Demo mit Brauntönen: Dinar-Debatte wird immer abstruser

1.12.2014, 13:42 Uhr
Im Fall Erkan Dinar werden inzwischen immer mehr Nebenkriegsschauplätze eröffnet.

© WT-Archiv Im Fall Erkan Dinar werden inzwischen immer mehr Nebenkriegsschauplätze eröffnet.

Es ist das nächste Kapitel in der verblüffend langatmigen Auseinandersetzung um Erkan Dinars Kirchweihauseinandersetzung: Vor zwei Wochen hat sich eine Facebook-Gruppe gegründet, die den Rücktritt des Weißenburger Linken-Stadtrats fordert, jetzt ist die Konkurrenz im Netz und fordert „Solidarität mit Erkan Dinar“. Derweil sorgt eine vermeintliche Demonstration auf dem Weißenburger Weihnachtsmarkt für Aufregung und Freie-Wähler-Stadtrat Wolfgang Hauber gerät in die Kritik.

Zur Erinnerung: Strafrechtlich ist der Fall inzwischen aufgearbeitet. Dinar hat einen Strafbefehl der Staatsanwalt akzeptiert. Juristisch gilt das als Geständnis dessen, was ihm die Staatsanwaltschaft vorgeworfen hat. Nämlich: Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Beleidigigung und die vorsätzliche Körperverletzung eines Polizeibeamten. All das betrunken vor dem Weinzelt bei der Weißenburger Kirchweih. Dinar musste über 8000 Euro zahlen und gilt nun als vorbestraft.

Politisch scheint die Sache ebenfalls erledigt. Dinar selbst will nicht zurücktreten und der Linken-Ortsverband Weißenburg hat sich jüngst nochmal dezidiert hinter ihn gestellt. Ob Stadtrat und Kreistag sein Verhalten mit einer Rüge bedenken oder nicht, macht das Kraut in dieser Sache nun wahrlich nicht mehr fett.

Doch ungeachtet der Tatsache, dass nun also die wichtigsten Kriegsschauplätze erledigt scheinen, führt der Fall inzwischen in den sozialen Medien ein Eigenleben. Dinar-Feinde und Dinar-Freunde kriegen sich dort mit großer Inbrunst immer wieder aufs Neue in die Haare. Jetzt haben auch die Dinar-Unterstützer auf Facebook eines Basis für den gemeinsamen Feldzug. „Solidarität mit Erkan Dinar“ fordert man dort ein. „Als Weißenburger Bürger sind wir massiv schockiert über die menschenverachtende Hetze gegen Erkan Dinar! Bei allen Differenzen: Das ist nicht unser WUG!“ heißt es dort. Man entschuldige nicht das Verhalten Dinars und sei auch politisch keineswegs immer einer Meinung mit ihm, aber man müsse ein Zeichen setzen, „weil man so mit Menschen nicht umgehen darf“.

Die Gegenseite „Kein vorbestrafter gewalttätiger Erkan Dinar in politischen Gremien“ ging schon vor zwei Wochen online und bringt es aktuell auf 466 Unterstützer. „Solidarität mit Erkan Dinar“ liegt inzwischen bei 256 „Gefällt-Mir“-Angaben. Inhaltlich sind beide Seiten vor allem damit beschäftigt, sich gegenseitig mit Vorwürfen zu überhäufen.

Auf der „Solidaritäts-Seite“ gerät Wolfgang Hauber ins Visier. Der Freie-Wähler-Stadtrat ist einer der erbittertsten Gegner Dinars und forderte von Beginn offensiv seinen Rücktritt und ist nun auch bei der Anti-Dinar-Seite recht weit vorne dabei. Das bringt ihm nun von Seiten der Dinar-Unterstützer den Vorwurf ein, sich hemmungslos an der vermeintlichen Hetzkampagne zu beteiligen und „so unserem Grundgesetz, und moralischen Werten überhaupt Hohn“ zu sprechen.

Kein Fass ist mehr zu groß

In dieser Auseinandersetzung ist inzwischen offenbar kein moralisches Fass mehr zu groß, um nicht geöffnet zu werden. Während man Hauber, immerhin einem Polizisten, Missachtung des Grundgesetzes vorwirft, sprechen die Dinar-Hasser dem Linken-Stadtrat indirekt die Menschlichkeit ab. Die Auseinandersetzung nimmt abstruse Züge an. Als Beleg dafür dürfte auch der kuriose Aufruf der Anti-Dinar-Fraktion gelten, sich am Donnerstag, 18. Dezember, um 16 Uhr auf dem Weißenburger Weihnachtsmarkt zu treffen und als Erkennungszeichen eine Trillerpfeife und Pinocchionasen mitzubringen. Eine Stunde später findet eine Sitzung des Weißenburger Stadtrats statt, in der Dinar möglicherweise eine Rüge für sein Verhalten ausgesprochen werden soll. Offenbar will man dieses Vorhaben mit einer Trillerpfeifen-Aktion unterstützen.

Wolfgang Hauber hat inzwischen öffentlich angekündigt, dass er sich an einer solchen Zusammenkunft beteiligen würde. Das finden beileibe nicht alle gut, denn die Facebookseite der Dinar-Gegner steht im Verdacht, von Neonazis betrieben zu werden. Beweise dafür gibt es nicht, lediglich Hinweise, die auf eine Beteiligung von extremen Rechten hindeuten.

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