Re-Start im Schießsport?

Die Schützen der Region Weißenburg stehen Gewehr bei Fuß

21.1.2022, 17:35 Uhr
Einen vollen Schießstand, wie hier beim Zweitliga-Heimkampf der FSG Titting Anfang November, würden die Schützenvereine im Gau Weißenburg gerne bald wieder sehen. Während die Bundesliga ihre Saison unter 2Gplus-Bedingungen durchgezogen hat, sind die Rundenwettkämpfe und teils auch das Training auf Gauebene derzeit aufgrund von Corona und der 2Gplus-Regelung eingestellt.  

© FSG Titting, WT Einen vollen Schießstand, wie hier beim Zweitliga-Heimkampf der FSG Titting Anfang November, würden die Schützenvereine im Gau Weißenburg gerne bald wieder sehen. Während die Bundesliga ihre Saison unter 2Gplus-Bedingungen durchgezogen hat, sind die Rundenwettkämpfe und teils auch das Training auf Gauebene derzeit aufgrund von Corona und der 2Gplus-Regelung eingestellt.  

Doch das ist bei Weitem nicht alles: Der gesamte Wettkampfbetrieb ruht momentan bei den 34 Schützenvereinen und -gesellschaften in Weißenburg und Umgebung. Seit Ende November sind Rundenwettkämpfe und Meisterschaften aufgrund der Pandemie ausgesetzt. „Unter der 2Gplus-Regelung ist das wenig sinnvoll“, findet Kemmelmeier und hofft in den kommenden Tagen auf neue Entscheidungen und Richtlinien.

Start mit dem Nachwuchs

Mit den Gaumeisterschaften der Schüler und Jugendlichen am Sonntag, 30. Januar, in Ramsberg möchte man wieder in den Schießbetrieb einsteigen. Weil der Nachwuchs nicht unter 2G fällt, ist der Wiedereinstieg hier leichter. Aber auch bei den Erwachsenen möchten der Gau und seine Verantwortlichen die Saison so schnell wie möglich wieder aufnehmen. Eine längere Vorbereitung ist bei den Schützen nicht nötig, sie stehen sozusagen Gewehr bei Fuß. „Wir können aus dem Stegreif starten“, betont denn auch Kemmelmeier. Im Februar soll es dem Gauvorsitzenden zufolge mit den Meisterschaften und Rundenwettkämpfen wieder losgehen.

Gauschützenmeister Klaus Kemmelmeier mit seinem Vorgänger Werner Müller sowie seinem Stellvertreter Karl Hüttinger (von links).

Gauschützenmeister Klaus Kemmelmeier mit seinem Vorgänger Werner Müller sowie seinem Stellvertreter Karl Hüttinger (von links). © Uwe Mühling, WT

Der 64-jährige Weißenburger ist fest davon überzeugt, „dass wir die Saison durchbekommen“. Der Schützengau Weißenburg könne mit seinen diversen Wettbewerben in den kommenden Wochen und Monaten autark handeln und die Saison notfalls bis in den Juli hinein verlängern. Bei den Meisterschaften auf den verschiedenen Ebenen gelte es zwar gewisse Meldefristen zu beachten, aber auch hier sieht Kemmelmeier derzeit noch keine größeren Schwierigkeiten.

"Das merkt man gewaltig"

Weitaus mehr Sorgen bereiten ihm die personellen Verluste. „Das merkt man gewaltig“, stellt Kemmelmeier fest. Rund zehn Prozent der Mitglieder, so schätzt der Gauschützenmeister, habe die Pandemie den heimischen Vereinen bislang gekostet. Allein von Januar 2021 bis Januar 2022 sank die Mitgliederzahl in den 34 Schützenvereinen und -gesellschaften des Gaus Weißenburg von 3350 auf aktuell 3100 Mitglieder. Mangels Veranstaltungen, Vereinsleben und Wettbewerben fehlen vor allem die Neueintritte, die in den Jahren zuvor stets die Austritte beziehungsweise die verstorbenen Mitglieder wieder ausgeglichen haben.


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Besonders schwierig ist es laut Kemmelmeier im Nachwuchsbereich. „Ich denke, hier haben wir viele junge Menschen an den Computer verloren,“ sagt der Gauschützenmeister und fügt hinzu: „Da geht es anderen Sportarten genauso.“

Während der Gau die Wettkämpfe eingestellt hat, kann und darf der Trainingsbetrieb weiterlaufen. Klaus Kemmelmeier schätzt, dass es 50:50 steht: Etwa die Hälfte der Vereine hat die Schützenhäuser derzeit geschlossen, die andere Hälfte öffnet zum Training unter 2Gplus-Bedingungen.

HSG hält am Trainingsbetrieb fest

Zur letztgenannten Gruppe gehört auch die Hauptschützengesellschaft Weißenburg. „Wir haben zwar alle größeren Veranstaltungen abgesagt, aber den Trainingsbetrieb haben wir seit Ende November fast durchgängig aufrechterhalten“, berichtet HSG-Schützenchef Jörg Raab. Das Angebot werde gut angenommen, die Teilnehmerzahlen reichen laut Raab aber nicht an das frühere Niveau heran.

Jörg Raab, Vorsitzender der HSG Weißenburg.

Jörg Raab, Vorsitzender der HSG Weißenburg. © HSG Weißenburg, WT

Dennoch ist es der HSG wichtig, das Vereinsleben zumindest ein Stück weit aufrechtzuerhalten. Auch, weil für viele Mitglieder die sozialen Kontakte wichtig sind. Die Hauptschützen setzen deshalb auf eine „vorsichtige Öffnung“ des Schützenhauses auf der Ludwigshöhe unter strikter Beachtung der geltenden Regelungen. Andernfalls würde man ja alles abwürgen, was es noch an Vereinsleben gibt, findet Jörg Raab und räumt ein, dass die stetigen Beschränkungen auf Dauer „mürbe machen“.

In diese Kerbe schlägt auch Christian Kühn: „Die aktuellen Beschränkungen bringen unseren Sport, unsere Vereins- und Jugendarbeit praktisch zum Erliegen“, stellt der bayerische Landesschützenmeister fest. Die Anstrengungen der vorangegangenen Monate, das Vereinsleben zu reaktivieren, seien durch die jüngsten Vorgaben in weiten Teilen zunichtegemacht worden. Kühn spricht von einer prekären Lage der Schützenvereine im Freistaat und fordert mit dem gesamten Bayerischen Sportschützenbund (BSSB) „ein weniger restriktives und mehr differenziertes Vorgehen“.

„Mehr Augenmaß“ gefordert

„Es muss aus meiner Sicht wieder zwingend zwischen Sportarten mit und ohne Körperkontakt entschieden werden. Es kann nicht sein, dass mit Blick auf das Infektionsrisiko kontaktlose Sportarten wie das Schießen mit Sportarten mit Körperkontakt gleichgesetzt werden“, so Kühn. Hier sei eindeutig „mehr Augenmaß und Praxisbezug“ gefordert.

Darauf bauen auch die Schützen im Gau Weißenburg. Trotz der ersten Absagen im neuen Jahr – zum Beispiel für das im Februar geplante Gaukönigsschießen und das Sauschießen bei der SG Adler Suffersheim – hoffen die Gauverwantwortlichen und alle Schützinnen und Schützen auf eine baldige Wiederaufnahme der Saison sowie die Rückkehr zum gewohnten Vereinsleben. Und die Jahreshauptversammlung des Gaus? Die wird wohl im Sommer nachgeholt. Aber das kennt man ja schon vom Vorjahr.

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