Rauswurf

Die Linke will Erkan Dinar aus der Partei ausschließen

7.9.2021, 06:10 Uhr
Will sich gegen Parteiausschluss wehren: Linken-Politiker Erkan Dinar. Er kann kein Parteischädliches Verhalten erkennen.

© Erkan Dinar Will sich gegen Parteiausschluss wehren: Linken-Politiker Erkan Dinar. Er kann kein Parteischädliches Verhalten erkennen.

Der 40-Jährige kann auch ohne Parteizugehörigkeit Direktkandidat der Linken sein. Außerdem wird das Urteil erst mit der Zustellung rechtskräftig und dann hat er vier Wochen Zeit, um bei der Bundesschiedskommission Beschwerde einzulegen.

Diesen Schritt werde er gehen, kündigte Dinar gegenüber dem Weißenburger Tagblatt an. Bis diese entschieden hat, behält er auf jeden Fall alle Mitgliederrechte ohne Einschränkung.

Anlass für das Parteiausschlussverfahren war ein Antrag von Angelika Lüdemann, der Kreissprecherin der Linken in Nürnberg. Erkan Dinar und weitere Linken-Mitglieder hatten auf der Linken Liste in Nürnberg für die Kommunalwahl kandidiert.

Dinar: Kein parteischädliches Verhalten

Dabei handelt es sich um ein Bündnis, dem in der Vergangenheit auch Die Linke selbst angehörte. Doch 2020 gab es eine eigene Liste der Linken und damit verstieß Dinar gegen die Parteivorgabe, für niemand anderen kandidieren zu dürfen.

Den „förmlichen Verstoß gegen die Satzung“ streitet Dinar auch gar nicht ab. Doch aus seiner Sicht ist dabei entscheidend, ob mit der Kandidatur ein parteischädliches Verhalten verbunden war. Er geht davon aus, dass die Bundesschiedskommission zu dem Ergebnis kommen wird, dass dies nicht der Fall war.


Erkan Dinar ist zurück und sorgt für Rücktritte


„Ich habe mit meiner Partei wirklich schon sehr vieles mitmachen müssen, aber ich war ihr immer treu, während viele andere Mitglieder schnell zu Ex-Mitgliedern wurden und freiwillig das Weite suchten“, schrieb Dinar vor gut einem Jahr auf seiner Facebook-Seite, als das Verfahren eingeleitet wurde.

Verfahren zieht sich

Auch mehrere andere Mitglieder die nach dem Beschluss der Landesschiedskommission aus der Partei geworfen werden sollen, wollen sich mit dieser Entscheidung nicht abfinden, so der frühere Weißenburger Stadt- und Kreisrat der Linken.

Mit einer Entscheidung auf Bundesebene ist sicher nicht mehr in diesem Jahr zu rechnen, ist sich Dinar bewusst. Schon die Entscheidung auf Landesebene hat ein ganz Jahr Zeit in Anspruch genommen. Weil eine Präsenzveranstaltung vorgeschrieben ist, hat die Corona-Pandemie die Sache erheblich in die Länge gezogen.

Seit seiner Jugend ist er in Weißenburg für unermüdlichen politischen Einsatz und linke Positionen bekannt. Erst bei den Jusos, dann bei der SPD und schließlich bei PDS und der Nachfolgepartei Die Linke. Er saß ab 2014 im Stadtrat und im Kreistag.

Negativ-Schlagzeilen für Erkan Dinar

Überregional machte er allerdings weniger wegen seiner politischen Arbeit als wegen persönlichen Fehlverhaltens (Kirchweih-Skandal und Pinkel-Panne) Schlagzeilen. Als er seinen Lebensmittelpunkt aus Weißenburg weg verlegte und ankündigte, nicht mehr für Stadtrat und Kreistag anzutreten, haben viele Erkan Dinar in Altmühlfranken politisch abgeschrieben.


Zwei Hausverbote: Wieder Ärger für Stadtrat Dinar


Doch der frühere Kreisvorsitzende der Linken meldete sich im Oktober vergangenen Jahres zurück. Bei der Nominierung des Bundestagsdirektkandidaten für den Wahlkreis Ansbach setzte er sich gegen Milan Schildbach (Stadtrat in Ansbach) und Felix Goldhorn (Kreisrat in Weißenburg-Gunzenhausen) durch – trotz des bereits laufenden Parteiausschlussverfahrens.

In der Folge legten sowohl Kreisvorsitzender Victor Rother als auch Vorstandsmitglied Felix Goldhorn ihre Ämter nieder.

Er selbst hatte erwartet, dass er auf der Landesliste den aussichtsreichen Platz 4 bekommt. Das hätte für den Einzug in den Bundestag sicher gereicht. Statt dessen steht Erkan Dinar, der seit 2017 erster Nachrücker seiner Partei war, nun gar nicht auf der Landesliste der Linken, die im März aufgestellt worden ist.

Dinar: Parteimitgliedschaft "zu wichtig"

Trotz allem Verdruss über den ganzen Parteiausschluss-Vorgang will Dinar Mitglied der Linken bleiben. Nach der Bundestagswahl 2002 trat er in die damalige PDS ein, aus der später Die Linke wurde. „Ich sehe für mich keine Alternative zur Partei Die Linke auf Bundesebene“, sagte Dinar im Gespräch mit unserer Zeitung.

Aus heutiger Sicht, würde er aber nicht noch einmal auf einer anderen Liste antreten, dafür sei ihm seine Parteimitgliedschaft zu wichtig.

Offiziell äußert sich bei den Linken niemand zu dem Parteiausschlussverfahren. Die Mitglieder der Landesschiedskommission tagen nicht öffentlich und dürfen in einem laufenden Verfahren keine Auskünfte geben. Und der Landesverband ist selbst nicht in das Verfahren involviert, bekräftigte Landesgeschäftsführer Maximilian Steininger auf Anfrage unserer Zeitung.

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