Als Bundestrainerin in Japan

Barbara Georgi: Aus Ramsberg zu Olympia nach Tokio

24.7.2021, 14:24 Uhr
Im Zeichen der Ringe: Barbara Georgi in der Olympiastadt Tokio, wo sie sich in den vergangenen Tagen schon ein wenig akklimatisiert hat.  

© Privat, NN Im Zeichen der Ringe: Barbara Georgi in der Olympiastadt Tokio, wo sie sich in den vergangenen Tagen schon ein wenig akklimatisiert hat.  

Auch Barbara Georgi konnte nicht live dabei sein, was sie sehr bedauerte. „Das gehört eigentlich dazu und ist etwas Besonderes“, sagt die in Ramsberg am Brombachsee lebende Bundestrainerin der deutschen Luftpistolenschützen. Zweimal hat sie eine derartige Zeremonie schon miterlebt – allerdings noch als Nachwuchstrainerin bei den Olympischen Jugendspielen. „Das ist überwältigend und sorgt für Gänsehaut – ein unglaublicher Moment“, erzählt Georgi, die nun erstmals mit den Erwachsenen bei Olympia ist.

Die Angst etwas zu vergessen

Die Vorfreude auf dieses Ereignis war bei der 63-Jährigen natürlich groß, wurde allerdings auch getrübt: „Es ist schon enorm, was da im Vorfeld alles erledigt werden muss“, findet sie mit Blick auf Dokumente, Tests, Apps und Co. Die Angst, irgendetwas Wichtiges zu vergessen, schwang vor der Abreise und dem Flug von Nürnberg über Frankfurt nach Tokio ständig mit. Und sie war gewarnt, denn einem Kollegen des Bund Deutscher Radfahrer wurde die Abflugerlaubnis verweigert.

Bei Barbara Georgi lief es jedoch glatt. Sie hat inzwischen Quartier bezogen im olympischen Dorf der japanischen Millionen-Metropole und hat mit ihren Schützlingen bereits die ersten Trainingseinheiten absolviert. Die ganze Konzentration gilt den anstehenden Wettkämpfen.
Die Eröffnungsfeier konnte die Luftpistolen-Bundestrainerin zwar nur im Fernsehen verfolgen und obendrein ist vieles durch die Corona-Einschränkungen geprägt. „Dennoch ist die Stimmung im olympischen Dorf und bei der gesamten deutschen Mannschaft sehr gut“, berichtet Barbara Georgi aus Japan.

Tägliche Corona-Tests

„Die Sportler trainieren motiviert und diszipliniert“, betont sie weiter. In den Tagen vor den Wettkämpfen versuchte sich das Team an den Zeitunterschied (sieben Stunden) und das Klima (hohe Temperaturen mit hoher Luftfeuchtigkeit) anzupassen. „Gefühlt sind die Temperaturen immer drei bis vier Grad höher als angegeben“, findet Georgi. Was auch zu „Tokyo 2020“ gehört: „Wir werden jeden Tag auf Corona getestet und laufen ununterbrochen mit Maske rum – außer im eigenen Zimmer.

Gut gelaunt zur Olympiade: Luftpistolen-Bundestrainerin Barbara „Bärbel“ Georgi (Zweite von links) mit ihren Sportschützinnen Monika Karsch (links), Carina Wimmer (Zweite von rechts) und Doreen Vennekamp (rechts).  

Gut gelaunt zur Olympiade: Luftpistolen-Bundestrainerin Barbara „Bärbel“ Georgi (Zweite von links) mit ihren Sportschützinnen Monika Karsch (links), Carina Wimmer (Zweite von rechts) und Doreen Vennekamp (rechts).   © Deutscher Schützenbund, NN

Anfangs habe sie gestöhnt, „dass wir vom Dorf bis zum Schießstand eine Stunde mit dem Bus unterwegs sind“, erzählt die Ramsbergerin weiter. „Inzwischen bin ich aber froh. Wir fahren über eine Schnellstraße auf die andere Seite der Stadt und bekommen so einen kleinen Blick auf die Metropole. Das, was wir sehen, ist sehr beeindruckend und macht Lust auf mehr.“

Aber wie bereits erwähnt: Im Fokus stehen aktuell die Wettkämpfe. In Georgis Bereich Pistole (Luft, Sport, Schnellfeuer) sind fünf Sportlerinnen und Sportler am Start: Monika Karsch, Carina Wimmer und Rio-Olympiasieger Christian Reitz aus Bayern, zudem Doreen Vennekamp und Oliver Geis aus Hessen. Insgesamt umfasst das relativ kleine Team des Deutschen Schützenbundes (DSB) zwölf Teilnehmer aus den diversen Disziplinen.

Finale? Oder gar Medaillen?

Schon die Qualifikation war für alle Schießsport-Olympioniken eine hohe Hürde und jetzt wartet natürlich große internationale Konkurrenz. Pro Disziplin sind rund 45 Sportler/innen am Start, die besten acht kommen ins Finale. Der Einzug ins Finale ist auch bei den deutschen Schützen das erste Ziel, das allerdings eine riesige Herausforderung darstellt.

Gleich am Samstagfrüh waren die Männer mit der Luftpistole an der Reihe, am Sonntag folgen die Frauen. Der Mixed-Wettbewerb steht für den 27. Juli am Plan, und auch die weiteren Pistolen-Wettbewerbe folgen recht frühzeitig, sodass Barbara Georgi und ihre Schützlinge, auch „Pistoleros“ genannt – bereits nach der ersten Olympia-Woche Bilanz ziehen können und wissen werden, ob es für Medaillen gereicht hat.

So sieht die die Halle mit dem Schießstand für das Finale der Pistolenschützen bei der Olympiade in Tokio aus.

So sieht die die Halle mit dem Schießstand für das Finale der Pistolenschützen bei der Olympiade in Tokio aus. © Privat, NN

Egal ob Leichtathleten, Schwimmer oder eben auch die Schützen, sie werden alle ohne Zuschauer auskommen müssen. Olympische Geisterspiele sozusagen. „Das wird uns aber nicht belasten“, sagt die Bundestrainerin. Sie weiß aus langjähriger Erfahrung, dass Sportschießen nicht gerade der große Zuschauermagnet ist. „Das Publikum ist für uns nicht so ausschlaggebend“, sagt Georgi.

Die Bundestrainerin aus Ramsberg hofft, dass zumindest in den Finals gute Stimmung herrscht und vielleicht andere Sportler ihre Teamkollegen unterstützen dürfen. Das wird sich zeigen. Wie eingangs schon gesagt: Diese Olympiade ist völlig anders.

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