Hans Meyer und der Pokalsieg: Die Legende lebt!

20.11.2019, 11:14 Uhr
Hans Meyer und der Pokalsieg: Die Legende lebt!

© Foto: Jan Stephan

Und nun ist es bei Meyer ja so, dass das mit der Sympathie nicht weniger wird, wenn er dann einmal den Mund aufgemacht hat. Auch im fortgeschritteneren Seniorenalter ist der Mann ein herrlich unterhaltsamer Plauderer. Voller Witz, Ironie, Sarkasmus und einer großen Freude daran, Menschen zu unterhalten.

Dass er nach Weißenburg gekommen ist, hat zwei gute Gründe. Der eine ist ein Buch über die Geschichten hinter dem Pokalsieg 2007, der andere steht hinter der Theke und zapft Bier. Die Rede ist von Udo Rauh. Der ist mittlerweile nicht nur ein Weißenburger Wirt, den man sich aus der Stadt nicht mehr wegdenken mag (erst Pips, dann Torwart), sondern war auch einige Jahre der Busfahrer des 1. FC Nürnberg. Unter anderem zu der Zeit, als Hans Meyer die Herren Mintal, Schäfer, Wolf, Vittek und Co. zum DFB-Pokaltitel führte.

"Ich hatte in meiner Zeit als Trainer sieben Busfahrer, und Udo liegt um Längen vorn", stellte Meyer im Torwart fest. Im Anschluss wies er schmunzelnd darauf hin, dass das allerdings nicht so schwierig gewesen sei. "Bei Rot-Weiß Erfurt hatte ich einen, der hat immer die Kupplung runtergedrückt und ist mit 140 den Berg runtergerast. Und in Jena hat der Busfahrer, wenn wir in Polen oder Tschechien waren, immer Jagd auf streunende Hunde gemacht."

Da konnte der Udo also schon gar nicht mehr viel falsch machen. Zumal er einen Ass im Ärmel hatte. Er versorgte den Clubbus bei langen Auswärtsfahrten mit den Kuchen seiner Mutter. "Der Kießling hat da im Bus dann immer Kaffee und Kuchen ausgeschenkt, und der war so lecker, dass ich den Udo auch behalten hätte, wenn er ein paar Hunde überfahren hätte", lachte Meyer.

Der Torwart-Wirt hörte sich all das mit stoischem Lächeln an und schenkte ein Bier nach dem anderen ein, bis er dann auch in die Bütt musste. Gemeinsam mit Hans Meyer las er eine Passage aus dem Buch "Ganz Nürnberg war in einem Rausch" der beiden Autorinnen Maren Zimmermann und Katharina Fritsch. Die, in denen Udo Rauh als Clubbusfahrer und sein alter Kumpel FCN-Zeugwart Günther "Chicco" Vogt sich an die Pokalsaison erinnern.

Und so durfte man erfahren, dass die beiden den Abend vor dem Pokalfinale zu einer Kneipentour nutzten und nur mit Müh und Not verhindern konnten, dass sie in der Nacht noch mal nach Nürnberg geschickt wurden, um ein Fitnessgerät zu holen. Dass Günther Vogt am Abend des Titelgewinns mit dem Pokal in seinem Bett schlief, war eine weitere schöne Geschichte. Das gute Stück hatte er Clubtorwart Raphael Schäfer entwendet, der damit spät zur Nacht in die Disco stolpern wollte. "Ich glaub‘, bei dir tropft der Helm", beschied er dem Spieler und konfiszierte das gute Stück. "Am Schluss klauen sie euch den noch, und der Club ist wieder der Depp. Weil wir ja alles, was schiefgehen kann, als Erste machen."

Ein paar Gänsehautmomente waren bei der Lesung auch dabei, als Rauh erzählte, wie er den frisch aus dem Krankenhaus zurückgekehrten Marek Mintal auf seinen Schultern in die Fankurve trug, er einen Tag später Teil des Autokorsos auf dem Hauptmarkt war und den Pokal dank Sondergenehmigung in seiner damaligen Stammkneipe Pips präsentieren durfte. "So was erlebst du nur einmal. Das kommt nicht mehr", lautete das Resümee der beiden stillen Clubhelden von hinter den Kulissen.

Hans Meyer übrigens las – nachdem er wie nebenbei verkündet hatte, dass man einen neuen Bundestrainer bräuchte und er einen wisse, der den Job dann machen könne – auch noch eine für ihn nicht ganz schmeichelhafte Geschichte vor. Die Erinnerungen von Gerald Sibon, der als die steifste Hüfte der Bundesliga eher zu einer Fußnote in der Clubhistorie wurde. Der Niederländer hatte sich mit einem verwandelten Pokalelfmeter gegen Unterhaching immerhin eine Eintrittskarte in das Pokalsieger-Buch verschafft.

Nur dass in seinen Erinnerungen Hans Meyer nicht wirklich gut wegkommt. So wunderte sich Sibon, dass der Trainer in den Besprechungen immer wieder auf einmal das Schreien anfing, sein Training das immer gleiche war und ihn der Coach außerdem einmal in ein und derselben Partie erst aus- und dann eingewechselte hatte. Aber auch darauf wusste Meyer eine Antwort. "Das habe ich in meiner Karriere ein einziges Mal gemacht. Sie sehen also, der muss da wirklich richtig beschissen gespielt haben."

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