VfL-Baskets verlieren Derby gegen Ansbach
Drei Minuten, die eine Saison kosten könnten
19.12.2022, 15:05 UhrDer Abpfiff war noch keine fünf Minuten her, da hatte VfL-Coach Stephan Harlander schon die halbe Halle durchquert und war in Winterjacke auf dem Weg in Richtung Ausgang. „Wir brauchen jetzt Weihnachten“, stellte er in einer hastigen Pressebefragung fest. „Das war heute taktisch und mannschaftlich eine katastrophale Leistung“, diktierte er in den Block. „Mehr kann ich im Moment nicht sagen, weil ich noch keine Lösung habe, ich muss jetzt nachdenken . . .!“ Sprachs und ging in die Winternacht.
Das Derby der VfL Baskets gegen Ansbach hatte Spuren hinterlassen. Und es ging nicht nur darum, dass die Treuchtlinger Chancen auf die Aufstiegsrunde nach der Niederlage nun allenfalls noch vage sind. Es ging mindestens so sehr darum, dass ein paar Dinge im Gefüge des Teams ins Rutschen gekommen sind. Harlander sprach von einem „sich selbst verstärkenden Prozess“. „Da fängt einer an, dann kommt der nächste dazu und dann ist noch einer unzufrieden . . .“
Furioser Beginn
Eine bittere Erkenntnis, wenn man bedenkt, wie großartig der Abend begonnen hatte. Die VfL Baskets starteten furios. Brettharte Verteidigung, viel Bewegung in der Offensive, unermüdlicher Einsatz und Leidenschaft. Kein Ball, dem nicht irgendein Treuchtlinger hinterher gehechtet wäre. Die prall gefüllte Halle war begeistert. Man merkte den Treuchtlingern an, was sie sich für diesen Abend alles vorgenommen hatten. Und man merkte den Ansbacher nach dem ersten Viertel (30:20) an, dass sie beeindruckt waren.
Beste Voraussetzungen also für ein Wünderchen aus der Landkreishalle. Allerdings zeigte sich dann, was Ansbach für eine stabile Mannschaft ist. Getragen von ihren beiden Stützen Brad Newman und David Kurpiela kamen sie Minute für Minute besser ins Spiel.
Dabei half ihnen, dass die VfL Baskets Intensität aus der Verteidigung nehmen mussten, weil zunächst Lucca Wörrlein und Claudio Huhn, später Stefan Schmoll ein Foul nach dem anderen kassierten. Ohne den auf der Bank geparkten Huhn kam der VfL allerdings immer wieder in Probleme beim Ballvortrag. Zumal die Ansbacher nun früh pressten und den Ball jagten. Mit Erfolg. Die Statistik vermeldete am Ende 25 Ballverluste bei den Treuchtlingern und damit neun mehr als bei den ebenfalls nicht umwerfend ballsicheren Ansbachern.
In die Halbzeit ging man dennoch mit einem 43:43. Und es sollte ein umkämpftes Spiel bleiben. Auch weil die Treuchtlinger die Offensivlast auf viele Schultern verteilten. Die komplette Starting Five lieferte zweistellig und lag bei der persönlichen Ausbeute am Ende zwischen zehn und 19 Punkten. Erstmals seit Anpfiff gingen die Ansbacher Ende des dritten Viertels wieder in Führung.
Vor allem, weil die Treuchtlinger die Tempogegenstöße der Ansbacher schlecht verteidigten und einfache Punkte wegschenkten. Dass dabei mehrmals auch noch dumme Fouls unterliefen, brachte Stephan Harlander an der Seitenlinie immer wieder zum Fluchen.
Auf Ansbacher Seite war es jetzt vor allem David Kurpiela der seinen Wurf gefunden hatte und den Unterschied machte. 75 Prozent aus dem Feld und 75 Prozent von jenseits der Dreierlinie bedeuteten 27 Punkte für ihn. Nur vier seiner 16 Versuche landeten nicht im Korb – eine bärenstarke Quote.
Den Faden verloren
Und trotzdem kamen die Baskets im letzten Viertel wieder. Lucca Wörrlein angelte sich einen Offensiv Rebound und legte den Ball in den Korb, Florian Beierlein mit einem Dreier, Simon Geiselsöder mit einem Dreier und das Spiel schien wieder Richtung Treuchtlingen zu rutschen.
Vier Punkte vor und Ballbesitz, knappe sieben Minuten vor Ende, das war mehr, als man sich vor dem Spiel hätte wünschen können. Es roch nach einer der typisch wilden Treuchtlinger Aufholjagden, die man schon so oft gesehen hatte. „Dann aber haben wir wieder völlig den Faden verloren“, stellte ein verärgerter Harlander im Nachgang fest. Ballverluste, schlechte Wurfauswahl, ein paar unglückliche Pfiffe der Schiedsrichter und den Treuchtlingern war die Selbstverständlichkeit abhanden gekommen Ansbach legte in der entscheidenden Phase des Spiels einen 9:0-Lauf hin und entschied in drei Minuten ein lange umkämpftes Spiel.
„Die Ansbacher wollten es mehr“, kommentierte Harlander nach der Partie. Und tatsächlich war die Niederlage auch auf dem Zettel verdient. Mehr Ballverluste, weniger Rebounds, schlechtere Trefferquote – die entscheidenden Werte sprachen gegen die Treuchtlinger. „Es gibt jetzt vielleicht noch eine rechnerische Chance von zehn Prozent“, stellte Coach Stephan Harlander direkt nach dem Derby fest. „Aber klar ist auch, wir sind jetzt von allen anderen Spielen abhängig.“
Und genauso klar ist für den Trainer, dass es nach der Weihnachtspause auch ganz um Grundsätzliches gehen muss. Taktisch und mannschaftlich. Für ein Happy End in Richtung Aufstiegsrunde dürfte es ein mittelschweres Wunder brauchen – aber wer weiß, die Treuchtlinger Basketballer waren schon immer gut für wilde Geschichten.
Die Statistik
VfL Baskets Treuchtlingen: Lucca Wörrlein (15 Punkte, 14 Rebounds), Florian Beierlein (19), Stefan Schmoll (18), Claudio Huhn (12, 6 Assists), Simon Geiselsöder (19, 6 Rebounds), Jonathan Schwarz (4), Paul Mutterer (3), Moritz Schwarz (2), Yannick Rapke, Tobias Horn, Moritz Rettner, Lukas Ecke.
Hapa Ansbach: Brad Newman (26 Punkte, 7 Assists, 6 Steals), David Kurpiela (27, 6 Rebounds), Christian Imberi (5), Moritz Eckert, Emmanuel Ngan (6), Paul Nzeocha (15, 11 Rebounds), Leo Trummeter (10), Stefan Herrmann (3).
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