Akuter Schaden am Dachstuhl der Karmeliterkirche

13.10.2020, 05:57 Uhr
Akuter Schaden am Dachstuhl der Karmeliterkirche

© Foto: Robert Renner

Denn im größten Veranstaltungsraum der Stadt wären in den kommenden Wochen trotz der geltenden Abstandsregeln zumindest ein paar Termine möglich gewesen, wenn auch mit verminderter Zuschauerzahl. Doch die Veranstaltungen – zumindest jene, die für Oktober und November geplant waren – müssen nun allesamt verlegt werden.

Nach alternativen Lokalitäten wird derzeit gesucht, beispielsweise für die beiden Publikumsveranstaltungen zur Weißenburger Bücherschau, die vom 11. bis 17. November an sich ja im Wildbadsaal stattfindet. Die Termine mit größerem Zuschaueraufkommen sollten Corona-konform im größeren Kulturzentrum über die Bühne gehen. Die Veranstalter werden noch mitteilen, wohin sie ausweichen.

Aber auch etliche andere Termine müssen wegen des Dachschadens an der Karmeliterkirche nun verlegt oder abgesagt werden. Genaueres wird noch bekanntgegeben.

Schröppel: "Unerfreulich"

Oberbürgermeister Jürgen Schröppel nennt die Sache "unerfreulich". Nach städtischen Angaben hat sich im Walmdachflügel zur Klostergasse hin "ein Sparren gelöst und ist verrutscht". Weitere Balken biegen sich in der Folge bereits nach innen, schildert der OB. "Dadurch ergibt sich eine akute Gefahr, dass sich Dachziegel lösen und in die Klostergasse stürzen", heißt es in einer kurzen Pressemitteilung der Stadt.

Zunächst muss Schröppel zufolge nun eine Notsicherung des Walmes erfolgen. Diese soll nach Auskunft von Hermann Auernhammer, Architekt am Stadtbauamt, in der Zeit vom 26. Oktober bis 29. November, erfolgen. Dann ist das Kulturzentrum gesperrt.

Am Kulturzentrum gibt es bekanntlich seit längerem Probleme mit dem Dachstuhl, weshalb zur Sicherheit im großen Saal ein Netz unter der Stuckdecke gespannt ist, um Besucher vor eventuell herabfallenden Teilen zu schützen. "Der gesamte Dachstuhl ist seit Jahren unter Bobachtung", erinnert Schröppel.

Ein Fachbüro kontrolliert das Tragwerk regelmäßig. Aufgrund dieser Befunde wurde stets entschieden, ob die kostspielige Dachsanierung weiter verschoben werden konnte. "Jetzt gibt es aber die Empfehlung, nicht mehr zuzuwarten. Wir werden nächstes Jahr einsteigen müssen", berichtete der OB.

Sicherungsnetz hängt seit zehn Jahren

An das seit rund zehn Jahren unterhalb der barocken Stuckdecke gespannte Netz haben sich die Besucher des großen Saals im Kulturzentrum Karmeliterkirche mittlerweile gewöhnt.

Eine Vorsichtsmaßnahme, für die die Schäden im Dachstuhl den Anlass gaben. Seinerzeit wurden die Kosten für die Dachstuhlsanierung mit rund 1,5 Millionen Euro veranschlagt, wobei knapp die Hälfte der Entschädigungsfonds hätte zahlen sollen. Damals hieß es, die Dachreparatur lasse sich eigentlich nicht mehr aufschieben.

Das namhafte Ingenieurbüro Mittnacht aus Würzburg, das auch bei der Sanierung der Spitalkirche tätig war, kam in einem Tragwerksgutachten für den Dachstuhl zu dem Ergebnis, dass die erst 1970 instand gesetzte Balkenkonstruktion grundlegend repariert werden muss, weshalb zunächst eine Notsicherung vorgenommen worden war, die etliche Jahre über die Runden half.

Der Karmeliterklosterkomplex ist in verschiedenen Phasen entstanden, das gilt auch für die einzelnen Dachstühle. Der älteste Teil ist jener über der Sakristei, der 1469 bis 1471 aufgestellt wurde. Von 1470/71 stammt das Gebälk über dem heute nicht genutzten Ostflügel. Der Chorraum wurde 1478/79 überdacht. Und die Konstruktion über dem Seitenschiff des Langhauses stammt aus den Jahren 1552/53.

1473/74 entstand das Dach über dem Langhaus der Kirche, dem heutigen Saal des Kulturzentrums. Die Balkenkonstruktion über dem Kirchenraum stand, abgesehen von den Eingriffen, die in der Barockzeit erfolgten, also fast 500 Jahre, bis sie 1970 saniert wurde.

Sanierung wird seit Jahren verschoben

Anfang 2016 sah es schon einmal nach einer Sanierung aus. Zunächst wartete die Stadt auf Zuschüsse aus dem bayerischen Entschädigungsfonds, dann auf die Freigabe für den sogenannten vorgezogenen Maßnahmenbeginn, und schließlich kam die Behördenverlagerung des Freistaates Bayern ins Spiel und damit der Einzug der Landesstelle für nichtstaatliche Museen in den seit vielen Jahren ungenutzten Klosterflügel des Komplexes im Herzen der Altstadt.

Aus dem ist bekanntlich bis heute nichts geworden, wenngleich jüngst wieder etwas Bewegung in die Sache kam. OB Schröppel hatte sich aus der gemeinsamen Abwicklung des Umbaus und der Dachsanierung Synergieeffekte versprochen, vor allem aber auf nur eine Schließungsphase für das Kulturzentrum gehofft. Das ist nun aber passé.

Keine Kommentare