Der Supermarkt als Front in der Pandemie

5.1.2021, 12:00 Uhr
Der Supermarkt als Front in der Pandemie

© Foto: Jan Stephan

Der Supermarkt war im ersten Lockdown die Frontlinie. "Gefühlt hat alles zugemacht, nur wir nicht", erzählt Fabian Höfler. Mit Eltern und Bruder Frederik betreibt seine Familie drei große Edeka-Center in Gunzenhausen und Pleinfeld. Kaum jemand weiß besser, was die Altmühlfranken in ihre Einkaufswagen packen und was das über die emotionale Großwetterlage in der Region aussagt.

Die beiden Brüder erinnern sich an die Kurve der Corona-Beunruhigung in der Region. Im März und April herrschte Verunsicherung und Angst vor. "Da war es ein Thema, dass die Kunden im Laden genau auf ihre Abstände achteten, wenn ihnen einer zu nahe kam", weiß Fabian Höfler. "Im Juni und Juli hatten wir dann das Thema, dass manchmal Leute ohne Masken reinwollten, mit denen wir diskutieren mussten", ergänzt Bruder Frederik. "Das war, als Corona für manche gefühlt rum war."

Der Supermarkt als Front in der Pandemie

© Foto: Jan Stephan

 Eine Zeit, an die sich heute einige mit Wehmut zurückerinnern. Längst quält sich das Land mit einer Art Corona-Kater und badet die Sünden allzu sorgloser Kontakte aus. Nur noch ganz selten habe man nun Maskenverweigerer vor der Tür stehen, erzählen die beiden Supermarktbetreiber. Der Ernst der ersten Corona-Welle ist zurück. Allerdings in einer unaufgeregteren Form. Die Leute haben sich gewöhnt. Die Rede von der neuen Normalität geht im Supermarkt nicht fehl.

Security vor dem Laden

"Uns ist aber auch wichtig, dass wir die Leute nicht triezen", stellt Fabian Höfler fest. "Es geht immer um den Spagat, es angenehm für unsere Kunden zu haben und auf der anderen Seite die größtmögliche Sicherheit zu bieten." Deshalb steht in Gunzenhausen und Pleinfeld jeweils ein Security vor der Tür, der die Situation im Blick hat und mitzählt, wie viele Kunden sich im Laden befinden. So lässt sich die für Klein- und Schnelleinkäufer lästige Wagenpflicht vermeiden.

Wie schnell sich zurzeit die Dinge ändern, sieht man auch an den Mitarbeitern des lokalen Supermarktbetreibers. Fabian Höfler: "Am Anfang war es so, dass manche Angst hatten. Die haben sich gedacht, alle sollen daheim bleiben, nur wir haben jeden Tag Tausende von Kontakten. Den psychologischen Druck für die Mitarbeiter darf man nicht unterschätzen." Man habe dann schnell ein Hygienekonzept auf die Beine gestellt und so für eine gewisse Beruhigung gesorgt.

Und so schlecht kann dieses Konzept nicht gewesen sein. Bei den rund 180 Mitarbeitern in den drei Filialen habe es keinen einzigen Corona-Fall gegeben. "Wir hatten 25 Fälle von Quarantäne, aber es waren alle negativ", erzählen die Höflers.

Krisensicherer Job

Aus der anfänglichen Verunsicherung der Belegschaft ist eine gewisse Zufriedenheit geworden. "Inzwischen sind unsere Mitarbeiter froh, dass sie in einem Bereich beschäftigt sind, wo sie arbeiten dürfen und sie sich keine Sorgen machen müssen", hat Fabian Höfler festgestellt. Während andere über Monate hinweg in Kurzarbeit verharrten, war im Supermarkt stets gut zu tun.

Klar, denn aus wirtschaftlicher Sicht war die Corona-Krise für die Lebensmittelhändler ein Konjunktur-Beschleuniger. "Normalerweise hat man im Lebensmittelhandel so drei bis fünf Prozent Wachstum, in diesem Jahr werden es wohl zehn", sagt Fabian Höfler. Alles, was die Menschen sonst in der Gastronomie essen, wurde im Einzelhandel gekauft. Dazu kam der Seenland-Tourismus im Sommer, den man in der Pleinfelder Filiale gespürt hat, wo man teilweise überrannt worden sei.

Keiner ist systemrelevanter

Trotz des guten Wirtschaftsjahres auf das Coronavirus hätten auch die Höflers nur allzu gerne verzichtet. Die Supermärkte waren eine der wenigen Einrichtungen im Land, die bei vollem Betrieb mit dem Virus arbeiten mussten. Systemrelevanter als Kühlregal und Co waren selbst die Schulen nicht, die man zwischenzeitlich schloss. Das war eine gewaltige Herausforderung, die man aber gemeistert hat, wie Frederik Höfler überzeugt ist.

Für die Händler galt vor allem in den ersten Wochen des Lockdowns vor allem eines: irgendwie die Regale vollbekommen und so Vertrauen schaffen. "Im Rückblick muss man sagen, die Versorgung war nie gefährdet", erklärt Frederik Höfler. "Es war eigentlich eher ein logistisches Problem, das alles so schnell herzubekommen." Neben dem berühmten Toilettenpapier zählten Trockenhefe, Doseneintöpfe sowie Seifen und Desinfektionsreiniger zu den Rennern. Der Absatz habe sich bei diesen Produkten zum Teil binnen weniger Tage verfünffacht.

Die Klopapier-Theorie

Die beiden Höflers haben auch ein einleuchtende Theorie, warum es neben den Käufen haltbarer Lebensmittel auch einen Run auf Toilettenpapier gab. "Das gibt es in großen Packungen. Da passen nicht viele ins Regal", erklären die Supermarkt-Betreiber. Das heißt, dass so ein Regal schnell Lücken zeigt, selbst wenn das Lager noch voll ist. Und eine Lücke im Regal war im März und im April der Kaufanreiz schlechthin. "Reine Psychologie", sagt Frederik Höfler und zuckt mit den Schultern.

In puncto Klopapier kann man mit Blick auf die Zukunft immerhin Entwarnung geben. "Es war in den Monaten nach dem Lockdown nicht so, dass gar nichts mehr gekauft worden wäre", sagt Fabian Höfler und schmunzelt. Es muss in den Kellern Altmühlfrankens also noch Depots für harte Zeiten geben.

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