Hetzner Online

Ellinger Bürgerinitiative kritisiert Flächenfraß

Robert Maurer

Weißenburg

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20.5.2022, 13:00 Uhr
Die Bürgerinitiative Bürgerland in Bürgerhand kritisiert unter anderem die Ausdehnung des geplanten Rechenzentrums in Ellingen. 

© limes-luftbild.de, NN Die Bürgerinitiative Bürgerland in Bürgerhand kritisiert unter anderem die Ausdehnung des geplanten Rechenzentrums in Ellingen. 

Die Bürgerinitiative kritisiert in erster Linie den enormen Flächenverbrauch für das Projekt. „Statt der Erhaltung und Entwicklung einer naturnahen Landschaft und einer nachhaltigen Land- und Forstwirtschaft würde das Gebiet und seine artenreiche Flora und Fauna zerstört“, heißt es in einem Flyer, den Gegner des Projekts vor der ersten Bürgerinfo in der Großen Schulturnhalle verteilt haben.

Und auch in der Veranstaltung war es vor allem dieser Punkt, der in den Wortmeldungen immer wieder auftauchte.

Im Flyer der BI heißt es, dass es nicht nur um die 50 Hektar Fläche für Hetzner Online geht. Um einen Anschluss zur bestehenden Bebauung zu erreichen, könnten bei der Umwidmung des Geländes auch noch ein weiteres Gewerbegebiet und ein Baugebiet entstehen.

Zusammen mit der Erschließung und Ausgleichsmaßnahmen würden rund 80 Hektar Fläche aus der landwirtschaftlichen Nutzung herausgenommen. Das sei keine nachhaltige Stadtentwicklung und nehme künftigen Generationen die Handlungsspielräume, so die Kritik.

Schon lange für gewerbliche Nutzung vorgesehen

Bürgermeister Matthias Obernöder erläuterte zum einen, dass die Grundstücke, die der Stadt gehören, im Flächennutzungsplan seit über 20 Jahren für eine gewerbliche Nutzung vorgesehen sind. Eine Klinik mit chinesischen Heilmethoden, ein exklusives Golf-Ressort und ein römischer Freizeitpark sollten dort schon entstehen.

Bislang existiere keine echte Beplanung, sagte Obernöder. Es seien immer nur ein paar Linien, die in die Karte gemalt worden seien, um zu sehen, ob sich alles unterbringen lässt. Insofern sei völlig offen, wie die Erschließung erfolgen soll und ob tatsächlich ein zusätzliche Gewerbegebiet und ein Baugebiet entstehen.

Der Bürgermeister räumte ein, dass wohl Strom- und Wasserleitungen verlegt werden müssen. Auch ein Umspannwerk sei erforderlich. Doch die Änderung beim Erneuerbare-Energien-Gesetz eröffnet neue Möglichkeiten, weil die PVA-Module nun nicht mehr auf derselben Flurnummer stehen müssen, um von der EEG-Umlage befreit zu werden. „Das bringt mehr Flexibilität.“

Photovoltaik ein "Feigenblatt"

Doch die BI konnte er damit nicht beruhigen. „Der Druck auf die Flächen wird immer größer“, betonte Erwin Hussendörfer als einer der Sprecher der Bürgerinitiative mehrfach. Und auch Karl-Heinz Schork, ebenso wie Hussendörfer beim Bund Naturschutz engagiert, gab sich überzeugt: „Es geht nur um die Fläche. Die Photovoltaikanlage ist ein reines Feigenblatt.“

Da sei es höchst unverständlich, wenn die Stadt den Grund „zu einem Schnäppchenpreis“ verkaufe. Zum Preis, über den er mit Hetzner Online verhandelt, schwieg sich der Bürgermeister aus. Die 16 Euro, die im Raum Gunzenhausen für den Quadratmeter im Gespräch waren, seien ein Anhaltspunkt, sagte Obernöder. Es ist deutlich mehr, suggerierte Obernöders Körpersprache.

Abgesehen vom Flächenfraß verweist die BI auch noch auf die problematische Zufahrtsituation. Hausner Gasse und Karlshofer Straße sind schon jetzt überlastet, eine Zufahrt über den Sommerkeller ist sicher nicht ganz einfach zu realisieren und wird teuer.

Verkehrsaufkommen

Die BI spricht sich dafür aus, lieber mehrere kleinere Betriebe rund um den Karlshof anzusiedeln, die zusammen weniger Fläche brauchen würden. Das würde auch keine so große Abhängigkeit bei den Gewerbesteuerzahlungen schaffen.

Allerdings: Hier müsste die Stadt für die Erschließung in Vorleistung gehen und wüsste nicht, wann sich das Gewerbegebiet gefüllt hat. Das Verkehrsaufkommen wäre vermutlich ebenfalls größer als bei versprochenen 70 Arbeitsplätzen bei Hetzner Online.

In ihrem Flyer zeigt sich die Bürgerinitiative auch kritisch, was die Gewerbesteuerzahlungen angeht. Denn der Firmensitz liegt ja bekanntlich sowohl für die Hetzner Online GmbH als auch für die zugehörige Ensoxx Holding AG in Gunzenhausen. Also würde auch dorthin vor allem das Geld fließen.

Einnahmen in Ellingen versteuert

Dem ist nicht so, schilderte Bürgermeister Obernöder. Vielmehr würde für das Rechenzentrum in Ellingen eine eigene GmbH gegründet, sodass die Einnahmen auch hier versteuert würden. Bei einem Besuch in Falkenstein, wo Hetzner bereits ein Rechenzentrum betreibt, habe ihm der Bürgermeister versichert, dass das genauso laufe und bestens funktioniere.

Obernöder machte deutlich, dass es sich nicht um eine der berüchtigten Heuschrecken handelt, sondern um einen Unternehmer aus dem Landkreis, der auch ganz bewusst hier vor Ort investieren wolle.

Aber natürlich gebe es keine Garantie, dass Hetzner Online dauerhaft in Familienbesitz bleibt, räumte er ein. In einem Kaufvertrag ließen sich zwar viele Dinge regeln, machte der Bürgermeister deutlich, aber das nicht.

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