Auszeichnung für die Alzheimer-Gesellschaft

20.6.2018, 11:48 Uhr
Auszeichnung für die Alzheimer-Gesellschaft

© Robert Maurer

Es ist das dritte Mal, dass der CSU-Kreisverband diesen Preis im Gedenken an den früheren Landtagsabgeordneten Ernst Lechner, der als „Vater des Fränkischen Seenlandes“ gilt, verliehen hat. Dotiert ist er mit 500 Euro. Die Familie Lechner legte auch diesmal noch eine Spende oben drauf. Doch das Geld ist nur ein Aspekt des Preises. Mindestens ebenso wichtig ist es CSU-Kreisvorsitzendem Manuel Westphal und seinen Vorstandskollegen, mit der Verleihung eine Plattform zu schaffen, bei der sich eine Organisation einer größeren Öffentlichkeit vorstellen kann.

Zahlreich vertreten waren bei der Verleihung im Kanonensaal diverse Mandatsträger der CSU. Zuvörderst Landrat Gerhard Wägemann und sein Stellvertreter Robert Westphal, aber auch etliche Bürgermeister sowie Stadt- und Kreisräte. Manuel Westphal ist überzeugt, mit der Alzheimer-Gesellschaft einen „würdigen Preisträger“ gefunden zu haben. Der Weißenburger Verein nennt sich zwar Alzheimer-Gesellschaft, versteht sich aber als Sprachrohr für alle Demenzerkrankungen. Etwa zwei Drittel der Demenzerkrankungen sind durch Alzheimer begründet.

Für die anwesenden Politiker hatten Oliver Riedel und Andreas Kübler ein paar Hausaufgaben vorbereitet. „Wir stoßen an unsere Grenzen“, stellte Riedel fest. Früher oder später werde die Arbeit in der Demenzberatung professionalisiert werden müssen, ließen sie durchblicken. Bislang leistet der Verein eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung für Angehörige komplett auf ehrenamtlicher Basis. Dabei hat die Alzheimer-Gesellschaft Weißenburg gerade einmal 56 Mitglieder.

„Die Angehörigen sind oft hilflos“, weiß Riedel. Anfangs ist es die Butterdose, die unter den Tisch statt in den Kühlschrank gestellt wird. Dann die Beerdigung, zu der die Mutter gehen will, obwohl diese schon vor einem halben Jahr war. Und irgendwann macht sich der Vater nachts auf zur Bushaltestelle, weil er doch einen Arzttermin hat. „Demenz überfällt Sie nicht über Nacht“, schilderte Oliver Riedel. „Es ist eher wie ein schleichender Virus.“ Fertigkeiten verlieren sich Stück für Stück. „Für die Angehörigen ist das ebenso wie für die Betroffenen eine ganz schwere Zeit.“

Eine kompetente Beratung kann hier unterstützen, indem auf Hilfsangebote oder auch auf Heime verwiesen wird. Und manchmal helfen schon beruhigende Worte: „Wir wissen aus verschiedenen Untersuchungen: die Betroffenen können in sich sehr glücklich werden.“ Für Angehörige und Pflegende bedeute das aber: „Wir müssen uns auf deren Welt einlassen.“

Das gilt nicht nur zu Hause, sondern auch in der Klinik oder im Heim. Doch dafür braucht es mehr Personal als die 13000 zusätzlichen Stellen, die Gesundheitsminister Jens Spahn angekündigt hat. „Qualität in der Pflege bedeutet auch die nötige Zeit zu haben“, so Riedel. In seiner Zeit als Pflegedirektor am Weißenburger Klinikum wurde zusammen mit der Alzheimer-Gesellschaft ein Demenzkonzept entwickelt, um auch im Klinik-Alltag besser mit der Erkrankung umgehen zu können. Auch Westphal ist sich im Klaren, dass es wichtig ist, „die Attraktivität des Pflegeberufs zu steigern“. Denn: „Hilfskräfte aus Osteuropa sind keine Lösung“, machte Andreas Kübler deutlich.

Aufgabe der Alzheimer-Gesellschaft sei es hier, mit Beratung und Schulungen zur Seite zu stehen. Deshalb steht das Organisieren von Fachvorträgen und öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen ganz zentral in der Arbeit des Vereins. Das sind Aktionen zum Welt-Alzheimertag im September ebenso wie Kräuterwanderungen, der Benefizlauf der Eintracht Kattenhochstatt oder eine Kirchweih-Einstimmung in Weißenburg.

Die Stigmatisierung der Krankheit in der Öffentlichkeit lasse zwar nach, Ressentiments seien aber noch immer vorhanden, schilderte Riedel die Situation. Dabei greift die Erkrankung mehr und mehr um sich. Alljährlich kommen allein in Deutschland 40000 Betroffene hinzu. Kübler: „Alle zwei Jahre der Landkreis Altmühlfranken.“

Doch es müssen nicht immer nur Dinge sein, die mit hohen Ausgaben verbunden sind, die sich die Aktiven der Alzheimer-Gruppe wünschen. Kübler warf mit großer Begeisterung die Idee eines Wald-Demenzgartens in den Raum, ähnlich einem Waldkindergarten, nur eben für Senioren, die unter Alzheimer bzw. Demenz leiden. „Lassen Sie uns das gemeinsam überlegen.“

Dass solche Dinge möglich sind und etwas bringen, beweise die Aktion „Sport trotz(t) Demenz“, die die Alzheimer-Gesellschaft gemeinsam mit der Eintracht Kattenhochstatt aus der Taufe gehoben hat. Jede Woche kommen durchschnittlich 20 Menschen, um an dem Angebot teilzunehmen. Keineswegs alle leiden unter der Erkrankung. Denn das Angebot versteht sich auch als Prophylaxe. „Meinem Vater hätte das gefallen“, ist Andreas Kübler überzeugt. Der war vor Jahren an Demenz erkrankt und war für Kübler letztlich die Motivation, gemeinsam mit Ursula Amler vor neun Jahren die Alzheimer-Gesellschaft Weißenburg zu gründen.

Mehr über die Alzheimer-Gesellschaft findet sich auf deren Internetseite www.alzheimer-weissenburg.de. Wer die Arbeit des Vereins finanziell unterstützen möchte, kann auf folgende Konten spenden: IBAN: DE39 7606 9468 0003 0990 32 (Raiffeisenbank Weißenburg-Gunzenhausen, BIC: GENODEF1GU1) oder IBAN: DE 04 7645 0000 0231 1162 52 (Sparkasse Mittelfranken-Süd, BIC: BYLADEM1SRS).

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