Einschränkungen für Weißenburg befürchtet

22.6.2020, 06:47 Uhr
Einschränkungen für Weißenburg befürchtet

© Jan Stephan

Das Kultusministerium hat Anfang des Monats der Stadt Schwabach mitgeteilt, dass "einer Neugründung einer Fachoberschule in Schwabach mit den Ausbildungsrichtungen Wirtschaft und Verwaltung sowie Sozialwesen zum Schuljahresbeginn 2020/2021 zugestimmt werden kann". Piazolo und seine Mitarbeitenden sind überzeugt: "Benachbarte Standorte werden in ihrer Zweizügigkeit zu den genannten Ausbildungsrichtungen nicht gefährdet."

Westphal zufolge erhofft man sich in München durch den Standort Schwabach eine Entlastung der Nürnberger Fachoberschulen. Doch fürchtet er, dass sich die Schüler einer neuen FOS vor allem aus der Stadt Schwabach und dem Landkreis Roth rekrutieren werden. Und die machen zusammen immerhin fast 250 der insgesamt 522 Schüler an der Weißenburger FOS aus, wie Christian Tontarra, der Sachgebietsleiter für Schulen und Landkreiseinrichtungen am Landratsamt in Weißenburg, erläuterte. Mit anderen Worten: Die Auswirkungen auf Weißenburg dürften sehr wohl massiv spürbar werden.

Aktuell gibt es in Weißenburg jeweils drei Einstiegsklassen in den beiden Ausbildungsrichtungen Wirtschaft (72 Schüler) und Sozialwesen (76). Damit ein Zweig zumindest mit zwei Eingangsklassen starten kann, braucht es jeweils mindestens 33 Schüler. Tontarra fürchtet, dass das zumindest knapp werden kann. Denn insgesamt sind die Schülerzahlen in den nächsten Jahren rückläufig und damit ist auch von weniger Übertritten an die FOS auszugehen. Das zeige sich besonders deutlich an den Realschulen, von wo das Hauptklientel der FOS kommt.

Einschränkungen für Weißenburg befürchtet

© Foto: Privat

Westphal gibt zu bedenken, dass es auch für Schwabach mit der Zweizügigkeit schwierig werden könnte, wenn nicht genug Schüler aus Nürnberg kommen. "Keinem ist mit zwei schwächeren Schulen geholfen", sagte er im Schulausschuss. Geringere Schülerzahlen würden sich beispielsweise auf das Angebot an Wahlpflichtfächern oder Fremdsprachen auswirken. Und auch die Frage, ob eine 13. zur allgemeinen Hochschulreife führende FOS-Klasse angeboten werden kann, sei dann fraglich.

Westphal erläuterte, dass man sich mit diesen Argumenten noch einmal ans FW-geführte Kultusministerium wenden werde. Nachdem von dort "größtmögliche Transparenz" in der Schwabacher FOS-Frage zugesichert worden sei, hoffe er, dass die vorgebrachten Punkte entsprechend gewürdigt und in die weitere Planung einfließen werden. Andererseits räumte er auch ein, dass das Kultusministerium die Zusage für Schwabach dem Weißenburger Landratsamt nicht mitgeteilt hat. Lediglich die Weißenburger FOS selbst findet sich im E-Mail-Verteiler.

Die Einschätzungen des Kultusministeriums fußen in erster Linie auf einer Probeeinschreibung, die in Schwabach durchgeführt wurde. Der Landrat will nun wissen, woher die Schüler kamen, die dabei ihr Interesse bekundet haben. Dann ließe sich genauer beurteilen, wie sehr Weißenburg unter dem Wegfall leiden würde. Eine detaillierte Aufschlüsselung gehört aus Westphals Sicht zu der versprochenen Transparenz.

Wirklich zu rütteln an der Entscheidung wird vermutlich aber wohl nicht mehr sein. Die Schreiben mit den Zusagen von Kultusministerium und Finanzministerium sind ja schon raus. Der Landrat erhofft sich aber zumindest weitere Zusagen für den Standort Weißenburg, erklärte er gegenüber unserer Zeitung.

SPD-Kreisrat Harald Dösel, der Lehrer an der FOS in Triesdorf ist, ergänzte, dass eine Schwabacher FOS nicht nur in Weißenburg Bauchschmerzen auslöst. "Auch in Triesdorf und Ansbach macht man sich Sorgen."

Wolfgang Hauber, Landtagsabgeordneter der Freien Wähler, ist weniger skeptisch. Er verweist auf die Berechnungen des Statistischen Landesamtes, das für Weißenburg-Gunzenhausen bis 2037 ein Bevölkerungswachstum um 3,9 Prozent prognostiziert. Auch glaubt er an eine steigende Übertrittsquote an die FOS und somit an einen wachsenden Bedarf an Plätzen.

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