Feierstunde

Ein Gedenkstein erinnert an einen Mord bei Oberhochstatt

Jan Stephan

Weißenburger Tagblatt

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3.8.2022, 10:03 Uhr
Ein Gedenkstein erinnert an einen Mord bei Oberhochstatt

© Jan Stephan, NN

Vermutlich hat es sich vor rund 500 Jahren dort oben an einem Sonntag Ende Juli nicht viel anders angefühlt. Die Grillen zirpen, es ist heiß, die Luft flirrt und der Wind streicht sacht über die Felder der Hochfläche. Man fühlt sich hier tatsächlich dem Himmel ein wenig näher, als das unten im Tal der Fall ist.

Eines Tages allerdings um das Jahr 1570 herum wurde der ländlichen Idylle auf der sogenannten Hausner Platte ein harter Schlag versetzt. Ein Mensch wurde inmitten dieser friedlichen Natur hier oben ausgeraubt und getötet. Es war nicht irgendwer, der hier sein Leben aushauchte, sondern ein Mann Gottes, nämlich ein Pfarrer aus Weiboldshausen, der zuvor in Oberhochstatt einen Gottesdienst gehalten hatte und auf dem Heimweg war.

Das Ereignis – sicher ein Schock für die damalige Bevölkerung – hat sich in den zeitgenössischen Dorfakten erhalten, weiß Ulrich Heiß als Vorsitzender des Heimatvereins Oberhochstatt, Niederhofen und Kehl. Sehr viel mehr als der Mord selbst hat sich allerdings nicht überliefert.

Bislang ein unscheinbarer Gedenkstein

Die Geschichte blieb trotzdem über Generationen im Gedächtnis der Menschen zwischen Oberhochstatt und Weiboldshausen. Nicht zuletzt, weil schon seit Langem ein kleiner, unscheinbar im Boden eingelassener Gedenkstein an das ferne Verbrechen erinnerte. Jetzt aber wollte man es ordentlich machen und entschied sich, einen steinernen Bildstock dort oben aufzustellen, der an den Mord erinnert.

Ein Gedenkstein erinnert an einen Mord bei Oberhochstatt

© Jan Stephan, NN

Der Heimatverein und die Kirchengemeinde Oberhochstatt kümmerten sich mit Zuschüssen aus dem Regionalbudget um die Umsetzung, die nun gemeinsam mit Natursteine Kittsteiner aus Weißenburg erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Nun prangt ein mehr als mannshoher Bildstock aus Jura-Kalkstein am Rande der Kante ins Tal hinab.

Ihn krönt ein historisches Feldkreuz, das Ulrich Heiß aus seinem Besitz gespendet hat. In der Inschrift des Steins meldet sich der ferne Gottesmann selbst zu Wort: „An diesem Ort vor langer Zeit ging ich in Gottes Ewigkeit“, lauten die ersten Zeilen.

Ein neuer Kraftort

Der Bildstock soll das Zentrum eines neuen Kraftorts werden, wie Oberhochstatts Pfarrer Dr. Reinhold Friedrich nun bei der Einweihung betonte. Es sollte ein Zeugnis des lebendigen Glaubens sein, ein „i-Tüpfelchen auf der Hausner Platte“, so der Pfarrer. Ohnehin seien christliche Symbole im Alltag immer weniger präsent und begleiteten die Menschen nicht mehr wie früher im Alltag alle Wege.

Ein Gedenkstein erinnert an einen Mord bei Oberhochstatt

© Jan Stephan, NN

Zwei Bänke, eingefasst von Wacholderbüschen, sollen sich in naher Zukunft noch zu dem Bildstock gesellen und so zu einem Treffpunkt werden, an dem man zur Ruhe kommen kann, und eine kleine Verschnaufpause im Leben einlegen kann, stellte Friedrich fest. Auch könnten hier in Zukunft immer mal wieder kirchliche Veranstaltungen stattfinden. Und zwar gerne im Geiste der Ökumene, wie der evangelische Pfarrer betonte.

Zur Einweihung des neuen Bildstocks hatte man daher auch Weißenburgs katholischen Dekan Konrad Bayerle geladen. Gemeinsam feierten die beiden Geistlichen den Gottesdienst. Der Posaunenchor, der passenderweise aus den beiden Orten Weiboldshausen und Oberhochstatt besetzt ist, spielte begleitend auf.

Ein Gedenkstein erinnert an einen Mord bei Oberhochstatt

© Jan Stephan, NN

Den mehr als 150 Menschen, die sich dort oben versammelt und auf Bänken Platz genommen hatten, gefiel es sichtlich an ihrem neuen Kraftort. Vielleicht hat auch ein wenig geholfen, dass Pfarrer Reinhold Friedrich gleich mehrfach während des Gottesdienstes auf die Brotzeit im Anschluss verwiesen hatte.

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