Bio-Soja aus Altmühlfranken

9.8.2016, 06:00 Uhr
Bio-Soja aus Altmühlfranken

© Mühlöder

Zum ersten Mal hat das Ehepaar Kraft dieses Jahr Sojabohnen auf seinen Äckern zwischen Holzingen und Hattenhof ausgesät. Die Idee kam, weil sie in der Vergangenheit vermeintlich gentechnikfreies Futtersoja eingekauft hatten, das sich hinterher als verunreinigt herausstellte. Keine Seltenheit, denn es ist eine Herausforderung, genfreies Soja auf dem Markt zu finden. Zertifikate seien zwar vorhanden, bei der Einhaltung der Vorgaben könne man sich aber nie sicher sein, erklärt Steffi Kraft. Und das, obwohl Soja das wichtigste Futtereiweißmittel für Nutztiere ist.

Der Großteil der Sojabohnen wird dabei aus Nord- und Südamerika importiert. Jetzt aber wächst auch Soja in Altmühlfranken. Sieht man die Sojabohnenfelder von Kraft zwischen den riesigen Maisäckern, wundert man sich zuerst, was dort denn „vor sich hinwuchert“. Noch sind die Pflanzen klein, tragen kaum Blüten. Dafür blüht es im restlichen Feld froh und munter vor sich hin. „Oft sieht es hier sehr wild aus“, lacht der Biobauer, „als Biolandwirt braucht man wirklich starke Nerven“, manchmal habe man das Gefühl, die Blumen würden überhandnehmen, scherzt er weiter.

Aufwärtstrend in Sachen Soja

Das Thema Gentechnik beschäftigt nicht nur Biolandwirt Kraft und den Verbraucher, sondern auch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Lfl). 2011 gründete man die „bayerische Eiweißinitiative“. Ziel der Ini­tiative ist es, weniger Eiweiß aus den nord- und südamerikanischen Staaten zu importieren. Wegen der wirtschaftlichen Unabhängigkeit, aber auch, um dem Verbraucher die Wahl zu lassen zwischen genmanipulierten oder gentechnikfreien Produkten.

Kraft steht in seinem Sojafeld und zieht eine der krautig grünen Pflanzen aus dem Boden. Im Großen und Ganzen sei er zufrieden. Von den insgesamt zehn Hektar werde man einen ordentlichen Ertrag ernten können. Auf jeden Fall will er im kommenden Jahr die Hülsenfrucht wieder aussäen. Mittlerweile werden im Landkreis 38 Hektar Sojabohnen angebaut, 2014 waren es nur drei Hektar Gesamt­anbaufläche.

Ein deutlicher Aufwärtstrend. Und das obwohl die Sojabohne ihren Ursprung im fernen China hat. Dort erkannte man bereits vor 5000 Jahren die Nützlichkeit der Pflanze. Von dort breitete sie sich über Japan nach Südostasien aus. In Asien stellte die Bohne mit Hirsefrüchten den wichtigsten Eiweißlieferant der Menschen dar. In Europa und Nordamerika erlangte der Anbau erst im 20. Jahrhundert wirtschaftliche Bedeutung. Damals aber hauptsächlich für industrielle Zwecke. In der Ernährungsbranche spielte die Sojabohne in der westlichen Welt lange kaum eine Rolle.

Inzwischen engagiert sich sogar die Weißenburger Hauswirtschaftsschule in der Sojaforschung. Um herauszufinden, welche Sorten an welchen Orten in Deutschland am besten wachsen, beteiligt man sich an dem Projekt „1000 Gärten“. Ausgerichtet wird es vom Öko-Tofu-Hersteller „Taifun“ und der Landwirtschaftsanstalt Hohenheim. Im Frühjahr bekam die Weißenburger Schule zwölf verschiedene Bohnensorten zugesendet. Bei der Ernte im Herbst wird sich zeigen, welche Bohnen den klimatischen Bedingungen der Umgebung gewachsen sind. Denn eigentlich braucht die Sojabohne höhere Temperaturen und viel Sonne.

Diese Erfahrungen kann auch Kraft bestätigen, denn der diesjährige regenreiche und verhältnismäßig kalte Sommer mache den Sojabohnen schon zu schaffen. Allerdings hat die Pflanze  neben dem Ernteertrag noch einen weiteren Nutzen. Sie gehört zur Familie der Leguminosen, und diese Pflanzenarten binden durch Knöllchen­bakterien Stickstoff aus der Luft und reichern ihn im Boden an, was zu einer Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit führt. Deshalb werden sie gerne als Gründüngung verwendet.

Nur mit Bio rentabel

Rentabler als der Import sei der Eigenanbau von Soja nicht. Man könne nicht wegen großer Gewinne kultivieren, meint Steffi Kraft. Aber gerade bei Bioprodukten sei der Vorteil, dass man sich nicht mit dem Weltmarkt Preisschlachten liefern müsse. Die Holzinger Sojabohnen landen übrigens nicht in den Mägen von Schweinen oder Rindern, sondern auf den Tellern von Menschen. Und zwar als Tofu, Sojasoße oder Tempeh.

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