Die Weißenburger Kirchweih in der Flasche

27.6.2020, 13:34 Uhr
Die Weißenburger Kirchweih in der Flasche

© Foto: Robert Renner

Die Brauerei Schneider, die das Festzelt auch in diesem Jahr beliefert hätte, hat es eingebraut. Und der Kirchweihausschuss und weitere Gäste durften es am Donnerstagabend probieren.

Die Verkostung lief diesmal etwas anders ab als sonst. Zum einen mussten die Teilnehmer Corona-bedingt natürlich Abstand halten, zum anderen wurde auf das fotogene Anzapfen verzichtet. Stattdessen oblag es Maximilian Hetzner, dem neuen Kirchweih ausschuss-Vorsitzenden, die erste offizielle Bügelverschlussflasche mit Kirchweihbier als Inhalt mit einem lauten "Plopp" zu öffnen.

Hernach stießen die Brauerfamilie Schneider, Braumeister Volker Nossol, Marius Bansemer, Wirt des Bräustüberls "Zur Kanne", Weißenburgs Polizeichef Rolf Rabus und dessen Stellvertreter Klaus Ziegler, Festwirt Gerhard Widmann, Oberbürgermeister Jürgen Schröppel und der Kirchweihausschuss an.

Dieser war der Einladung der Schneiders nicht in Gänze gefolgt, die SPD-Vertreter hatten sich entschuldigen lassen. Ob dies am Knatsch wegen der Abwahl des früheren Vorsitzenden Andre Bengel und dessen daraus resultierenden Austritts aus dem Gremium lag, blieb offen. Wie dem auch sei, den Testtrinkern mundete das Bier jedenfalls. "Es schmeckt fast so gut wie aus dem Maßkrug", meinte Bundestagsabgeordneter und Kirchweihausschussvizechef Artur Auernhammer nach dem ersten Schluck aus der Flasche.

Die Weißenburger Kirchweih in der Flasche

© Foto: Robert Renner

Brauereichef Thomas Schneider zufolge wurde bereits im März mit dem Einbrauen begonnen. "Da wussten wir noch nichts von der Absage", sagte er. Als bekannt wurde, dass die Kirchweih – wie alle großen Volksfeste und Jahrmärkte – ausfallen muss, hätten er und seine Mitstreiter "be- schlossen, dass wir es durchziehen". Sie wollen so den Weißenburger "ein kleines Stück Heimat zur Kirchweih" liefern, unter dem Motto "Körwa derham".

Das Festbier werde normalerweise am Freitag vor dem dritten Augustwochenende im Widmannschen Festzelt probiert, in diesem Jahr müssten nun eben der Kirchweihausschuss und die übrigen Gäste diese Aufgabe übernehmen, sagte Schneider. Das taten diese gerne und ließen sich dazu ein leckeres Abendessen in der "Kanne" schmecken. Ausschusschef Hetzner dankte für die Einladung. Er "bedauere es zu tiefst", dass es in diesem Jahr das größte Volksfest im südlichen Mittelfranken nicht gibt.

Hetzner hatte sich außerdem bei Stadtarchivar Reiner Kammerl, der auch ein echter Kirchweihkenner ist, erkundigt, wie oft das Fest schon ausfallen musste. Kammerl habe ihm erklärt, dass die Kirchweih in der Stadt gefeiert worden sei, erst seit 1902 werde auf einem Festplatz gefeiert. Seither habe es aber nur während der Kriege und 1929 wegen einer Typhus-Epidemie Absagen gegeben. Kammerl habe ihm aber auch gesagt, dass er das alles wissen könne, es stehe schließlich in seinem Buch "Af die Körwa mouß ma göih . . .".

Dem Festbier aus dem Hause Schneider gab Hetzner eine gute Note. "Ich empfehle es frohen Herzens weiter", meinte er. Brauereichef Schneider wies darauf hin, dass es ab sofort sowohl bei Marktkauf als auch im Kaufland angeboten wird. Es gibt nur Festbier, kein Kirchweihweizen. Die Nachfrage nach diesem sei deutlich zurückgegangen. Im Bierzelt hätte es aber selbstredend ein Festweizen gegeben, versicherte Schneider.

Der Brauereichef hofft, dass er auch künftig die Kirchweih beliefern darf. Nachdem er 2019 nach der Schließung der Brauerei Sigwart kurzfristig allein die Bierlieferung für das Festzelt übernommen hatte, hab es "ein enorm gutes Feedback" gegeben. Möglicherweise könne er sogar den Ausstoß wieder erhöhen. Er versicherte: "Ich lasse den Schlot hier nicht kalt werden."

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