Die Künstler haben losgelegt

Das Weißenburger Römer-Graffiti nimmt Form an

19.7.2021, 11:51 Uhr
Die Unterführung am Lehenwiesenweg in Weißenburg wird auf Anregung des Stadtmarketingvereins zum Kunst im öffentlichen Raum. Graffiti-Künstler Pablo Fontagnier ist dabei für die comicartigen Bilder zuständig.

© Robert Maurer, NN Die Unterführung am Lehenwiesenweg in Weißenburg wird auf Anregung des Stadtmarketingvereins zum Kunst im öffentlichen Raum. Graffiti-Künstler Pablo Fontagnier ist dabei für die comicartigen Bilder zuständig.

Vorgesehen sind zwei großformatige Schriftzüge, die auf die Thermen und auf das Kastell verweisen sowie zwei überdimensionale Comic-Bilder, die an Asterix erinnern. Es ist Kunst im öffentlichen Raum der etwas anderen Art. Sehr modern, frisch und doch mit Bezug zur römischen Vergangenheit der Stadt.

Simon Sulk, der Geschäftsführer des Stadtmarketingvereins, hat das Vorhaben initiiert. Die Hoffnung ist, dass ein neues beliebtes Fotomotiv in Weißenburg entsteht und auch eine neue Zielgruppe in die Stadt gelockt wird. Denn Hombre SUK zählt zu den echten Größen in der Graffiti-Szene. Der Nürnberger hat unter anderem für Disney, Casio, McDonald‘s und Reebok gearbeitet und hat eine riesige Fangemeinde in den sozialen Medien – allein auf Instagram sind es 120.000 Follower.

Ein ganz besonderer Wegweiser

Das Graffiti soll auch als eine Art Wegweiser für Touristen dienen. Denn Besucher des Römermuseums, die zu den Thermen und zum Kastell wollen, wissen dann ganz automatisch, dass sie richtig sind, wenn sie an den Römer-Comics vorbei kommen. Und so ganz nebenbei soll die Konfrontation moderner Graffiti-Kunst mit römischer Geschichte auch ein bisschen zur Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit dienen.

Noch wirkt alles ein bisschen willkürlich. Vor allem die Felder, die Pablo Fontagnier bespielt, sehen aus, als hätte ein Graffiti-Künstler Schreibübungen gemacht. Doch die wild durcheinander stehenden Buchstaben und Emojis bilden ein Raster. Und mit Hilfe einer App kann der Künstler nun seinen Entwurf relativ simpel auf die richtige Größe skalieren. Statt malen nach Zahlen ist das also Malen nach Buchstaben.

Steht man direkt vor dem Bild erkennt man auch noch nicht so richtig, was da am Ende rauskommen soll. Doch macht man ein paar Schritte zurück (Vorsicht, Straße!), gewinnt das Bild schnell an Kontur.

Einmal digital, einmal analog

Während Pablo Fontagnier bei der Übertragung seines Entwurfs auf moderne Technik setzt, ist Oliver Kruspels Herangehensweise eher analog. Er hat den Entwurf seines Schriftzuges auf Papier dabei und klebt den auf seiner Wandfläche immer wieder ein Stückchen weiter. Man sieht: Auch moderne Kunstformen lassen sehr unterschiedliche Herangehensweisen zu.

Knallbunt wird die römische Geschichte Weißenburgs verpackt. Oliver Kruspels Part sind die beiden Schriftzüge in der Unterführung.

Knallbunt wird die römische Geschichte Weißenburgs verpackt. Oliver Kruspels Part sind die beiden Schriftzüge in der Unterführung. © Robert Maurer, NN

Die Rückmeldungen von Passanten seien bislang ausschließlich positiv gewesen, erzählt Pablo Fontagnier. Das freut ihn sichtlich. Denn er ist sich bewusst, dass so mancher beim Begriff Graffiti eher an Schmierereien an Hauswänden als an Kunst im öffentlichen Raum denkt. Und auch er selbst und Oliver Kruspel haben ihre Anfänge mit heimlichen Sprühaktionen gehabt – und dafür auch Lehrgeld bezahlt, wie Kruspel lachend erzählt.

Diesmal ist aber alles ganz legal, gewünscht und abgesegnet. Die Weißenburger zeigten sich dem Projekt am Wochenende recht aufgeschlossen, freute sich Fontagnier. Mancher blieb stehen, ließ sich erklären, was die beiden da eigentlich machen. Andere wussten Bescheid und zeigten im Vorbeifahren Daumen hoch.

Sponsoren im Boot

Pablo Fontagnier will die nächsten Tage noch ein paar Mal nach Weißenburg kommen und an seinen Bildern arbeiten. Somit sollte bis zum nächsten Wochenende schon sehr klar erkennbar sein, wohin die Bilderreise gehen wird.

Für Samstag, 7. August, ist ein großer Pressetermin angesetzt, zu dem das Stadtmarketing dann auch überregionale Medien eingeladen hat. „Bis dahin wollen wir schon zu 90 Prozent fertig sein, damit man sieht, was wir uns vorstellen“, schildert Fontagnier.

Die Stadt kostet die poppige Kunstaktion übrigens nichts. Simon Sulk hat mit der Malerfirma Lautner, der Buchhandlung Meyer, der Firma Ossberger und dem Radladen Velovita vier Sponsoren gefunden, die die Kosten übernehmen. Auch die Bahn, der die Unterführung gehört, war ganz spontan mit im Boot. Sulk fragte an, ob eine künstlerische Gestaltung der Unterführung möglich sei. Wenige Tage später lag die Genehmigung vor. Da war noch gar nicht klar, was genau entstehen soll.

Die erste Idee war ursprünglich ein Kunstwettbewerb für Kinder und Jugendliche. Doch schnell war klar, dass eine saubere Gestaltung etwas mehr Konzeptionierung braucht. Über die Grünen-Stadträtin Claudia Pößnicker, die das Haus für Kinder in Weißenburg leitet, kam der Kontakt zu Oliver Kruspel zustande. Der ist nämlich hauptberuflich Erzieher und bietet auch Graffiti-Workshops an. Über ihn kam schließlich die Verbindung zu Hombre SUK zustande.