Den Freibädern in Altmühlfranken fehlen die Besucher

19.7.2020, 13:12 Uhr
Den Freibädern in Altmühlfranken fehlen die Besucher

© Foto: Lidia Piechulek

Zu den Ängsten vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus kommt heuer auch das unbeständige Wetter, glaubt Bademeister Horst Ulbrich. Seiner Erfahrung nach beginnt "Freibadwetter für viele erst bei 30 Grad im Schatten".

Im Pleinfelder Bad gibt es derzeit vier Zeitfenster, für die Besucher ein Freibad-Ticket erwerben können. Die Tickets sollen vorwiegend online gekauft werden. Aufgrund der geringen Beckengröße dürfen sich beispielsweise zwischen 13 und 16 Uhr maximal 90 Personen gleichzeitig in dem kleinen Freibad aufhalten. Die Zahl ist so kalkuliert, dass möglichst alle Gäste in dieser Zeit zu jeder Zeit Platz zum Schwimmen finden können.

An diesem sonnigen Werktag gibt es insgesamt 25 Gäste. Um 15.45 Uhr wird das Ende der Badezeit durchgesagt und sie müssen das Schwimmbad allmählich verlassen. Im Anschluss wird eine halbe Stunde lang alles desinfiziert: Rutschen, Handläufe, Spielplätze, Bänke, Sanitärbereich.

Je größer, desto flexibler

Bürgermeister Stefan Frühwald steht voll und ganz hinter dem Konzept: "Wir haben ein kleines Bad und hatten Respekt davor, dass plötzlich 800 Leute dastehen." Die verhaltene Resonanz begründet er auch mit der Unsicherheit der Menschen. "Vielleicht haben einige Angst, dass zu viel los sein könnte." Unter Umständen sei auch nicht jedem klar, dass weiterhin Resttickets an der Tageskasse gekauft werden können.

Gänzlich ohne Zeitfenster und Online-Ticket funktioniert es in Weißenburg, Pappenheim und Treuchtlingen. In letzterem Freibad hatte man darauf verzichtet, nachdem das Besucheraufkommen der letzten Jahre analysiert worden war, erklärt Geschäftsführer Ulrich Schumann. Das Sommerfreibecken und der dazugehörige Liegebereich seien deutlich kleiner als an anderen Standorten. Der Bereich ist daher so gut wie nie überlaufen – diese Einschätzung habe sich in den ersten Wochen seit der Eröffnung bewahrheitet.

Anders gelagert ist die Situation im sogenannten "Eierkocher" im Weißenburger Freibad. Betriebsleiter Thomas Nikisch blickt mit Sorge auf das Treiben im beliebten Warmwassersprudelbecken, in dem sich derzeit nur acht Personen gleichzeitig aufhalten dürfen.

Den Platz sichern

In den meisten Punkten würden sich die Gäste durchwegs einsichtig und rücksichtsvoll verhalten, doch das Warmwasserbecken sorgt regelmäßig für Probleme: "Die Leute gehen rein, aber wollen dann nicht mehr raus", erklärt Nikisch. Für ihn ist diese "Ich-zuerst-Einstellung" einfach unbegreiflich.

Aktuell werde über ein mögliches Ampel-System, eine kühlere und damit nicht gar so angenehme Wassertemperatur oder einen Timer für die Gäste nachgedacht. Sollte sich das Verhalten der Badegäste nicht ändern, könnte es aber auch dazu kommen, dass das Becken geschlossen wird.

Indes blickt Nikisch mit Spannung auf die Sommerferien. "Aktuell ist die Resonanz noch etwas verhalten. Wir sind gespannt, wie sich das ändert, wenn es mal drei 30-Grad-Tage hintereinander gibt." Am bisher besten Tag lag das Gästeaufkommen bei unter 500 Personen, 1300 dürfen sich laut der Abstandsberechnung maximal in dem Bad aufhalten.

Auf der 30 000 Quadratmeter großen Liegewiese plus Becken in Pappenheim dürfen es sogar über 3000 Badegäste sein – allerdings ist das auch hier nur eine theoretische Zahl. "Jede Familie, die ins Bad kommt, sucht sich derzeit einen schattigen Platz unter einem eigenen Baum aus", erklärt der Leiter der Pappenheimer Stadtwerke und lacht.

Laut Steffen Petrenz versteht sich das Bad vor allem als Ausflugsziel für Familien und Senioren. "Ein Zeitlimit für den Besuch zu setzen, hätte unsere Gäste verärgert." Es sei seiner Ansicht nach auch deshalb kontraproduktiv, weil dann alle unter Druck geraten und gleichzeitig ins Wasser drängen würden.

Man wolle stattdessen einen Freibadbesuch ermöglichen, der so normal wie möglich sein solle. Warum die Besuchszahlen dennoch bescheiden ausfallen? "Ich schätze, einige stellen sich große Einschränkungen vor. Und denken dann, dass es so keinen Spaß macht, ins Bad zu gehen." Tagtäglich würden Menschen im Freibad anrufen, die sich über die aktuellen Einschränkungen informieren wollen, bevor sie vorbeikommen.

Alle Bäder in der Region eint eine Maskenpflicht in geschlossenen Bereichen, also insbesondere in den Toiletten, Eingangsbereichen und Kiosken. Warmwasserduschen im Innenbereich dürfen derzeit nicht benutzt werden. Ansonsten ist Abstand zu halten zu Land und zu Wasser – und es gilt das "Kreisschwimm-Gebot". "Allerdings gilt auch hierbei Augenmaß", erklärt der Weißenburger Betriebsleiter mit einem Augenzwinkern. "Wenn sonst keiner im Wasser ist, muss man auch nicht im Kreis schwimmen."

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