Dialog

Freie Wähler und CSU gesprächsbereit zum Thema Barrierefreier Bahnhof

22.1.2022, 12:18 Uhr
Freie Wähler und CSU gesprächsbereit zum Thema Barrierefreier Bahnhof

© Robert Renner, NN

„Diesen Fragen und Bedenken kann aus unserer Sicht einiges entgegnet werden“, schreibt Drotziger namens der CSU. So werde nach ihrem Kenntnisstand, anders als von de FW behauptet, „der Bahnhof in Weißenburg von modernen, barrierefreien Niederflurzügen angefahren“. Züge mit n-Wagen und Hochflurwagen würden „in Weißenburg schon seit geraumer Zeit nicht mehr eingesetzt“.

Da die Bahnsteighöhe an Gleis 3 in Richtung Treuchtlingen nicht dem Bahnsteighöhenkonzept der Deutschen Bahn (DB) und auch nicht dem der Bayerischen Eisenbahngesellschaft entspreche, seien sämtliche Züge mit einer fahrzeuggebundenen Rampe ausgestattet, um so auch Rollstuhlfahrern einen barrierefreien Ein- und Ausstieg zu ermöglichen, informiert Drotziger.

Ebenerdiger Übergang ohne Rampe möglich

Dies wolle sich die CSU aber „sicherheitshalber noch einmal von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft bestätigen lassen“. Diese bestellt bekanntlich sämtliche Fahrleistungen bei den Eisenbahnverkehrsunternehmen für den Freistaat im Schienenpersonennahverkehr (SPNV). Auf der Strecke Treuchtlingen–Nürnberg und zurück sind im SPNV ausschließlich Züge der DB Regio Bayern unterwegs.

Ein ebenerdiger Übergang vom Parkplatz Kohlstraße über Gleis 4 zum Bahnsteig von Gleis 3 ist nach Meinung der CSU „problemlos ohne Rampe möglich“. Dies hatten die FW bezweifelt. Die Christsozialen hätten die Situation „bei mehreren Ortsterminen besichtigt“ und schlagen den Freien Wählern eine gemeinsame Ortsbesichtigung vor.

Doch auch die von den FW erwähnte Rampenlösung wäre denkbar, „aber natürlich sehr viel kostenintensiver“, schreibt Drotziger.

„Mobilitätslücke bleibt“

Ferner bestünde auch bei der von den Freien Wählern vorgeschlagenen Aufzugsvariante von der Bahnbrücke an der Gunzenhausener Straße hinab zum Bahnsteig für bewegungseingeschränkte Menschen eine Mobilitätslücke. Denn auch bei dieser Lösung müsste der Weg zwischen Parkplatz und Aufzug überwunden werden.

„Uns würde interessieren, wie Sie diese Mobilitätslücke schließen wollen“, fragt Drotziger die FW und weist darauf hin, dass es „außerhalb des Verantwortungsbereichs der Deutschen Bahn“ liegt, solche Mobilitätslücken zu schließen.

Bei ihrem eigenen Vorschlag sieht die CSU hingegen mehrere Lösungsmöglichkeiten, eine davon skizziert Drotziger in seinem Schreiben. Denkbar sei ein unentgeltlicher Fahrdienst zwischen den beiden Bahnhofsparkplätzen für gehbehinderte Zugfahrer mit Schwerbehindertenausweis, rollstuhlgerecht allerdings nur mit Voranmeldung.

„Gegen Entgelt könnten auch andere Reisende mit eingeschränkter Mobilität einen solchen Fahrdienst nutzen“, meint Drotziger.

Shuttle-Bus als Leistung der Stadt Weißenburg?

Die Organisation und Finanzierung einer solchen Lückenschließung könnte nach CSU-Vorstellungen eine freiwillige Aufgabe der Stadt Weißenburg sein. Auch eine Beteiligung des Bezirks Mittelfrankens als Träger der Eingliederungshilfe wäre für die Union denkbar.

Der Befürchtung der FW, dass sich die von der CSU vorgeschlagene Zwischenlösung zu einer Dauerlösung über Jahrzehnte entwickeln könnte, halten die Christsozialen die Frage entgegen: „Welche Zwischenlösung schlagen Sie vor, bis eine der von Ihnen vorgeschlagenen endgültigen Lösungen einschließlich Bahnsteigerhöhungen durch die DB AG realisiert sein wird?“

Ein Reisendenübergang über Gleis 4 würde hingegen „den gesamten Bahnhof Weißenburg auch ohne Aufzuganlage barrierefrei“ machen. Dabei müsse natürlich die Sicherheit des Übergangs gewährleistet sein. Dies nachvollziehbar festzustellen, sei aber Sache der DB.

Weiteres Warten ist "keine Alternative"

Für die Union ist es „keine Alternative, Menschen mit eingeschränkter Mobilität weiter viele Jahre auf eine Aufzuganlage warten zu lassen“. Eine Aufzuglösung müsse aber „auf jeden Fall das langfristige Ziel bleiben“. Aber auch mit einer Aufzuganlage „bliebe der Reisendenübergang ein wichtiger Bestandteil, der bei einem Ausfall des Aufzugs Barrierefreiheit“ sicherstelle.

Für die Freien Wähler antwortete Heinz Gruber der CSU, den Drotziger auch persönlich angesprochen hatte. Gruber sieht in dessen „Ausführungen eine sehr konstruktive Diskussionsgrundlage“ und bezeichnet sie als „äußerst sachbezogen und nachdenkenswert. Ganz im Gegensatz zu dem was die SPD“ vorgeschlagen habe. Dies hatte den Bau eines zusätzlichen Bahnsteigs auf der Westseite von Gleis 4 ins Spiel gebracht.

„Einer gemeinsamen Ortsbesichtigung und nachfolgend einem Gedankenaustausch ohne ideologische Scheuklappen stelle“ er sich gerne zur Verfügung, schreibt Gruber. Seine Fraktionskollegin und -kollegen sähen dies ebenso.