenbeirats.

Eine andere Idee brachte Erkan Dinar (Die Linke) erneut vor: Digitale Anzeigen für die Zahl der freien Parkplätze in der Altstadt. Er verwies auf die Untersuchungen des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes, nach denen 60 Prozent der Kunden erst innerhalb der Stadtmauern nach einem Parkplatz suchen und erst dann das Parkhaus oder den Seeweiherparkplatz ansteuern würden. Viel von diesem Verkehr ließe sich mit den Anzeigen vermeiden. Einen entsprechenden Antrag hat der Stadtrat allerdings vor einige Zeit aus Kostengründen mit großer Mehrheit abgelehnt.

Dass nicht alle Ideen, die gut gemeint sind auch gleichermaßen gut bei allen ankommen, wurde anhand der neuen Parkplätze in der Obertorstraße deutlich. Die einen begrüßten, dass die Autofahrer dort nun langsamer tun müssen. Die anderen beklagten, dass es dadurch für Radfahrer erheblich gefährlicher geworden sei.

Deutlich wurde in der Diskussion auch, dass sich das Thema schlecht auf den Verkehr innerhalb der Stadtmauern eingrenzen lässt. Da ging es dann auch um herumliegenden Müll, zugeparkte Gehwege oder Gefahr durch Radfahrer auf Gehwegen. Auch der eine oder andere Seitenhieb auf den politischen Gegner blieb nicht aus.

Immer wieder kamen die Redner auch auf die Situation für Fahrradfahrer in Weißenburg zu sprechen. Inge Pfitzinger-Miedel forderte hier Umdenken bei den Autofahrern, die in vielen Fällen nicht einsehen wollten, dass Radler ebenso wie sie selbst Verkehrsteilnehmer mit den gleichen Rechten seien. In Sachen Fahrradfreundlichkeit ist die Nachbarstadt Gunzenhausen Weißenburg ordentlich voraus. FDP-Stadtrat Werner Falk schilderte, wie das erreicht worden ist. Dabei belaufen sich die Kosten für neu geschaffene Geh- und Radwege in den vergangenen Jahren auf weniger als eine Million Euro.

Egal welche Maßnahmen der Stadtrat letztendlich beschließen wird, ein Problem wird die anschließende Kontrolle sein, ist Hermann Drummer überzeugt. Schon jetzt gebe es viele Klagen speziell aus der Obertorstraße, weil dort nachts regelrechte Rennen veranstaltet würden. Das habe bislang dennoch nicht zu einer höheren Polizeipräsenz in der Straße geführt.

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