Hans Walter wird der Chef

Die Landwirtschaftsämter in Weißenburg und Roth verschmelzen

26.6.2021, 12:56 Uhr
Die Landwirtschaftsämter in Weißenburg und Roth verschmelzen

© Jürgen Leykamm, NN

„Es ist wichtig als Chef motivierte und versierte Mitarbeiter zu haben“, sagt der 63-Jährige, der seit 2014 das Amt in Weißenburg leitet. Und dies sei an beiden Standorten der Fall. So lässt sich es für ihn seine neue Aufgabe also ganz entspannt antreten.

Ein Dezimieren der Belegschaft, wie sonst bei Fusionen durchaus üblich, muss er nicht fürchten. Durch die größere Aufgabendichte gibt es sogar eine geringfügige Aufstockung.

„Eigentlich habe ich gedacht, dass ich schon jetzt an meiner letzten Station des beruflichen Lebenslaufs angekommen bin – aber ich nehme die Herausforderung gerne an“, sagt Walter, der es als Langstreckenläufer ohnehin gewohnt ist, langfristig und in Etappen zu denken. Seine allererste beginnt bezeichnenderweise bei Lauf an der Pegnitz im Ortsteil Oedenberg. Dort wird er in eine bäuerliche Familie hinein geboren.

Erster Berufswunsch: Schäfer

Schon als junger Teenager kümmert er sich um Hühner und Schafe. Als sich die Berufsfrage stellt, liebäugelt er sogar damit, Schäfer zu werden. Schließlich entscheidet er sich aber dann doch für eine Lehrerlaufbahn. Aber nur zwei Fächer unterrichten wie auf dem Gymnasium? Das ist dem breit interessierten jungen Mann dann doch zu wenig, so dass er Diplomagrarwissenschaft studiert, um später einmal an einer Landwirtschaftsschule unterrichten zu können.

„Vor allem das Praktikum in Frankreich hat mich stark geprägt“, so der Behördenchef. Insbesondere die große Wertschätzung für die eigenen regionalen Spezialitäten. Nicht nur die anderen Essgewohnheiten dort faszinieren ihn, sondern auch der völkerverbindende Ansatz seines Auslandsaufenthalts.

Damals, anfangs der 1980er Jahre, entsteht die Partnerschaft zwischen Mittelfranken und dem Limousin. Seine Gastgeber von einst besucht Walter noch immer regelmäßig. Doch bei aller Verschiedenheit merkt er schon beim Praktikum: „Die Bauern verstehen sich weltweit! Durch den Besuch im Nachbarland ist auch meine Lust am Reisen entstanden.“

Rasante Entwicklung

Die rasante Entwicklung der Landwirtschaft bekommt er in der eigenen Familie mit. Seine Frau etwa entstammt einem Nebenerwerbsbetrieb: „Ihr Opa hat den Rahm im Dorf noch mit dem Leiterwagen eingesammelt.“ Es folgte der Wechsel aufs Pferd, später erledigten erst der Schlepper, dann der Lkw und schließlich der Tankwagen die Arbeit.

Nach dem Studium führt Walters Weg 1984 nach Ebersberg (bei München), wo er am Landwirtschaftsamt als Referendar arbeitet. Auch hier gilt es sich kulinarisch umzustellen – von Brat- und Stadt- auf Weißwurst. Seine weiteren Berufsschritte führen ihn zu den Agrarämtern nach Ansbach und Neustadt/Aisch, dazwischen auch mal kurz zur Regierung von Mittelfranken.

Als Berater eröffnet er in den Behörden den Bauern neue Chancen, als Lehrer in der Landwirtschaftsschule lautet seine Maxime: „Ich will den Austausch fördern und nichts vorgeben, sondern mit den jungen Leuten nach vorne denken.“ Als er nach Uffenheim versetzt wird, nimmt er das locker: „Immer in Bewegung bleiben!“


Die Landwirtschaftsämter werden fusionieren


Er will Brücken bauen: zwischen den Dienstorten, zwischen Franken und dem Limousin, zwischen der Landwirtschaft und der Gesellschaft. 1992 fängt er als Abteilungsleiter im Rother Amt an und erlebt hautnah die Umstrukturierungen mit: Die Neuorganisationen ein Jahr später, 2004 und 2011 sowie davor schon die Fusion 1997 mit Hersbruck.

Bei jeder dieser Zäsuren ändert sich auch Walters Arbeitsplatzbeschreibung etwas. 2013 wird er in Ansbach Schulleiter und Bereichsleiter Landwirtschaft, ein Jahr später dann Behördenleiter in Weißenburg.

Fit hat ihn in all den Jahren und bei all den Umstellungen immer der Sport gehalten. In jungen Jahren avanciert er zum Kapitän einer Volleyball-Schülermannschaft. Schwimmen, Tennis und Skifahren gehören zu seinen Hobbys. Knieprobleme bei einem Waldlauf nimmt er als Herausforderung und avanciert zum Langstreckenläufer.

Agrarwesen unter Druck

2005 startet er beim Marathon in Paris – seither absolviert er jährlich einen solchen, die Corona-Jahre ausgenommen. Egal ob in New York, Nizza, Chicago oder Shanghai. Vielleicht ein gutes Zeichen – entspricht doch auch die Strecke zwischen seinen beiden künftigen Dienstorten Roth und Weißenburg fast einer Marathonstrecke.

Sportlich gemeistert werden will auch die Organisation des neuen Verbundamtes. Die Neuformierung sieht er positiv: „Mit der größeren Einheit verfügen wir auch über eine bessere Schlagkraft“, ist Walter überzeugt. Und die braucht es. Sieht sich das Agrarwesen doch vielfältigem Druck ausgesetzt: durch den Markt, den Gesetzgeber, den Verbraucher.

Ein Schwerpunkt bei der Beratung werde das Augenmerk auf die Ressourceneffizienz darstellen: „Dabei müssen Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit keinen Widerspruch darstellen.“ Klar sei aber auch, dass gerade unter dem Vorzeichen des Klimawandels die Landwirtschaft in einer Umbruchphase stecke und sich selbst stark wandeln werde.

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