Grünen-Antrag findet wenig Freunde

Aus dem Mehrgenerationenhaus in Weißenburg wird wohl nichts

21.10.2021, 14:41 Uhr
Die Grünen wollen ein Mehrgenerationenhaus und könnten sich vorstellen, ein solches im ehemaligen Gasthof Zum Kronprinzen einzurichten, wo es gemeinsam mit dem dort bereits ansässigen Jugendzentrum und eventuell auch der vhs betrieben werden könnte. Die Mehrheit im Hauptausschuss des Stadtrates wollte aber nicht einmal einem Prüfauftrag für städtische Gebäude zustimmen.

© Robert Renner, NN Die Grünen wollen ein Mehrgenerationenhaus und könnten sich vorstellen, ein solches im ehemaligen Gasthof Zum Kronprinzen einzurichten, wo es gemeinsam mit dem dort bereits ansässigen Jugendzentrum und eventuell auch der vhs betrieben werden könnte. Die Mehrheit im Hauptausschuss des Stadtrates wollte aber nicht einmal einem Prüfauftrag für städtische Gebäude zustimmen.

Die Grünen hatten eine solche Einrichtung im Kommunalwahlkampf 2020 vorgeschlagen und nun einen Antrag gestellt, „die vorhandenen leerstehenden städtischen Gebäude auf eine mögliche Nutzung als Begegnungsstätte im Sinne eines Kultur- und Bildungszentrums wie zum Beispiel eines Mehrgenerationenhauses“ zu überprüfen. Zusätzlich sollten nach den Vorstellungen der Stadtratsfraktion entsprechende Förderprogramme recherchiert werden.

Oberbürgermeister Jürgen Schröppel berichtete ,dass es in Bayern 88 Mehrgenerationenhäuser gibt, das nächstgelegene in Pleinfeld. Zur Finanzierung gebe es ein Förderprogramm des Freistaates, das bis 2028 läuft. Nach diesem müsste die Stadt mindestens 10 000 Euro aufbringen, staatlicherseits flössen dann 40.000 Euro.

Investitionsstau am Progymnasium

Als Gebäude nannte der OB das ehemalige Volksbad, das städtische Anwesen Pfarrgasse 2, das Ämtergebäude an der Jahnstraße sowie das Progymnasium. Für dieses habe ein Architekt einen „Sanierungsstau“ in Höhe von 2,4 Millionen Euro errechnet. Betroffen seien Fluchtwege, der Brandschutz, die Fassade, Fenster, sanitäre Einrichtungen und einiges mehr. Eine entsprechende Instandsetzung hält das Stadtoberhaupt „im Haushalt in den nächsten Jahren nicht für darstellbar“. Das Thema Barrierefreiheit, das bei einem Mehrgenerationenhaus sicher berücksichtigt werden müsse, sei da noch gar nicht dabei.

Das Ämtergebäude ist aus Schröppels Sicht von der Raumaufteilung her „nicht geeignet“ und „viel zu groß“. Außerdem sei es in einem Zustand, wo zu überlegen sei, ob man es nicht besser abreiße.

Das ehemalige Volksbad an der Spitalanlage werde vom CVJM im Erdgeschoss und von der Volkshochschule (vhs) genutzt. Und in der Pfarrgasse 2 sei „auch alles belegt“, unter anderem vom Stadtmarketing. Schröppel: „Das ist der Liegenschaftsstand.“

Claudia Pößnicker fehlte in dieser Auflistung der ehemalige Gasthof „Zum Kronprinzen“. Der Saal und die früheren Fremdenzimmer seien frei, den Rest würde das Jugendzentrum (Juz) nutzen, „das sie wahrscheinlich nicht vertreiben wollen“, hielt der OB der Grünen-Stadträtin entgegen. Pößnicker sieht im Gegenteil aber sogar die Chance auf eine Kooperation des Juz mit dem Mehrgenerationen haus. Der Bedarf für einen solchen Begegnungsort ist ihrer Meinung nach auf jeden Fall gegeben.

Erfahrungsberichte gewünscht

Dies müsse erst ergründet werden, meinte hingegen Andre Bengel. Der SPD-Fraktionsvorsitzende hätte außerdem gerne Erfahrungsberichte aus anderen Kommunen, welchen Aufwand sie betreiben müssten, um ihr Mehrgenerationenhaus am Laufen zu halten. Es sei nicht grundlegend gegen eine solche Einrichtung, jedoch hätte er gerne mehr Informationen vor einer Entscheidung.

Ähnlich wie der OB verwies Heinz Gruber auf „sehr viele Vereine und kirchliche Einrichtungen“, die schon Begegnungsangebote machen. Der Freie Wähler (FW) sieht die Gefahr, „Doppelstrukturen zu schaffen“. Auch deshalb erachtet Gruber den Bedarf für ein Mehrgenerationenhaus in Weißenburg als nicht gegeben.

„Ich verstehe die Diskussion nicht ganz“, merkte hingegen Klaus Drotziger an. Die Grünen hätten einen Prüfauftrag für infrage kommende Gebäude gestellt. Das Ergebnis habe der OB vorgetragen. Es müsse daher jetzt aber nicht über „Sinn oder Nichtsinn eines Mehrgenerationenhauses diskutiert“ werden. Doch schon alleine den Prüfauftrag hält der CSU-Fraktionsvorsitzender „zu diesem Zeitpunkt für nicht sinnvoll“. Jeder wisse, dass die Verwaltung alle Hände voll zu tun habe und kaum über die Runde komme. „Muss es dann diesen Prüfauftrag auch noch geben?“, fragte er.

OB Schröppel bot trotzdem an, das Kronprinzen-Anwesen und eine gemeinsame Nutzung mit dem Juz zu prüfen. Von den Grünen-Vertreterinnen im Ausschuss wollte er wissen, ob sie damit den Antrag ihrer Fraktion als erledigt ansähen.

Die vhs wartet schon lange

Das verneinten Claudia Pößnicker und Katrin Schramm, die eine Abstimmung haben wollte. Außer ihnen und Victor Rother wollte sich aber niemand dafür erwärmen. Der Linken-Stadtrat sieht den Bedarf für „ein Haus der Bildung und Kultur“ durchaus als gegeben an. Die vhs könne darin ebenso eine Heimat finden, meinte er. Die Volkshochschule warte schließlich „schon seit zehn Jahren auf adäquate Räume“. Und auch Kulturschaffende bräuchten Platz, als Beispiel nannte Rother „bezahlbare Künstlerwerkstätten“.

Auch die Grünen hatten in ihrer Antragsbegründung geschrieben, dass in Weißenburg „bisher ein offener Treffpunkt fehlt, an dem sich Bürgerinnen und Bürger verschiedener Generationen, Kulturen und Interessensgruppen begegnen, sich austauschren und gegenseitig unterstützen können“. Das soziale Miteinander und die Schaffung eines dafür geeigneten Begegnungsortes seien gerade nach der Corona-Pandemie wichtiger denn je.

Kaum Chancen im Stadtrat

Ein solcher Begegnungsort kann nach den Vorstellungen der Grünen „die ohnehin vorhandenen zahlreichen Angebote bündeln“. Auch seien Kooperationen, beispielsweise mit Juz, Kiss, vhs und anderen Vereinen, vorstellbar. Und ein Mehrgenerationenhaus könnte auch als „Haus des Gastes“ mit „Freizeitangeboten zu einer beliebten Anlaufstelle für Touristen werden“, heißt es weiter in der Antragsbegründung.

Die endgültige Entscheidung über den Grünen-Antrag trifft der Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstag, 28. Oktober, um 17 Uhr im Wildbadsaal. Angesichts des deutlichen Votums im vorberatenden Hauptausschuss dürfte sich aber kaum eine Mehrheit dafür finden.

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