Autokauf in Corona-Zeiten

15.1.2021, 08:00 Uhr
Autokauf in Corona-Zeiten

© Foto: Robert Renner

"Im Sommer konnten wir das fast wieder aufholen", bilanziert Dieter Hilpert. Vor allem in der zweiten Jahreshälfte war es etwa bei der Marke Kia fast wieder normal – wenn im ersten Corona-Jahr überhaupt von Normalität gesprochen werden kann. Nissan dagegen und auch Skoda (in Wettelsheim) blieben unter den Vorjahreszahlen.

Aus Sicht der beiden Brüder haben sich die Maßnahmen der Bundesregierung, die Mehrwertsteuer von 19 auf 16 Prozent zu senken und die E-Mobilität mit Sonderprämien zu fördern, vor allem im Autohandel deutlich positiv ausgewirkt. "Das sind bei einem Auto, das 30.000 Euro kostet, immerhin 900 Euro", rechnet Stefan Hilpert vor. "Das Geld wollten sich viele sparen und haben dann gekauft", weiß sein Bruder Dieter aus vielen Gesprächen.

Die Prämie lockte

Auch die Prämie für den Kauf von Elektro- oder Hybrid-Fahrzeugen brachte den Händlern gute Zahlen. "Mit der Prämie, den Nachlässen der Hersteller und der niedrigeren Mehrwertsteuer kommen da schon mal 10.000 Euro zusammen, die das Fahrzeug dann billiger ist", so Dieter Hilpert.

Im noch jungen E-Segment waren bei den Hilperts die Autos der Marken Kia und Nissan der Renner. "Vor allem Kia konnte liefern und hatte Hybrid- ebenso wie reine E-Fahrzeuge parat." Ein für Dieter Hilpert gewichtiger Vorteil im boomenden E-Mobil-Markt, denn lange Wartezeiten auf ihr neues Auto wollten viele Kunden nicht absitzen. Vor allem Hybrid-Fahrzeuge wurden nachgefragt. 

Für eine gewisse Grundauslastung beim Neuwagen-Verkauf hat der Leasing-Bereich gesorgt: Der Vertrag läuft aus, dann muss entweder ein neuer Wagen her oder der bisherige wird herausgekauft. Letzteres ist aber eher selten. Bei Finanzierungen sieht dies ähnlich aus, allerdings werden hier öfter die gebrauchten Fahrzeuge übernommen und weitergefahren, wie Statistiken des Verbands der Automobilindustrie (VDA) zeigen.

Rückgang bei den Verkaufszahlen

Der VDA rechnet, dass die Pandemie der Branche die größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg bescheren wird. Die Zahl der Neuzulassungen ist im ersten Halbjahr 2020 um 35 Prozent eingebrochen. Auf das ganze Jahr gesehen rechnet der Verband mit einem Verlust von 24 Prozent.

Verwunderlich ist das nicht. Hygienemaßnahmen bei Verkaufsgesprächen, keine Probefahrten zusammen mit dem Kunden (die durften nur alleine testen), keine großen Erklärungen der Fahrzeuge und so weiter – das alles ist nicht gerade verkaufsfördernd, heißt es in der Branche.

Doch die Hilperts blicken nicht nur auf die Verkaufszahlen, sondern auch auf ein zweites, wenn auch kleineres Standbein: den Abschleppdienst. "Da haben wir einen Rückgang um rund 50 Prozent", hat Dieter Hilpert festgestellt.

Weniger Unfälle

Viele Reisen mit dem Auto seien nicht gemacht worden, diverse Geschäftsmeetings und Kontakte in den virtuellen Raum verlegt worden. "Wenn weniger gefahren wird, gibt es auch weniger Pannen", so Hilpert. Und auch Unfälle. "Das ist das Einzige, worüber man froh sein kann."

Die Bereitschaft im ADAC-Abschleppdienst musste das Unternehmen aber natürlich dennoch gewährleisten – vor allem auch personell. Dieser Aufwand und die Kosten für das markant gelbe Fahrzeug
rechnen sich bei deutlich weniger Abschleppeinsätzen aber kaum mehr.


Die Automeile im Süden Weißenburgs


Eigentlich wollten die beiden Brüder mit ihrem Team aus dem bisherigen Autohaus mitten in Dettenheim längst in den Neubau nahe der Bundesstraße 2 umgezogen sein. "Aber auch da hat uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht." Mittlerweile hinken die Arbeiten um ein Dreivierteljahr hinterher, beklagen die Hilpert-Brüder. Doch Mitte 2021 soll der Umzug dann endlich Realität werden.

Aktuell ist der Estrich im neuen Autohaus gegossen, danach geht es an die Leitungen und den kompletten Innenausbau. "Die Möbel haben wir schon alle da. Die mussten wir im Keller einlagern." Die beiden Hilpert-Brüder hoffen, dass nach dem Umzug zumindest eine kleine Eröffnungsfeier möglich sein wird – trotz Corona.

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