Der Ellinger Spargel sprießt, die Helfer aber fehlen

18.4.2020, 11:38 Uhr
Der Ellinger Spargel sprießt, die Helfer aber fehlen

© Archivfoto: Markus Steiner

"Es kann sein, dass wir in dem Jahr nicht alles rausholen", sagt Berta Garscha. Rund vier Hektar Spargelfelder bewirtschaftet sie mit ihrem Mann Gerhard in Ellingen. Zur Ernte haben sie normalerweise acht Hilfskräfte, die die Stangen stechen, sie säubern, verpacken, verkaufen . . . "Im Moment haben wir zwei", stellt die Ellingerin fest. Über eine Agentur und den Bauernverband bemüht sie sich um weitere rumänische Erntehelfer, damit das wertvolle und von den Deutschen so geliebte Gemüse aus der Erde kommt. Aber der Markt ist derzeit turbulent.

Erst hieß es, dass wegen der geschlossenen Grenzen gar keine Erntehelfer ins Land dürften. Dann gab es einige Maschinen, die fliegen durften. Auf dem Hof in Ellingen arbeitet man mit einer Agentur zusammen, die Erntehelfer aus Rumänien vermittelt. Die Nachfrage ist aber so groß, dass man schnell sein muss. "Wir hoffen, dass wir da noch Helfer bekommen. Am besten schon zum Wochenende", so Berta Garscha. Sicher sagen kann das im Moment aber niemand. Zurzeit sieht es gut aus, dass zumindest zwei Kräfte aus Rumänien kurzfristig verfügbar sind.

Die Erntehelfer müssten dann in Ellingen zwei Wochen lang mehr oder minder in Quarantäne arbeiten. Sie müssten separat untergebracht und auf eigenen Feldern eingesetzt werden. "Platz habe ich, das wäre jetzt nicht das Problem", sagt die Spargelbäuerin. Ohne die versierten Helfer wird die Ernte in diesem Jahr auf jeden Fall schlechter als sonst ausfallen. Ganz unabhängig davon, was das Wetter macht. Denn die Saisonarbeiter aus dem Osten sind Facharbeiter, die nicht so leicht zu ersetzen sind.

Einen guten Spargelstecher kann man nicht einfach ersetzen

"Wir haben jetzt schon viele, die Hilfe angeboten haben, aber man kann einen richtig guten Spargelstecher nicht so einfach ersetzen", erklärt Berta Garscha. Zum einen ist es ein Knochenjob, zum anderen braucht man Erfahrung und Technik, um schnell zu sein. Acht bis zehn Kilo die Stunde stechen die professionellen Erntehelfer, 20 Kilo die richtig guten. Das sind knapp 400 Stangen die Stunde. "Erst nach zwei oder drei Jahren kann man Spargelstechen richtig", weiß die Ellingerin.

"Aber ich werde die meisten von denen, die sich gemeldet haben, schon mal ausprobieren." Wobei Aufwand und Ertrag natürlich passen müssen. "Wenn die eine nur drei Stunden am Vormittag und der nächste nur am Wochenende kann, wird das schwierig." Die ersten beiden Helfer aus der Region seien schon wieder weg, sagt die Ellinger Landwirtin.

Am vergangenen Sonntag sind die ersten Stangen des Jahres gestochen worden. Die Ernte hält sich bislang aber noch in Grenzen. "Die Nächte sind noch zu kalt, wir brauchen da um die zehn Grad im Boden. Aber an diesem Wochenende wird es wohl richtig losgehen." Dann hoffentlich mit neuen Erntehelfern. Ansonsten würde die Garschas einen Teil des Spargels einfach auf dem Feld lassen. Eine Art Selbstbedienung, wie es bei vielen Erdbeerfeldern Gang und Gäbe ist, sei keine Option. "Das haben viele probiert, das hat aber noch nirgends richtig geklappt", so Berta Garscha.

Sie und ihr Mann sind beide bereits über 70 und der Spargel eine Art landwirtschaftliches Hobby. "Zur Not kommen wir auch ohne aus", sagt die Ellingerin. "Aber jetzt einfach so Knall auf Fall aufhören, das wollen wir halt auch nicht." Und das fänden auch die Spargelfreunde aus der Region ausnehmend schade, die nicht mehr so arg viele Möglichkeiten haben, sich ihre geliebten Stangen auch regional direkt am Bauernhof zu kaufen.

Mit dem Oberndorfer Gemüsehof zwischen Höttingen und Ellingen gibt es noch einen zweiten lokalen Produzenten. Stefan Sichert trifft die aktuelle Erntehelfer-Problematik allerdings nicht dramatisch. Zum einen habe er den Spargel auf seinem Hof reduziert, weil der wirtschaftliche Druck der Großbetriebe immer härter werde, zum anderen habe er einen polnischen Helfer dauerhaft beschäftigt. Zu den normal zwei Erntehelfern, die im Sommer noch dazukommen, sei in diesem Jahr nur einer da.

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