Eigene Tunnel für die Kröten

2.6.2015, 05:30 Uhr
Eigene Tunnel für die Kröten

© Renner

Dabei gab es vom BN-Landesvorsitzenden anerkennende Worte für den Freistaat. Die Umsetzung der Amphibienschutzmaßnahmen und speziell auch der Bau an der Bundesstraße 13 bei Weißenburg zeigten, „wie schlagkräftig die bayerische Straßenbauverwaltung“ sei. Und dass der BN dies lobe, komme selten vor, merkte Weiger an.

Es gebe natürlich Kritiker, die die 1,3 Millionen Euro für den Ausbau der B 13 am Sigwartskeller (davon 900 000 Euro für den Amphibienschutz) gerne an anderen Stellen in­ves­tiert gesehen hätten. Doch das Geld ist in seinen Augen gut angelegt, denn die Amphibien zählen zu den „bedrohtesten Tierarten“ überhaupt. Weiger: „Wir haben hier in Bayern elf von 19 Arten, die hochgradig gefährdet sind.“

Außerdem seien gerade Amphibien „ideale Anzeiger“ dafür, wie es um den Naturhaushalt generell stehe. Nicht sonderlich positiv, schlussfolgerte Weiger mit Blick auf die Amphibien, wenn man die „dramatische Abnahme ihrer Zahlen“ sehe. Heutzutage freuten sich Naturschützer schon, wenn sie einer Population von 2 000 Tieren helfen könnten. Früher wären es an vergleichbaren Stellen über 10 000 gewesen. „Höchste Zeit zu handeln“, meinte der Vorsitzende.

Und die Maßnahmen des Schutzprogramms helfen Weiger zufolge nicht nur Amphibien. Die Verkehrssicherheit werde erhöht, ferner benutzen verschiedene Mausarten und Wildkatzen ebenfalls die Tunnel und auch die Sicherheit der Straßenmeistereimitarbeiter sowie der ehrenamtlichen Naturschutzhelfer werde verbessert.

Weiger berichtete, dass der heutige Weißenburger BN-Vorsitzende Wolfgang Federschmidt vor 40 Jahren im Bereich des Sigwartskellers mit der damaligen BN-Jugendgruppe mit dem Amphibienschutz begonnen hat. Überhaupt sei Weißenburg „ein wichtiger Ort“ für seinen Verband. Hier sei die erste BN-Jugendgruppe in Bayern überhaupt vom damaligen Gymnasiumsdirektor Otto Lehovec gegründet worden. Und vor über 90 Jahren entstand hier eine der ersten Kreisgruppen des BN.

Der örtlichen Straßenmeisterei dankte Weiger für die jahrelange gute Zusammenarbeit. Die Naturschützer seien begeistert. Wie das Beispiel Weißenburg zeige, sei man im Bereich der Bundes- und Staatsstraßen in Bayern, was den Amphibienschutz angehe, „auf einem guten Weg“. Defizite aber geb es an Kreis- und Gemeindeverbindungsstraßen. Weiger: „Das gemeinsame Programm für die überregionalen Straßen hat Vorbildfunktion. Wir appellieren an Gemeinden und Landkreise, Tunnelanlagen nun auch an 50 ebenfalls landesweit wichtigen Amphibienwanderwegen an Kreis- und Gemeindestraßen zu bauen.“

Auch Innenminister Joachim Herrmann bat die Kommunen hier einzusteigen. Er verwies darauf, dass das Amphibienschutzprogramm Teil des ressortübergreifenden Programms „Natur-Vielfalt Bayern – Biodiversitätsprogramm Bayern 2030“ der Landesregierung ist.

Bis Ende 2014 wurden 25 Maßnahmen erledigt. Bis Ende 2016 sollen alle 29 Maßnahmen fertig sein. Die Schutzanlage am Amphibienweg „Sigwartskeller-Erlweg“ bezeichnete er als „eine unserer bedeutendsten, bereits realisierten“ Maßnahmen. Jedes Jahr wandern dort im Frühling Amphibien aus dem Stadtwald in ihre angestammten Laichgewässer um den Erlweiher. Nach dem Ablaichen und einer kurzen Erholungsphase wandern sie wieder zurück. Auch die Hüpferlinge, wie BN-Chef Weiger die Jungtiere nach dem Kaulquappenstadium bezeichnete, tun dies.

Fangzäune haben ausgedient

Herrmann erinnerte daran, dass vor dem Bau der Anlage die Weißenburger Straßenmeisterei seit den 1980er-Jahren jedes Frühjahr beidseits der B 13 Fangzäune aufgestellt hat. Die Mitglieder des BN Weißenburg haben dann „in unzähligen ehrenamtlichen Stunden“ das Einsammeln und Transportieren der Amphibien übernommen. 1989 habe der örtliche Rotary Club zusätzlich einen Holzzaun errichten und die Straßenbauverwaltung Durchlässe an neuralgischen Stellen bauen lassen. Doch dies hielt der Verkehrslast auf Dauer nicht stand.

Und so wurde 2011 nach dem Grunderwerb im Rahmen des Amphibienprogramms mit dem Bau der stationären Anlage begonnen, die Andreas Buchner, für Weißenburg-Gunzenhausen zuständiger Abteilungsleiter am Staatlichen Bauamt Ansbach, gestern erläuterte. Entlang der alten Linden oberhalb des Badweihers wurden auf 750 Meter Länge Leiteinrichtungen aus Stahl errichtet. Im Abstand von 30 Metern finden sich dort Auffangeinrichtungen für die Tiere, weil dort zum Erhalt der Allee keine Tunnel gebaut werden konnten. Dort ist nach wie vor der BN im Einsatz, um die Amphibien über die Fahrbahn zu bringen.

Im oberen Abschnitt am Sigwartskeller wurden 19 Durchlässe und auf einer Länge von 600 Metern Leiteinrichtungen aus Beton errichtet. Das Schutzkonzept wird durch Umkehreinrichtungen und Stopprinnen an den Zufahrten ergänzt. Minister Herrmann: „Die ersten Ergebnisse der Kontrollen zeigen, dass diese Schutzanlage an der B 13 von den Amphibien angenommen wird und funktioniert.“

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