Die Lebkuchenmann-Handwerker im Bergwaldtheater

27.6.2019, 15:50 Uhr
Die Lebkuchenmann-Handwerker im Bergwaldtheater

© Jan Stephan

„Begeisterung?“, fragt Wolfgang Maurer von der Weißenburger Firma Metallbau Maurer. „Nein, mit sowas fang‘ ich gar nicht erst an“, erklärt er mit so ungerührter Miene, dass Schreiner Toni Petschl im Hintergrund herzhaft lachen muss. „Obwohl“, gesteht Maurer ein, „am Anfang des Projekts war ich kurz dazu hingerissen.“ Dann habe er es aber lieber bleiben lassen, zu viel Begeisterung bringe nur Arbeit mit sich.

Der renommierte Bühnenbildner Stefan Brandtmayr amüsiert sich derweil prächtig. Er ist Wiener und kennt sich mit schlechter Laune aus. „Die Grantigen sind eh die, die am Ende am meisten Spaß haben“, erzählt er lachend. Und man meint, in dem Moment den Anflug eines Grinsens auch bei Wolfgang Maurer gesehen zu haben.

"Ein bisschen Stolz ist auch dabei"

Metallbau Maurer, Maler Lautner, Katheder und Roth aus Kattenhochstatt, Elektro Kreißl, und die Schreinerei Petschl gehören zum inneren Kreis der Lebkuchen-Handwerker. Sie alle wurden vor Monaten von Thomas Lautner zu einem Handwerkerstammtisch geladen und um Hilfe für das aufwendige Theaterprojekt gebeten. „Na ja, und da hat dann halt keiner Nein gesagt und schon war man voll dabei“, erzählt Schreiner Toni Petschl lachend. Er hat ein Holz-Karussell gebaut, das eine wichtige Rolle in dem Stück spielen wird.

„Ein bisschen Stolz ist schon auch dabei“, sagt er. „Das wäre auch blöd gewesen, wenn für ein Weißenburger Theaterprojekt ein Treuchtlinger Handwerker das hätte machen müssen, oder?“ Heute ist Petschl nur gekommen, um sich anzuschauen, wie Kollege Maurer den ersten Teil seines Bauwerks ablädt. „Ich bin eigentlich fertig mit meiner Arbeit“, sagt Petschl und fängt sich gleich mal einen Spruch von Maurer ein. „Wir haben ja auch was Richtiges gebaut“, klärt der Metallbauer seinen Holz-Kollegen auf.

An die Sache mit dem Handwerkerstammtisch erinnert sich Maurer auch. Nur dass er bei dieser Gelegenheit aktiv zugestimmt habe, mitzuhelfen, daran erinnert er sich nicht. „Da hat uns keiner gefragt, das hat der Boby Lautner für uns mitentschieden“, erzählt Maurer grinsend. Und wenn ein alteingesessener Weißenburger Handwerker ruft, dann kommen die Kollegen halt. „Wenn‘s drauf ankommt, halten wir schon zusammen“, sagt Petschl. 

Das gefällt auch Elektriker Andreas Kreißl, der gleich eine ganze Industriehalle den Lebkuchen-Männern für den Bühnenbau überlassen hat. „Mit gefällt das, wenn ich die da machen seh‘ und immer mal wieder vorbeischau‘“, erzählt Kreißl.

Absolut professionelles Niveau

Dann bringt er einen Kaffee, hilft mit Werkzeug aus seiner Werkstatt aus oder legt selbst mit Hand an. Dazu kommen spontane Grillevents der Lebkuchenmann- Crew auf seinem Gelände. „Das letzte halbe Jahr war super“, erzählt Kreißl, der mit seiner Begeisterung ein wenig offenherziger umgeht als mancher Kollege. Neben der Bereitstellung der Halle kümmert sich Kreißl auch noch um Elektrik und Beleuchtung von einigen Bühnenbauwerken.

Bühnenbildner Stefan Brandtmayr ist begeistert von seinem Handwerkerteam. „So reibungslos wie hier haben wir das noch nirgends gehabt, und wir haben schon viele Freilufttheater gemacht.“ Das Bühnenbild sei auf absolut professionellem Niveau. „Im Grunde sind wir sogar besser als bei den großen Theatern, da wird das nämlich alles so gebaut, dass es nur so ausschaut als ob, bei uns ist es echt.“ Das heißt, dass das Karussell eben wirklich ein Karussell ist und der Elfenwagen tatsächlich ein umgebauter Kleinlaster.

„Ich fühle mich sauwohl hier in Weißenburg“, sagt Brandtmayr, der schon für das Nationaltheater in Weimar oder die Volksbühne in Wien gearbeitet hat und einen Lehrauftrag für Stagedesign an der Universität Linz hat. „Wir sind hierhergekommen, ohne dass wir irgendjemanden kannten, und inzwischen fühlen wir uns fast wie daheim“, so der Linzer Bühnenbildner und Designer. Die beteiligten Handwerker sowie den technischen Leiter Hubert Beckstein bezeichnete er als „absoluten Glücksfall“ für dieses Projekt.

Und dass es so reibungslos läuft, ist dann schon eine Auszeichnung, denn das Bühnenbild ist ehrgeizig. „Man muss dieser Kulisse auch etwas entgegensetzen“, sagt Brandtmayr. „Einfach nur Bravo rufen und sagen, was ist das für ein schöner Wald, ist für das Theater, für das wir stehen, ein bissel wenig. Sonst schauen sich die Zuschauer am Ende nur den Wald und nicht unser Stück an.“

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