Bürgermeisterwahl: Ein enges Rennen in Ellingen

23.2.2020, 11:54 Uhr
Bürgermeisterwahl: Ein enges Rennen in Ellingen

© Foto: Jan Stephan

Die Deutschordensstadt zählt bei der Kommunalwahl am 15. März zu den spannendsten Schauplätze im Landkreis. Weil sich mit Walter Hasl (SPD) der langjährige Amtsinhaber in den Ruhestand verabschiedet. Weil gleich drei Kandidaten um seine Nachfolge rangeln. Und, weil die mit sehr unterschiedlichen Ausgangssituationen ins Rennen gehen.

Otto Rabenstein ist am ehesten die Variante Kontinuität und Erfahrung. Der 55-jährige Sozialdemokrat sitzt seit 2002 im Ellinger Stadtrat, ist dort zur rechten Hand von Hasl geworden und leitet mit der TSG Ellingen den größten Verein der Stadt. Ihm gegenüber steht Matthias Obernöder von der CSU. Der 38-Jährige hat kommunalpolitische Erfahrung als Kreisrat und kennt sich mit Wahlkampf aus. Als gebürtiger Osterdorfer kandidierte er vor sechs Jahren um das Amt des Pappenheimer Bürgermeisters. Seit 2006 ist er in Stopfenheim zu Hause und als vierfacher Familienvater und Mitarbeiter der örtlichen Sparkassen-Filiale in der Deutschordensstadt gut vernetzt.

Die Überraschung des Wahlkampfs ist Kandidat Nummer drei. Felix Kahn hat sich mit gerade 25 Jahren Ende 2019 den Freien Wählern als Bürgermeisterkandidat angeboten. Die überlegten kurz, schlugen zu, präsentierten ihn am Tag des Ellinger Neujahrsempfang und waren das Gesprächsthema. Kahn hat keine kommunalpolitische Erfahrung will aber mit frischen Ideen und seinen Kenntnissen in der Verwaltung punkten, die er als Verwaltungsbeamter hat.

Rabenstein und Obernöder gelten als Favoriten, schon weil ihre beiden Fraktionen die größten im Stadtrat sind (SPD 7, CSU 6). Die Meinungen auf der Straße gehen von einem Kopf-an-Kopf-Rennen aus, in dem Kahn der große Unbekannte ist. Seine Kandidatur wurde durchaus mit Interesse wahrgenommen und nicht zuletzt bei jungen Bürgern begrüßt. Die Zeichen stehen in Ellingen also eher auf Stichwahl. Das wäre er Fall, wenn am 15. März keiner der drei Kandidaten mehr als 50 Prozent bekommt. In diesem Fall würden die Wähler zwei Wochen später erneut an die Urnen gerufen, um sich zwischen den beiden Bestplatzierten zu entscheiden.

Die politischen Inhalte haben sich einige Wochen vor der Wahl konkretisiert. Einig sind sich alle drei Kandidaten, dass es in Ellingen eine neue Erschließung für die großen Wohngebiete auf dem Karlshofplateau braucht. Derzeit läuft der Verkehr, für die mehr als 100 Häuser, durch die Innenstadt. "Wer aber sagt, dass wir in fünf Jahren eine Umgehung haben, der lügt", stellt Otto Rabenstein fest.

Eine Umgehung für Ellingen?

Er könnte sich eine Art Umgehung von Weißenburg her kommend in Richtung Fiegenstall und Höttingen, mit Abzweigung zum Karlshofplateau vorstellen. Das Staatliche Bauamt habe bereits eine solche Route für einen Verlauf der B131 neu geprüft. Matthias Obernöder hat festgestellt, dass viele der Plateau-Einwohner lieber eine Erschließung von Norden auf die B2 hätten, weil es viele Pendler in Richtung Nürnberg gibt.

Ein weiteres Wahlkampfthema ist die Nutzung des seit Jahrzehnten weitgehend leerstehenden Franziskanerklosters. Die Stadt hat eine Erbschaft gemacht, die zweckgebunden für die Einrichtung eines Begegnungszentrums in dem Kloster ist. Felix Kahn könnte sich hier ein Jugendzentrum vorstellen, das seit dem Abriss der Erler-Klinik kein angemessenes Domizil mehr habe. Außerdem könnte man dort Platz für Vereine schaffen, die selbst keine eigenen Räumlichkeiten hätten.

Obernöder sieht auch Bedarf für ein Juz, plädiert aber dafür, dass man mit den Jugendlichen etwas entwickeln und diese auch am Bau beteiligen sollte. "Was man selber gemacht hat, da passt man auch drauf auf", so die Meinung des CSU-Kandidaten. In Sachen Nutzung des Franziskanerklosters will er die Bürger beteiligen und ihre Ideen sammeln. Eine eigene hat er aber auch schon. "Das wäre was, was es im Landkreis noch gar nicht gibt, und wo man dann vielleicht auch Fördermittel akquirieren könnte", so Obernöder, der sich dazu aber noch nicht genauer äußern will.

Rabenstein sieht im Kloster die Möglichkeit, Gemeinschaftsräume für Vereine unterzubringen. Er weist auch darauf hin, dass man einen neuen Platz für das Stadtarchiv braucht, das bislang in einem Teil des Klosters untergebracht ist, der bald dem Kindergarten mehr Platz bieten soll. Zudem gelte es die Lateinschule im Blick zu haben. Die dortige Gemeinschaftspraxis soll in ein Ärztehaus ziehen, das an der Ellinger Schulsportanlage gebaut werden soll.

Ein Thema, mit dem man sich in der kommenden Wahlperiode auseinandersetzen muss, ist das Ellinger Altenheim. Rabenstein hat in der Stadtentwicklungs-GmbH, die Neubauten des Altenheims maßgeblich mitgestaltet. Jetzt aber bekommt man im Altbau Probleme, weil die Zimmer nicht mehr den Vorschriften entsprechen. Eine Sanierung wäre nicht nur kostspielig, sie würde auch Betreuungsplätze kosten.

Deshalb spricht Obernöder davon, dass man über einen Neubau nachdenken müsse, der sich, wie eine Spiegelung des bestehenden Anbaus, an das barocke Gebäude angliedern könnte. "Es kann sein, dass man da leichter einen Neubau danebensetzt", kommentiert auch Rabenstein eine Altbausanierung eher skeptisch. Auch Felix Kahn hat die Weiterentwicklung des Altenheims auf dem Zettel, ohne dabei aber bereits konkret zu werden.

Als einen seiner Schwerpunkte nennt der 25-Jährige die Verkehrspolitik. Er fordert Verbesserungen bei den Fußwegen im innerstädtischen Bereich, die für Kinder und Senioren nicht sicher genug seien. Auch Radwege will er ausbauen und etwa eine Fortführung des Radwegs an der B 13 prüfen, der bei Massenbach auf Flurwege abbiegt.

Otto Rabenstein bringt als langfristige Idee ein, eine Art verkehrsberuhigten Marktplatz vor dem Rathaus zu schaffen. "Da fehlt in Ellingen was und da könnte man sicher stadtplanerisch eine Idee entwickeln." Obernöder will sich um die Entwicklung von Gewerbeflächen kümmern, wo man ein Defizit habe. Das sei schwer umzusetzen, aber man habe Ideen.

Bis es in vier Wochen an die Urnen geht, wird in Ellingen erstmal ordentlich wahlgekämpft. Alle drei Kandidaten haben noch eine ganze Reihe an Veranstaltungen zu absolvieren und sie gehen auf Haustürwahlkampf und geben sich dabei mitunter die Klinke in die Hand. Keine Frage: Es wird spannend in Ellingen.

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