Die Immobilien in Weißenburg und Umgebung werden teurer

22.4.2021, 06:19 Uhr
Die Immobilien in Weißenburg und Umgebung werden teurer

© Foto: Rainer Heubeck

"Der Run auf die Metropolregionen hat sich ein bisschen abgeschwächt", stellte Sparkassen-Vorständin Daniela Heil bei der Bilanzpressekonferenz ihrer Bank fest. "Ich habe den Eindruck, dass es wieder mehr ins Grüne hinausgeht. Die Menschen suchen größeren Wohnraum, mit Balkon oder Terrasse und am liebsten einem Garten dazu. Das aber gibt es in der Stadt nicht mehr."

Also sind die Menschen bereit, den Ballungszentren den Rücken zu kehren. Eine Entwicklung, deren Beginn gerade deutschlandweit beobachtet wird und von der noch unklar ist, ob es sich um eine Trendwende oder eine vorübergehende Erscheinung handelt.

Eines ist allerdings klar: Die Corona-Pandemie hat am Mythos der Stadt genagt. Die punktete durch einen spannenden öffentlichen Raum und viele Angebote im Bereich Kultur und Gastronomie. Diese Angebote sind aber seit Monaten nicht nutzbar und der öffentliche Raum überfüllt, weil es die Städter aus ihren kleinen Wohnungen zieht.

Homeoffice aus dem Dorf

Das Resultat ist, dass sich immer mehr Menschen überlegen, ob mehr Raum und mehr Grün nicht doch auf Dauer eine Option wären. Zumal eine andere durch die Corona-Pandemie ausgelöste Entwicklung dieser Landsehnsucht in die Karten spielt. Der Trend zum Homeoffice. Wenn man nur noch einmal die Woche in Präsenz im Büro erscheinen muss, sind ganz andere Pendelwege verkraftbar. Auf einmal sind Arbeitsplatz in Nürnberg, Augsburg, Ingolstadt oder gar München und ein Wohnort in Pleinfeld, Weißenburg, Treuchtlingen oder Pappenheim kein Ding der Unmöglichkeit mehr.

Ein bisschen Landflucht

Ganz voraussetzungslos ist die Landflucht dann aber doch nicht. "Nahverkehr ist sexy und macht immer noch ein paar Euro aus", stellt Hans-Jürgen Rohmer, der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Mittelfranken-Süd, fest. Es soll also schon grün sein, aber dann doch auch nicht ganz ab vom Schuss.

Deshalb sind die Immobilienpreise in Schwabach oder Roth auch noch deutlich höher als in Weißenburg-Gunzenhausen. So zahlte man bei der Sparkasse für eine Bestandswohnung in Schwabach im Durchschnitt 3000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. In Roth sind es 2700, in Weißenburg-Gunzenhausen nur 2200. Für Neubau-Wohnungen werden noch ganz andere Preise aufgerufen. 4500 Euro in Schwabach, 4000 in Roth und 3800 in Weißenburg-Gunzenhausen.

Drastische Unterschiede

Besonders drastisch ist der Unterschied bei frei stehenden Einfamilienhäusern. Hier löhnte man in Schwabach im Schnitt rund 600 000 Euro, im Landkreis Roth waren es gut 440 000 und in Weißenburg-Gunzenhausen nur 280 000 Euro. Allerdings gingen im vergangenen Jahr in Altmühlfranken vergleichsweise wenige Objekte über den Maklertresen, sodass es hier zu einer Verzerrung gekommen sein könnte.

Auch die Sparkassen-Vorstände stellen fest, dass es in manchen Gegenden des Geschäftsbereichs für Familien zunehmend schwierig ist, eigenen Wohnraum zu finanzieren. In den vergangenen zehn Jahren seien die Immobilienpreise in der Region um 23 Prozent gestiegen. Dabei erscheint das Ende der Fahnenstange noch nicht mal erreicht.

Darauf deuten mehrere Entwicklungen hin. Die Nachfrage auf dem Markt überwiegt regional weiter das Angebot. "Was wir haben, ist in kürzester Zeit verkauft", stellte Daniela Heil fest. Nur hat die Sparkasse immer weniger zu verkaufen. "Wir kommen kaum noch an Objekte ran", beklagt Heil. Das liege nicht zuletzt daran, dass man gerade mit Senioren, die zu der klassischen Gruppe von Hausverkäufern gehören, in der Corona-Pandemie wenig Kontakt habe.

Eigene vier Wände sehr gefragt

Davon abgesehen wird sich auch bayernweit der Wohnmarkt nicht entspannen, prognostiziert die Sparkassen-Vorständin. "2020 sind nur 62 000 neue Wohnungen in Bayern entstanden, damit hat man die magische Marke von 70 000 deutlich verfehlt, die laut Staatsregierung pro Jahr nötig wäre."

In der Konsequenz dieser Entwicklungen hat die Sparkasse Mittelfranken-Süd im vergangenen Jahr deutlich weniger Immobilien vermittelt, aber damit gleiche Geldvolumen bewegt. 2019 brauchte es noch 350 Objekte, um auf gut 140 Millionen Euro Umsatz zu kommen, 2020 reichten dazu 290 Objekte.

Sparkasse im Wohnungsbau aktiv

Längst hat die Sparkasse diesen Markt auch selbst für sich entdeckt. Man tritt nicht mehr nur als Makler in Erscheinung, sondern baut und entwickelt auch selbst. Bisher allerdings vor allem im Rother und Schwabacher Raum. "Das liegt aber nur daran, dass wir da an die Grundstücke gekommen sind", betont Heil. Für weitere Anfragen aus dem Geschäftsgebiet sei man jederzeit offen.

Neben Objekten zum direkten Verkauf baut die Sparkasse auch zunehmend Mietwohnungen, die sie selbst über ihre neu gegründete Hausverwaltungs-Gesellschaft verwaltet. Sowohl die Immobilien GmbH als auch die Hausverwaltung sind neue Tätigkeitsfelder der Sparkasse. Sie sind eine Reaktion auf die Krise des Kreditgeschäfts. Und bislang ist man höchst zufrieden mit der Entwicklung in beiden Sektoren.

Besonders gut funktioniert die Kombination aus Immobilienvermittlung und der angeschlossenen Verwaltung. "Es gibt Investoren, die kaufen Wohnungen über uns, finanzieren sie zu einem Teil mit Krediten über uns und lassen sie von uns verwalten. Manche haben die Wohnung, die ihnen gehört, nie gesehen."

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