Altmühlfranken 2030

Eine Service-Agentur für den Tourismus in Altmühlfranken

22.1.2022, 06:05 Uhr
Im Zukunftskonzept "Altmühlfranken 2030" stecken auch jede Menge Anregungen und Ideen für den Tourismus.

© Rudi Beringer, NN Im Zukunftskonzept "Altmühlfranken 2030" stecken auch jede Menge Anregungen und Ideen für den Tourismus.

Der Tourismus im Landkreis ist zwar ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, aber die Center-Parcs-Debatte im vergangenen Jahr hat gezeigt, dass es doch sehr geteilte Meinungen darüber gibt, wie der Fremdenverkehr in Zukunft aussehen sollte. Auch im Landkreis-Leitbild „Altmühlfranken 2030“ findet sich ein Kapitel mit der Überschrift „Tourismuswirtschaft stärken“, allerdings ist hier so manches noch im puren Ideenstatus.

Dass die Saison im Seenland nur wenige Monate im Jahr lang ist, gilt seit jeher als Strukturproblem. Trotz der letztlich gescheiterten Center-Parcs-Pläne wollen die Touristiker an der Saisonverlängerung festhalten.

„Dazu ist es erforderlich, dass insbesondere durch private Investitionen entsprechende ganzjährig nutzbare, attraktive Urlaubs- und Freizeitangebote geschaffen werden und gemeinsam mit den regionalen Tourismusverbänden auch in der Werbung ein besonderer Schwerpunkt auf die Saisonverlängerung gelegt wird“, heißt es im Leitbild.

Ziel: Saisonverlängerung

Die Rede ist von Chalets mit Kamin, von Wintercamping oder von dezentralen Wellnessangeboten wie Strandsaunen. Alles mit dem Ziel einer „Saisonverlängerung“ – am besten ganzjährig.

Genau das hatten sich die Tourismusfachleute von einer Center-Parcs-Ansiedlung auf dem Muna-Gelände bei Langlau erhofft. Doch viele Einheimische wollten nicht, dass das gut 150 Hektar große Areal, auf dem sich seit Jahrzehnten der Wald weitgehend ohne Eingriff des Menschen entwickeln konnte, für ein solches Ferienstädtchen genutzt wird.

Und auch jetzt möchten fast zwei Drittel der Menschen im Weißenburger Raum lieber den Wald als solchen erhalten.

Umfrage zum Muna-Areal

Das zeigte eine Umfrage unter knapp 650 Teilnehmern, die die Hänjes GmbH im Auftrag unserer Zeitung durchgeführt hat. Gut 62 Prozent der Befragten sprachen sich dabei für den Erhalt der Waldfläche aus, nur knapp 21 Prozent sehen eine „wirtschaftliche Erschließung“ des Grundstücks als beste Lösung für die Zukunft an. Knapp 17 Prozent der Befragten enthielten sich.

Die Umfrage ist zwar kein repräsentativer Bevölkerungsquerschnitt, doch zeigt sie ein mehr als klares Stimmungsbild. Der Tourismus am Schnittpunkt von Fränkischem Seenland und Naturpark Altmühltal ist hier keineswegs so fest in den Köpfen und Herzen der Menschen verankert, wie es die Tourismusfachleute gerne hätten.

Ob daran die „Danke Tourismus“-Kampagne etwas ändert, die im Landkreis-Leitbild steht? Ziel soll es sein, den Einheimischen deutlich zu machen, dass es vieles an Infrastruktur nur gibt, weil auch Besucher hierherkommen. Radwege sind ein solches Beispiel, aber auch die Bäder oder die Gastronomiebetriebe.

Mehr Lebensqualität auch für Einheimische

Alle Freizeit- und Kulturangebote profitieren davon, dass nicht nur Menschen aus Weißenburg-Gunzenhausen sie nutzen, sondern auch Gäste.

Somit sorgt der Tourismus eben auch für mehr Lebensqualität der Einheimischen. Das ist die Kernbotschaft der Kampagne, die aber bislang nur ein längerer Absatz im Landkreis-Entwicklungskonzept ist. Da braucht es noch Energie, um das weiterzuentwickeln.

Einfacher scheint da die Wiederbelebung der Kulinarik-Aktionen. Die waren eigentlich ausgelaufen, doch nachdem die Gastronomie unter den Corona-Maßnahmen ganz besonders litt, kann man sich im Landratsamt vorstellen, die Idee mit neuem Konzept aufzukochen.

Service-Agentur für Vermieter

Zumal das Thema Wirtshauskultur auch weit oben auf der Liste der Aktivitäten im Tourismus steht. Immer mehr Betriebe hören ganz auf oder schränken die Öffnungszeiten ein. Hier will der Landkreis gegensteuern.

Ähnlich ist es mit der Tourismus-Service-Agentur. Sie will das Vermieten von Zimmern einfacher machen, nachdem zuletzt immer mehr private Vermieter aufgehört haben – auch weil sie den Aufwand scheuten. Alle Dienstleistungen rund ums Vermieten kann die Agentur übernehmen: Buchungsbestätigung, Schlüsselübergabe, Endreinigung.

Und wenn die Gäste Tickets für die Oper in Nürnberg wollen, besorgt die Agentur diese ebenfalls.

Ein ähnliches Konzept gibt es beispielsweise im Schwarzwald. Landrat Manuel Westphal kündigte an, hier baldmöglichst das Gespräch mit privaten Vermietern zu suchen.

Rückkehr der Beratungsstelle?

Es gebe viele Möglichkeiten, wie man das am besten umsetzen könne, sagte der Vorsitzende des Tourismusverbandes Fränkisches Seenland. Meist werde als Gesellschaftsform die GmbH gewählt. Das sei aber kein Muss. Der Landkreis will sich hier nicht unbedingt vordrängen, sondern lieber als Anschieber tätig sein und sich aus dem operativen Geschäft raushalten.

Gewünscht wurde im Zuge der Leitbilderstellung auch eine Rückkehr der Seenberatungsstelle. Diese hat in der Anfangszeit des Seenlandes geholfen, um an Fördergelder zu kommen, oder die Vermieter auf bestimmte rechtliche Anforderungen aufmerksam gemacht. Eingerichtet hatte diese Stelle der Freistaat. Doch nach einigen Jahren wurde die Beratungsstelle aufgelöst.

Die Idee in „Altmühlfranken 2030“ ist, diese Beratung wieder zu reaktivieren, möglicherweise ergänzt um die Funktion als Anlaufstelle für Investoren. Westphal bremst hier die Euphorie allerdings aus: „Wenn wir die Kosten komplett alleine tragen müssen, halte ich das nicht für so leicht umsetzbar. Wir haben im Landratsamt niemanden, der das leisten könnte.“

Ohne staatliche Mittel werde es am Ende nicht gehen, so der Landrat Aktuell zeichnet sich nicht ab, dass München dieses Feld wieder beackern möchte. „Aber man muss das diskutieren“, betonte Westphal.