Ein schweres Jahr für Kinderschicksale Mittelfranken

30.11.2020, 06:00 Uhr
Ein schweres Jahr für Kinderschicksale Mittelfranken

© Foto: Miriam Zöllich

Es sind oft Kinder mit Entwicklungsverzögerungen, Krankheiten, Behinderungen oder auch Autismus, die hierherkommen und im Umgang mit den Tieren wachsen. "Oder einfach Menschen, die Halt und Unterstützung in schweren Situationen brauchen", ergänzt Schweinesbein.

Der Verein Kinderschicksale Mittelfranken hat in diesem Jahr elf neue Kinder neu dazubekommen, das ist die höchste Anzahl bisher in einem Jahr. Fünf von seinen derzeit 53 Schützlingen ermöglicht der Verein derzeit eine Reittherapie auf dem Hof.

"Tiergestützte Therapien sind immer gut"

Auch die kleine Aria, über deren Herzerkrankung und -transplantation wir in den vergangenen zwei Jahren häufig berichtet haben, kommt hierher. "Tiergestützte Therapien sind immer gut", weiß Vorsitzende Cristine Wägemann aus jahrelanger Erfahrung.

Jennifer Schweinesbein kann das nur bestätigen: "Durch die Tiere öffnen sich die Kinder. Sie spüren Wärme und Nähe zum Tier, entwickeln Selbstbewusstsein und Verantwortungsgefühl und übertragen das auch in ihren Alltag." Denn auch das Striegeln und Füttern der Pferde gehört zu den Aufgaben der Kinder.

Acht Pferde für die Reittherapie und normalen Reitstunden gibt es derzeit auf dem Hof "Freiheit". Und für jedes Kind gibt es das passende tierische Pendant. Anhand der jeweiligen Eigenheiten der Pferde kann Schweinesbein gezielt und individuell fördern. "Schneewittchen zum Beispiel ist sehr ruhig, Henry hingegen testet auch mal gerne aus und lockt aus der Reserve", berichtet die Trainerin. Es sei ihr wichtig, dass hauptsächlich Pferd und Reiter miteinander interagieren. "Ich bin nur der Mittler", sagt Schweinesbein.

Die Spenden fehlen

Cristine Wägemann und Nicole Otto von Kinderschicksale Mittelfranken sind froh, dass die Reittherapiestunden derzeit stattfinden können. Im ersten Lockdown Anfang des Jahres sah das noch anders aus – da war zunächst gar nichts erlaubt. "Das war für die Kinder und deren Familien ganz schlimm", weiß Wägemann.

Doch ein anderes Problem treibt die beiden Vorsitzenden noch immer um: Die Spendenbereitschaft ist gesunken. Für die derzeit 53 Schützlinge aus ganz Mittelfranken sind heuer schon 95 000 Euro geflossen, zum Beispiel in Therapien, aber auch in Alltagserleichterungen wie einen Treppenlift oder Reha-Wagen für das Fahrrad. "Bislang haben wir das Geld aber nicht wieder eingenommen", stellt Wägemann fest. Man habe zwar noch Rücklagen, ergänzt Nicole Otto. "Aber dauerhaft können wir nicht davon leben."


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Dazu beigetragen haben sicherlich auch die ausgefallenen Veranstaltungen. Normalerweise gibt es mehrere Spendenaktionen und Events im Jahr, besonders bekannt ist das Mund-ART-Festival in Weißenburg mit Kinderschicksale-Botschafter und Liedermacher Arthur Rosenbauer. Doch da ging es dem Verein so wie den meisten Kulturveranstaltern dieses Jahr: Plakate und Flyer waren schon gedruckt, aber Corona machte einen Strich durch die Rechnung.

Die Hoffnung bleibt

Auch das jährliche Treffen der betreuten Kinder am Müßighof in Absberg musste heuer ausfallen, sehr zum Bedauern aller Beteiligten. Für den Verein war es eine Möglichkeit, den Kontakt zu den Familien zu pflegen, aber auch die Familien untereinander kamen gut ins Gespräch und tauschten sich über ihre Schicksale aus.

Die Verantwortlichen hoffen, dass es sich nur um eine kurzfristige Durststrecke handelt – schließlich betreuen sie viele Schützlinge von Geburt an bis zu ihrem 18. Lebensjahr, und da braucht es langfristige und stetige Unterstützung.

Wer den Verein Kinderschicksale Mittelfranken in seiner Arbeit unterstützen möchte, findet die Informationen zu den Spendenkonten auf der Homepage des Vereins.

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