Die Imker und das Bienensterben

11.8.2019, 06:59 Uhr
Die Imker und das Bienensterben

© Foto: Deborah Weber

Stefan Spiegl ist kein Fan von Schwarzmalerei: "Die Honigbiene ist in Summe gar nicht gefährdet", erklärt der Präsident des Landesverbands Bayerischer Imker (LVBI) entschieden. Auch wenn soziale Medien gerne die fleißige Honigbiene Maja mit ihren klebrig-süßen Erzeugnissen instrumentalisieren, gilt es zu unterscheiden. Die wahre Bedrohung gilt nicht den Honig-, sondern den Wildbienen und ihrer essenziellen Aufgabe: der Bestäubung. Dennoch: Die Bedrohung der Insekten ist durchaus nicht von der Hand zu weisen.

Spiegl bezeichnet die Biene nach Kuh und Rind als drittwichtigstes Nutztier Deutschlands. Aber in Zeiten industrieller Landwirtschaft gestaltet sich die Suche nach Pollen und Nektar sowie geeigneten Nistmöglichkeiten als immer schwieriger. Zu Jahresbeginn setzte sich in Bayern ein Volksbegehren für die Artenvielfalt ein. Mit 1,7 Millionen Unterschriften war die Sache aber nicht getan, im Nachgang kam es am runden Tisch in der Staatskanzlei zu hitzigen Diskussionen. Die Akteure: Bayerischer Ministerpräsident Markus Söder, Naturschutz- und Bauernverbände, Lokalpolitiker. Und mitten unter ihnen ein Gesicht aus dem Landkreis: Stefan Spiegl.

Die Imker und das Bienensterben

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Auch hier wehrt sich der Freizeitimker mit Präsidentenhut gegen das Bild in den Köpfen der Allgemeinheit: "In den Medien kam es ja so rüber, als wären die bösen Bauern komplett anti Bienen." Laut Spiegl hatten sich die Landwirte zwar gegen den Sündenbock-Stempel gewehrt, am Erhalt der Bienen seien sie jedoch ähnlich interessiert wie die überzeugten Naturschützer: Immerhin profitieren auch Nutzpflanzen von der Bestäubungsleistung der kleinen Brummer.

Gleichzeitig fürchten in Zeiten des Höfesterbens immer mehr Landwirte bei strengen Öko-Vorgaben um ihre Existenz. Für Spiegl stehen daher Freiwilligkeit und Miteinander an erster Stelle: "Bauern-Bashing" sei fehl am Platz, sagt der Hörlbacher.

Alles in allem sieht der LVBI-Präsident das Volksbegehren "zwar schon als Hausnummer, aber vor allem als Chance: Jetzt müssen alle aus der Schmollecke rauskommen und miteinander das Beste draus machen, um gemeinsam für den Artenschutz zu kämpfen." Einen Weg zurück gibt‘s sowieso nicht: Seit dem 1. August ist das Volksbegehren im bayerischen Naturschutzgesetz verankert. Konkret: mehr Blühstreifen an den Straßen, weniger Dünge- und Pflanzenschutzmittel und eine stärkere Förderung des Ökolandbaus.

Von der bayernweiten Perspektive zurück in den Landkreis. Wie steht‘s um die Artenvielfalt im Weißenburger Land? Spiegl ist mit der lokalen Biodiversität durchaus zufrieden. "Wenn Kommunen in Zukunft weniger mulchen und Landwirte wie Verbraucher einfach mal ein paar Quadratmeter Blühwiese in der Flur und im Privatgarten stehen lassen, dann ist doch schon mal allen geholfen." Der Rückgang der Artenvielfalt lässt sich seiner Meinung nach nur gesamtgesellschaftlich stoppen – das Bündnis Bienenpakt im Landkreis ist ein erster Schritt.

Nicht zuletzt ist auch der Verbraucher am Zug. Spiegls Grundregel für den Wocheneinkauf: "Regional vor Bio". Denn chinesischer Honig ist oft mit Zucker gestreckt, und auch das EU-Siegel schützt nicht vor billigem Gepansche aus Rumänien oder der Ukraine. Beim Honigkauf ist also Heimatliebe angesagt: Allein im Landkreis gibt es 288 Imker, die sich genauso hingebungsvoll der Insektenzucht widmen wie Spiegl sich seinen zwölf Bienenvölkern.

Für ihn ist und bleibt das (Honig-)Glas halb voll. Seine optimistische Prognose: "Die Honigbienen haben Millionen Jahre und zwei Eiszeiten überlebt – die werden auch uns Menschen überleben!"

 

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