Ein Herz für Trucker

FEUCHT/PLEINFELD - Die Raststätte Feucht am 1. Weihnachtsfeiertag: Rund 50 Lkw legen hier über die Feiertage eine Zwangspause ein. Ein Mann klopft an eine Fahrertür. Wenig später öffnet sich diese. "Sprechen Sie Deutsch?" Der Fahrer zuckt mit den Schultern, schüttelt den Kopf, deutet auf sich und sagt "Ukrainsky".

 

Rudolf Streit greift in einen großen Beutel, zieht ein hübsches Tütchen mit von seiner Frau gebackenen Plätzchen hervor und reicht sie dem Fahrer nach oben ins Führerhaus: "Frohe Weihnachten!" Kurzes Erstaunen, dann huscht ein Lächeln über das Gesicht des Fahrers: "Christmas". Er hat verstanden.

Mit dem englischen Wort für Weihnachten scheint jedoch der internationale Sprachschatz erschöpft zu sein. Die Freude des Beschenkten ist jedoch offensichtlich. Freimütig lässt sich der Ukrainer mit dem Plätzchenspender für ein Erinnerungsfoto ablichten. Rudolf Streit kann etwas Russisch, verkneift es sich jedoch, den Fahrer auf Russisch anzusprechen, schließlich sind die Ukraine und Russland verfeindet. Ein kurzes Winken zum Abschied dann geht der Plätzchenmann zum nächsten Lastkraftwagen.

Plätzchen für die Trucker

Auf der Ladefläche haben es sich drei Fahrer aus Rumänien "gemütlich" gemacht, trinken gemeinsam Tee. Auch hier ist die Kommunikation sehr begrenzt. Die Plätzchen werden dennoch dankend entgegengenommen. Als Gegengeschenk gibt es eine Flasche Mineralwasser "Ape Minerale", original abgefüllt in Rumänien. Rudolf Streit überrascht an diesem Nachmittag mit seinen Plätzchen noch viele Fahrer, die zu Weihnachten oft Tausende Kilometer von daheim auf ihre Weiterfahrt warten.

Hier und da ist eine kleine Unterhaltung möglich, auf Deutsch, auf Englisch, auch mit Händen und Füßen. Wie kommt der Pleinfelder Pensionär auf diese Weihnachtsaktion? "Ich war selbst viele Jahre Fernfahrer und bin von der Verkehrswacht Weißenburg für 50 Jahre unfallfreies Fahren geehrt worden. Ich habe großen Respekt und auch Mitgefühl für die internationalen Kollegen und möchte einfach ein kleines Dankeschön, im Sinne der Weihnachtsbotschaft, rüberbringen", erklärt Streit seine Aktion.

Eine schöne Botschaft, die international verstanden wird und gut ankommt. Nächstes Jahr will Rudolf Streit die Aktion wiederholen.