Bis zu 5000 Infizierte in Altmühlfranken

6.5.2020, 06:08 Uhr
Bis zu 5000 Infizierte in Altmühlfranken

© Foto: Alfons Dinnebier

Das dürfte bedeuten, dass nicht 361 (Stand gestern), sondern eher zwischen 2000 und 5000 Menschen vor Ort infiziert sind oder es waren. Die Heinsberger Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Zahl der Infizierten bis zu zehnmal so hoch sein könnte wie die offiziell nachgewiesenen Fälle. Das würde in Weißenburg-Gunzenhausen bedeuten, dass sich etwa 3600 Menschen mit dem Virus infiziert hätten. 

Rank hält es als Annahme für realistisch, dass deutschlandweit im Schnitt zwei Prozent der Bevölkerung infiziert sind oder es waren. Das würde für Weißenburg-Gunzenhausen etwa 2000 Erkrankte bedeuten. Rechnet man die in Heinsberg ermittelte Sterblichkeit von knapp vier Toten pro Tausend Erkrankten auf Weißenburg-Gunzenhausen um, ergäbe sich für Altmühlfranken sogar eine Zahl von um die 5000 Infizierten.

Zwischen 2000 und 5000 Menschen wird sich die statistische Wahrheit im Landkreis also wohl bewegen. Damit ist sie weit entfernt von den tatsächlich nachgewiesenen Infektionsfällen im Landkreis. "Diese Zahl zeigt im Grunde nur, wie viel man testet", erklärt Rank.

Die geschätzte Dunkelziffer mache es den Menschen vielleicht leichter, die Notwendigkeit der strikten Maßnahmen der vergangenen Wochen einzusehen, hofft Löw. Denn ohne diese Einschnitte – da sind sich beide Mediziner einig – wären die Infektionszahlen explodiert. "Die Maßnahmen waren richtig und sie haben unglaubliche Effekte gehabt", stellt Johannes Rank fest. Hätte man nichts getan, wären deutschlandweit zigtausende Menschen gestorben.

Dass nun Stück für Stück gelockert werde, sei nicht auf medizinische Erkenntnisse zurückzuführen, sondern folge wirtschaftlichen Überlegungen, ergänzt Löw. "Ich will nicht den Teufel an die Wand malen, aber das kann uns auch noch um die Ohren fliegen." Zur Entwarnung gebe es keinen Grund, findet auch der Gesundheitsamtsleiter. Das Virus sei noch da, werde wahrscheinlich auch nicht vollends verschwinden und könne sich damit jederzeit binnen weniger Wochen wieder exponenziell ausbreiten. "Eigentlich sollte man die Maßnahmen feiern, weil sie erfolgreich waren, aber sie werden jetzt eher verteufelt", bedauert Löw. "Dabei käme ja auch keiner auf die Idee, die Feuerwehr abzuschaffen, nur weil es mal ein Jahr lang nicht gebrannt hat."

Rank bezeichnet die jetzigen Lockerungen als " ein großes Experiment ohne Drehbuch". Man müsse auf Sicht fahren und es sei nicht auszuschließen, dass man eine zweite größere Welle bekomme. Rank: "Die gute Nachricht ist: Es sind nur zwei Prozent infiziert. Das ist aber gleichzeitig auch die schlechte Nachricht." 98 Prozent der Landkreisbevölkerung könnten von dem Virus damit noch befallen werden.

Eines ist immerhin sicher: Käme eine zweite Welle, wäre man deut-
lich besser aufgestellt. "Natürlich waren wir am Anfang auch an manchen Stellen überfordert", stellt Rank fest. Da lastete einfach zu viel Ar-
beit auf zu wenigen Schultern. Das habe man inzwischen aber mithilfe vieler Beteiligter erfolgreich umstrukturiert. Aus seiner Sicht könne man angesichts der Größe der Herausforderung sehr zufrieden damit sein, wie professionell alle Beteiligten die Situation bisher gemeistert hätten.

Personell sei man nun auch deutlich aufgestockt. Seit rund zwei Wochen gibt es im Finanzamt in Gunzenhausen eine Abteilung mit 25 Personen, die telefonisch Infektionswege und Kontaktpersonen ermittelt, Quarantäne-Bedingungen erklärt und Kontakt zu den Betroffenen hält. Diese sogenannten "Corona-Scouts" waren Teil einer Reihe von Beschlüssen, auf die sich Bund und Länder geeinigt hatten. Es handelt sich um Anwärter für Beamtenstellen im Finanzamt, die dafür nun umgeschult worden seien. "Das sind keine medizinischen Experten, aber sie machen einen wichtige Arbeit und helfen uns", stellte Rank fest.

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