60 Jahre Eheglück in Trommetsheim

19.2.2018, 08:45 Uhr
60 Jahre Eheglück in Trommetsheim

© Jürgen Leykamm

Dass ihr einmal ein solches Ehejubiläum ins Haus stehen würde, davon konnte Ilse Burkhardt nach Ende des Zweiten Weltkriegs nur träumen. 1934 geboren, wächst sie in dieser schweren Zeit gemeinsam mit sechs Geschwistern in Rothenburg auf. Während sich die Mutter um den Kindersegen kümmert, verdient der Vater das Geld für die Familie als Turmwächter, was damals noch keine Touristenattraktion war. Als Jugendliche hilft sie erst in der Küche eines Gasthauses, dann in jener einer Polizeischule aus. Bei einem Weinfestbesuch fand sich dann die große Liebe.

An die wagt Adolf Reissig in seinen jungen Jahren gar nicht zu denken. Der 1936 in Trommetsheim geborene wächst dort in einem landwirtschaftlichen Anwesen auf. Die Aufgaben am Hof teilen sich seine drei Geschwister, sodass er sein Glück in Gunzenhausen versucht, wo er als 14-Jähriger eine Lehre als Metzger antritt. Als sein Chef eine Filiale in Rothenburg eröffnet, verschlägt es Reissig für die letzten beiden Lehrjahre dorthin.

Dort lernt er erst einen Turmwächter und dann dessen reizende Tochter kennen. Bei besagtem Weinfest wagen die beiden so manches Tänzchen, und es funkt zwischen ihnen. Er bringt sie nach Hause, und fortan sehen sich beide öfter. Schon allein deswegen, weil ihr Arbeitsweg an seiner Arbeitsstelle vorbeiführt.

Beruflich führt ihn sein Weg bald nach Stuttgart, sie folgt ihm alsbald nach. Beide heiraten dort 1958 am Valentinstag! Nach sieben Jahren, während denen drei Kinder geboren werden, geht es zurück nach Trommetsheim (wo auch die kirchliche Trauung vonstatten ging).

Als Kranfahrer gearbeitet

Reissig, für den als junger Mann kein Platz am elterlichen Hof war, bekommt ihn nun überschrieben. Zwei weitere Kinder erblicken hier das Licht der Welt, zwei der insgesamt fünf musste das Paar aber schon zu Grabe tragen. Der Ehemann verdient als Kranfahrer die Brötchen für die Familie, um die sich die Gattin als Mutter kümmert – die landwirtschaftlichen Flächen werden verpachtet. 1970 erfolgt der Hausneubau.

1992 entschließt sich das Paar zu einem weit über das Dorfleben hinaus entscheidenden Schritt und baut den alten Kartoffelkeller zu einer Kellerwirtschaft aus. Beide sind Fans der Eintracht Kattenhochstatt – aus deren Fanreihen kommt die Anfrage nach einem Stammtisch, zu dem es natürlich das passende Lokal braucht. Bei Reissigs finden „die Kellerratten“ (so der Name der Gruppe) ein Zuhause. Dort wurde auch Kirchweih gefeiert, bis man sich vor einigen Jahren zu einer Zeltkirchweih entschlossen hat. Vereinsversammlungen finden aber immer noch gerne beim „Kellerwirt“ statt. Auch der Gesangverein, den Adolf sieben Jahre leitete, trifft sich dort wöchentlich.

Was den Fußball anbelangt, gilt Ilses Liebe nicht nur der Eintracht, sondern auch dem HSV, der große Uwe Seeler gab einst den Ausschlag für diese Leidenschaft. Auch das jetzige Olympiageschehen verfolgt sie aufmerksam, eifrige Zeitungsleserin ist sie obendrein. Ihr Mann entdeckte indes im Alter von 70 Jahren das Reisen – seither ist er regelmäßig Gast auf Gran Canaria. Beide gemeinsam finden sich des Öfteren in Rothenburg wieder, wo alles begann.

Sechs Enkel und zwei Urenkel sind dem Jubelpaar beschert. Das Geheimnis ihrer langen Liebe? „Nicht im Streit aus dem Haus oder ins Bett gehen.“ Und sich, wenn möglich, erst gar nicht aufregen, streiten oder gar schreien. Das hätten die beiden auch in den Erziehungsjahren beherzigt, bestätigt der Nachwuchs.

Keine Kommentare