Cyber-Kriminalität im Weißenburger Land

25.2.2018, 07:52 Uhr
Cyber-Kriminalität im Weißenburger Land

© CeruleanSon/pixabay/Lizenz CCO

„Das Internet ist einfach nicht auf Sicherheit ausgelegt. Es wurde mal für 15 Professoren entwickelt, die sich persönlich kannten. Dann ist das explodiert“, erklärt Norbert Fiegl. Der Mann ist Polizist und der Experte für Cyber-Kriminalität bei der Weißenburger Polizeiinspektion. Das größte Problem sei, dass man den Tätern oft nur schwer auf die Schliche komme, weil Daten schnell gelöscht seien und es leicht möglich sei, sich im Netz anonym zu bewegen. „Das muss kein Internetgenie sein, das schafft auch jemand, der nur auf der Förderschule war, seine persönlichen Daten im Internet zu verschleiern“, erklärt Fiegl.

Häufig erwische man Täter beim Betrug, könne sie aber dann nicht ausfindig machen. „Der Weg der Ermittlungen folgt deswegen oft dem Weg des Geldes“, so der Cyber-Spezialist. „Denn die Betrüger müssen ja nicht nur schauen, dass sie bei Betrügen nicht erwischt werden, sondern dass sie auch unerkannt an das Geld kommen.“ Den Aufwand, den professionelle Betrüger dafür betreiben, ist enorm, wie man inzwischen auch von einem Fall in Weißenburg weiß.

Betrügereien jeden Tag

Ein Unternehmen hatte lukrative Heim-Jobs beworben. Wer sich bewarb, erhielt professionell aufgemach­te, rundum seriös wirkende Unterlagen. Bei einem der zahlreichen Formulare handelte es sich allerdings um ein Postident-Formular. So wollte der Arbeitgeber angeblich die persönli­chen Daten seiner potenziellen Mitarbeiter prüfen. Tatsächlich wurde das Formular dazu genutzt, Bankkonten auf den Namen der „Heimarbeiter“ zu eröffnen. Auf diese Konten flossen die Gelder aus Online-Betrügereien und wurden regelmäßig abgehoben.

Fälle wie der Microsoft-Betrug sorgen für Aufmerksamkeit, der Alltag in der Cyber-Kriminalität ist allerdings weit weniger spektakulär. „Der Hauptteil ist sogenannter Warenbetrug“, erklärt Fiegl. Waren, die in Online-Portalen bestellt und bezahlt, aber nie geliefert werden. „Das haben wir in Weißenburg wirklich jeden Tag“, weiß der Experte. Das Spektrum reicht dabei von Privat-Betrügern, die ihr Handy einfach doppelt verkaufen, bis hin zu gewerblichen Banden, die ganze Online-Shops fälschen und mit attraktiven Preisen werben. So lassen sich deutschlandweit dann schon mal einige Hundert Kaffeevollautomaten verkaufen, bis der Betrug auffliegt.

„Bei den Ermittlungen suchen wir immer nach dem Punkt, wo die Betrüger einen Fehler gemacht haben“, erklärt Fiegl. Je komplexer der Betrug, desto höher die Wahrscheinlichkeit. „Wer Drogen im Darknet verkauft, vergisst beim 100. Mal schon mal die Verschlüsselung einzuschalten. Und den Moment müssen wir dann finden.“ Aber auch der Hintergrund eines Fake-Profils auf Facebook kann helfen. „Mit Google Street View kann man manchmal ziemlich genau iden­tifizieren, wo sich die Täter aufhalten.“

Oft dauerte es trotzdem lange, bis man cleveren Cyber-Kriminellen auf die Spur kommt, chancenlos sind die Ermittlungen aber nicht. „Im Bereich von Fake-Shops hat die Ans­bacher Kriminalpolizei etwa große
Erfolge gehabt, die zu Festnahmen in Bangkok geführt haben.“ Die Globalisierung macht eben auch vor dem Verbrechen nicht halt.

Keine Kommentare