Die Pfarrer in Altmühlfranken werden weniger

3.5.2021, 06:25 Uhr
Die Pfarrer in Altmühlfranken werden weniger

© Foto: Jan Stephan

1,5 Pfarrerstellen weniger sollen es ab 2025 im Dekanat Weißenburg sein, 1,5 weniger in Dekanat Pappenheim, 1,5 weniger im Dekanat Heidenheim. So gleich die Zahl, so unterschiedlich die Auswirkungen. In Weißenburg (aktuell 20,5 Stellen) und Pappenheim (17 Stellen) hält man die Reduzierung für verkraftbar. Auch, weil man schlimmeres erwartet hatte. In Heidenheim mit seinen 6,5 Pfarrstellen dürfte die Reduzierung der Anfang vom Ende sein.

Hintergrund der einschneidenden Sparpläne sind Strukturprobleme der Landeskirche. Weil mehr Gemeindemitglieder sterben als Getaufte hinzukommen und parallel die Zahl der Austritte steigt, gerät die Kirche unter Druck. "Uns laufen einfach die Kosten davon", erklärte Pappenheims Dekan Wolfgang Popp. Auch, weil die Kirche in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr Aufgaben übernommen habe.

Weniger Gemeindemitglieder

Auch in der Region hat die Zahl der Gemeindemitglieder der Dekanate in den vergangenen 20 Jahren erheblich abgenommen. Waren es in Heidenheim im Jahr 2001 noch 7011 Gemeindeglieder, sind es nun nur noch 5859. In Weißenburg verlor man innerhalb von gut zehn Jahren rund 2000 Mitglieder und liegt nun bei rund 19 500. In Pappenheim hat man in den letzten rund 15 Jahren etwa 3000 Gläubige verloren, sodass man nun noch etwa 17 000 Gemeindeglieder hat.

Auf die Stellenkürzungen reagierte man vor Ort mit Verständnis. "Das ist richtig und notwendig", stellte Dekan Wolfgang Popp fest. Immerhin sei ja auch die Zahl der Gemeindeglieder, um die man sich kümmern müsste, erheblich zurückgegangen.

Raus aus der Komfortzone

Weißenburgs Dekanin Ingrid Gottwald-Weber stellte fest, dass sich "die Rolle und der Platz der Institution Kirche" ändere. Man sei nun gefordert, aus der Komfortzone zu komme. "Im Vergleich mit vielen anderen Kirchen auf der Welt haben wir ja eine sehr privilegierte Situation", stellte die Dekanin fest. "Ein bisschen ist das auch Jammern auf hohem Niveau."

Beide Dekane allerdings betonten auch die Herausforderungen. "Das wird von vielen auch als Bedeutungsverlust und schmerzlicher Verlust wahrgenommen", so Gottwald-Weber. Man sehe in den Reformen aber auch die Chance zu einer Rückbesinnung auf den Kern der christlichen Botschaft, betonten beide regionalen Kirchenoberhäupter.

Jede Region muss Beitrag leisten

Wo konkret die Stellen eingespart werden können, steht auf Dekanatsebene noch nicht fest. Das wird die Arbeit der kommenden Monate und Jahre sein. "Jede der Regionen im Dekanat muss sein Scherflein beitragen", betonten aber beide Dekane. "Allerdings werde manche Dinge auch der Arbeitsmarkt regeln", stellte Gottwald-Weber fest.

In rund 15 Jahren stünden wegen einer Verrentungswelle und Problemen im Nachwuchs nur noch die Hälfte an Pfarrern zur Verfügung, so die Dekanin. Pfarrstellen, die nicht attraktiv gestaltet seien, könnten dann schlicht nicht mehr besetzt werden, schätzt sie. Im Weißenburger Dekanat habe man zum Beispiel erhebliche Probleme, die vakante Pfarrstelle in Emetzheim zu besetzen.

In Pappenheim sieht man die Zukunft in einer stärkeren Bildung von Zentren. Das gilt sowohl für die Verwaltung, wo Pfarrbüros zusammengefasst werden könnten, als auch für die Pfarrer, die in Zukunft an einigen Orten gemeinsam stationiert sein könnten, und von dort in ihre Gemeinden ausschwärmen.

Was wird aus den Pfarrhäusern?

Das berührt auch einen anderen Punkt. Denn: Wenn die Zahl der Pfarrer absehbar und vielleicht nicht zum letzten Mal sinkt, wird es auch nicht mehr so viele Pfarrhäuser brauchen. "Auch bei den Gemeindehäusern ist eine Verschlankung gewünscht", stellt Weißenburgs Dekanin fest.

Selbst bei den Kirchengebäuden wird es auf mittlere Sicht Einschnitte geben. "Es denkt keiner daran, Kirchengebäude aufzugeben", stellt die Dekanin zwar fest. Allerdings sollen auch hier in Zukunft Prioritäten gesetzt werden, wie Pappenheims Dekan Wolfgang Popp einräumt. "Es soll eine Schwerpunktsetzung auf ein Gebäude geben, das dann bevorzugt unterhalten wird." Für kleinere Gotteshäuser in der Fläche könnte es für die Kirchengemeinden erheblich schwieriger werden, Mittel für Sanierungen zu bekommen.

Kein neuer Dekan in Heidenheim

Am härtesten hat die Landesstellenplanung das Dekanat Heidenheim betroffen. Dessen Dekanstelle wird nicht mehr besetzt werden, und das Dekanat zunächst kommissarisch von Wassertrüdingen aus mitverwaltet.

Zwar werde das Dekanat zunächst weiterbestehen, aber vor allem, weil es Mitglied im Zweckverband Heidenheimer Kloster ist. Es gibt aber bereits Überlegungen, dass sich die Kirchengemeinden des Dekanats auf die Dekanate Wassertrüdingen, Gunzenhausen und Pappenheim aufteilen könnten.

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