Fiegenstaller Umgehung im Gegenwind

30.9.2016, 08:48 Uhr
Fiegenstaller Umgehung im Gegenwind

© Robert Renner

Eine Initiative, allen voran die betroffenen Grundstückseigentümer, hat 289 Stimmen gegen die Umgehung gesammelt und damit einen Antrag auf einen Bürgerentscheid gestellt. Die Ini­tiatoren befürchten, dass die Kos­ten für die Gemeinde ausufern. Wegen rechtlich-formaler Fehler wurde der Antrag auf einen Bürgerentscheid nach Prüfung durch die Gemeindeverwaltung vom Gemeinderat zurückgewiesen.

„Der Gemeinderat bedauert dies. Ein Bürgervotum hätte ein für alle Mal Klarheit über den Bau der Umgehung geschaffen“, schreibt Seibold. Obwohl die Anzahl der Stimmen nicht unter den Tisch gekehrt werden könne, dürfe der Gemeinderat aber nicht einseitig Stellung beziehen. Er müsse auch den Befürwortern der Umgehungsstraße Rechnung tragen, sagt das Gemeindeoberhaupt.

Die Befürchtung der Gegner, dass die Umgehung die Gemeinde eine Million Euro kosten wird, ist jedoch nach seiner Darstellung „völlig unbegründet“. Nicht einmal 500000 Euro würde der Gemeinderat nach heutigem Stand ausgeben. Seibold: „Bislang ist noch kein Cent an Kosten angefallen.“ Ein langes Zuwarten könne das natürlich ändern.

Er verweist auch darauf, dass der Gemeinderat auch bei der Vergabe der Aufträge noch seine Zustimmung zurücknehmen kann, wenn ihm
das Vorhaben zu teuer wird. „Der Gemeinderat wird die Umgehung jedenfalls nur bauen, wenn die Finanzierung im Sinne der Gemeinde geklärt ist“, versichert der Bürgermeister.

Der Gemeinderat ist der Auffassung, dass ein für die gesamte Gemeinde wichtiges Projekt auf lange Sicht blockiert werden könnte. Das Gremium will die Umgehungsstraße bauen, um Fiegenstall vom Durchgangs- und vor allem vom Schwerlastverkehr zu befreien und um die Gemeinde wirtschaftlich vorwärts zu bringen.

Der Gemeinderat „kann es nicht nachvollziehen, dass man gegen diese Entlastung und Investition in die Zukunft ist“, schreibt Seibold. Andernorts seien „die Bürger froh, wenn ihr Ort durch eine Umgehung sicherer, sauberer und ruhiger“ werde „und wenn es wirtschaftlich aufwärts“ gehe. Der Höttinger Bürgermeister: „Noch dazu dann, wenn für die Gemeinde überschaubare Kosten anfallen.“

Ihm zufolge werden „in Teilen nicht zutreffende Argumente verwendet“. Entgegen mancher Darstellungen würden „keine drei Feuerwehrautos gekauft“. Auch werde das Projekt den einzelnen Bürger keinen Cent kosten. Stattdessen käme die Gemeinde in den Genuss hoher staatlicher Zuschüsse, was nun aber sehr fraglich sei. „Von einer drohenden Pleite der Gemeinde Höttingen, wie von den Gegnern behauptet, kann nicht die Rede sein, da die Zuschüsse nach jedem Bauabschnitt fließen und nicht erst Jahre später“, macht das Gemeindeoberhaupt deutlich.

Höttingen könne sich außerdem das Geld für einen teuren Gehweg zur Kapelle – wie er immer wieder gefordert wird – sparen. Ettenstatt habe um Enhofen und Burg auch eine Umgehung gebaut und sei nicht Pleite gegangen. Heute möchte diese Umfahrungen niemand mehr missen.
Aus Seibolds Sicht liegen die Vorteile auf der Hand. Die Feinstaubbelastung durch das Bremsen und Beschleunigen im kurvigen Auf und Ab im Ort würde sich verringern. Die Wohnqualität würde sich durch eine Umfahrung erhöhen und dadurch auch die Attraktivität und der Wert der Grundstücke und Immobilien in Fiegenstall steigen.

„Mehr rückwärts als vorwärts’“

Derzeit würden in der Gemeinde mehrere Scheunen eingerissen, weil kein Bedarf mehr da sei. Es gehe „mehr rückwärts als vorwärts“. Und die Bevölkerungszahl der Gemeinde ist in den vergangenen Jahren geschrumpft. Um dem gegenzusteuern ist der Gemeinderat der Meinung, dass mit dem Bau ein Willkommenssignal an die Wirtschaft gesendet wird. Eine Verbesserung der Infrastruktur sei „wichtig für eine gedeihliche Entwicklung unserer Gemeinde und käme dem Arbeitsmarkt zugute“, ist das Gremium überzeugt.

Der Verkehr werde in den kommenden Jahren zu- und nicht abnehmen. Die Auslagerung des Verkehrs wäre auch mit Blick auf die geplante Querverbindung zwischen Greding und Ansbach ein Fortschritt. Durch eine bessere Verkehrsanbindung und dem bereits vorhandenen schnelleren Internet werde „die Gemeinde Höttingen lukrativer für die Ansiedlung weiterer Gewerbetreibender, was wiederum zusätzliche Steuereinnahmen für die Gemeinde und Entlastung des einzelnen Bürgers mit sich“ bringe.

Vorausschauendes Denken und Handeln sei ebenso Aufgabe des Gemeinderats, wie die Prüfung von Verhältnismäßigkeiten und Finanzmitteln. Der Gemeinderat müsse jetzt Entscheidungen treffen, die die Möglichkeiten künftiger Generationen beeinflussen können. Seibold: „Wer etwas verhindern will, findet Gründe. Wer etwas erreichen will, findet Wege. Jeder Bürger soll für sich selbst entscheiden, mit welchem dieser Sprüche er sich identifizieren kann.“Der Gemeinderat, der noch keine Entscheidung getroffen hat, brauche die Umgehung nicht. Aber jeder Arbeiter, Angestellte, Handwerker und Unternehmer „sollte sich überlegen, wofür oder wogegen er ist“, meint Seibold.

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