Dorfladen Alesheim feiert ersten Geburtstag

Das Ratschen gehört zum Einkauf

Robert Maurer

Weißenburg

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26.5.2022, 07:11 Uhr
Das Ratschen gehört zum Einkauf

© Robert Maurer, WT

Neben der Versorgung mit regionalen Produkten und Dingen des täglichen Bedarfs ist die wohl wichtigste Funktion des Dorfladens jene als Treffpunkt über Generationen und die Alesheimer Ortsteile hinweg. „Das funktioniert gut“, stellen Bürgermeister Manfred Schuster und Gerda Wenderlein übereinstimmend fest. Wenderlein ist nicht nur zweite Bürgermeisterin in Alesheim, sondern auch Vorsitzende des Fördervereins Mittendrin, der den Dorfladen betreibt.

Gespräche entstehen vor der Ladentheke und gelegentlich setzt man sich dann noch in die kleine Café-Ecke, um weiter zu plaudern. Gerade in der Gemeinde Alesheim, die seit Längerem von intensiven politischen Auseinandersetzungen und gegenseitigen Anschuldigungen gebeutelt ist (Stichworte: Kinderbetreuung und Abwasserfrage), ist das bemerkenswert und es stimmt sowohl Manfred Schuster als auch Gerda Wenderlein zufrieden.

Diese entspannten Plaudereien sind für die meisten der 17 Ehrenamtlichen im Verkaufsteam wohl auch einer der Motivationsfaktoren, um sich im Dorfladen zu engagieren. „Man trifft immer jemanden. Das macht einfach Spaß“, beschreibt es Erwin Schuster, der bei unserem Besuch gemeinsam mit Erika Mühlöder den Laden schmeißt.

Es sei tatsächlich kein Problem, den Dienstplan zu füllen, stellt Wenderlein erleichtert fest. Und das obwohl der Dorfladen schon um 6 Uhr aufsperrt, die Helfer also sehr früh aufstehen müssen. Geöffnet ist dann mittwochs bis freitags jeweils bis 10 Uhr, samstags bis 11 Uhr. Alle paar Wochen tauscht sich das Team aus und legt fest, wer wann im Laden steht.

Weitere Helfer sind natürlich dennoch gern gesehen. Auch weil das Angebot ausgeweitet werden soll, wenn auch weniger im Laden selbst. Dem Bürgermeister schwebt beispielsweise die Wiederbelebung des Seniorencafés vor, dann vermutlich im neuen Saal im Obergeschoss. Der wurde in der Pandemie wenig genutzt. Das soll sich nun ändern.

Erstmals hat der Gemeinderat nun dort getagt, und auch der Deutschunterricht für die Ukraine-Flüchtlinge läuft hier. Schuster kann sich aber auch Angebote der künftigen Landkreis-Volkshochschule, Diavorträge oder andere Kulturveranstaltungen in dem gemütlichen Saal mit Platz für rund 40 Personen vorstellen. Ein Treppenlift sorgt für die Erreichbarkeit auch für Menschen, die schlecht zu Fuß sind. Und gedacht wurde beim Umbau des einstigen Raiffeisenbank-Gebäudes auch an öffentliche, behindertengerechte Toiletten, die beispielsweise bei der Kirchweih zum Einsatz kommen, sowie an ein Zimmer für die Sprechstunden des Bürgermeisters.

Der Raiba-Geldautomat steht nach wie vor im Foyer des Gebäudes und wird gut genutzt, wie Schuster beobachtet hat. Er sorgt so für zusätzliche Frequenz. Doch auch so läuft der Dorfladen gut. Im Schnitt 40 bis 50 Kunden am Tag sorgen dafür, dass der Laden kein Minus erwirtschaftet. Das war auch in den Lockdown-Phasen nicht anders. „Da haben wir lediglich mehr Kaffee zum Mitnehmen ausgeschenkt“, sagt Erwin Schuster lachend. „Die wirtschaftliche Luft ist natürlich dünn“, stellt der Bürgermeister fest. „Ohne die Ehrenamtlichen ginge das nicht.“

Vor allem Regionales

Das Angebot, das vor allem aus regionalen Produkten besteht, kommt bei den Kunden offensichtlich gut an. Mehl von der Bergmühle, Honig aus Emetzheim, Wurst aus Trommetsheim, Milch und Joghurt aus Pfofeld, Getränke von Hesselberger und Fürst Carl usw. – es ist eine schöne Mischung, die übersichtlich in den Regalen präsentiert wird. Dazu gibt es noch eine „Vergessens-Ecke“ mit ein paar klassischen Supermarkt-Produkten, die man gerne beim Großeinkauf vergisst. Abgerundet wird das Ganze durch Backwaren der Bäckerei Kleeberger aus Gunzenhausen. „Als unser Bäcker aufgehört hat, war das für den Ort schon ein herber Verlust“, erinnert sich Bürgermeister Schuster. Diese Lücke ist nun wieder geschlossen.

Ergänzend gibt es noch eine Ecke, in der Produkte aus dem heimischen Garten abgegeben werden. Der eine hat zu viel Kirschen, die andere zu viel Rhabarber. Im Dorfladen findet sich für beides jemand, der es brauchen und verwerten kann. Auch das Angebot von Geschenktüten und -körben mit regionalen Produkten wird gern genutzt.

Nach einem Jahr Dorfladen fällt das Fazit also „uneingeschränkt positiv“ aus, wie Manfred Schuster und Gerda Wenderlein bilanzieren. Das Gebäude zu kaufen und es umzubauen, sei die absolut richtige Entscheidung gewesen, zumal es auch noch üppige Zuschüsse vom Amt für Ländliche Entwicklung und aus weiteren Fördertöpfen gab. Es gibt also selbst in Alesheim noch positive Nachrichten.

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