Heinrich Haarnagell ist verstorben

5.2.2019, 06:00 Uhr
Heinrich Haarnagell ist verstorben

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Aus gesundheitlichen Gründen war es in den vergangenen Jahren ruhiger um Heinrich Haarnagell geworden. Seinen Lebensabend verbrachte er zusammen mit seiner Frau Rosemarie in Pappenheim – zuletzt im dortigen Seniorenheim, wo er am vergangenen Sonntag friedlich eingeschlafen ist. Und zwar nach einem ausgesprochen erfüllten Leben, das geprägt war von einem nachhaltigen ehrenamtlichen, kommunalpolitischen und sozialen Engagement.

1967 ans Gymnasium Weißenburg

Der in Frankfurt am Main geborene Haarnagell kam nach seinem Studium in München und anschließenden ersten Lehrerstationen in Pasing, Augsburg und Weißenhorn im Jahr 1967 an das Gymnasium in Weißenburg. Dort unterrichtete er fortan viele Jahre in den Fächern Deutsch und Latein und stieg zum Studiendirektor auf. Haarnagell war ein Lehrer, der mit fachlicher Kompetenz ebenso beeindruckte wie durch seinen verständnisvollen Umgang mit jungen Menschen.

Ihm ging es beileibe nicht nur um die reine Vermittlung von Wissen und Unterrichtsstoff. Genauso wichtig war es ihm, mit seinen Schülern über wichtige Themen zu diskutieren, sie im positiven Sinne zu mündigen und offenen Menschen zu erziehen. Bis 1999, also über 30 Jahre lang, erwarb er sich in Weißenburg über viele Schüler-Generationen hinweg und auch im Lehrerkollegium eine sehr hohe Wertschätzung, was auch bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand eindrucksvoll zum Ausdruck kam.

Mit dem beruflichen Wechsel nach Weißenburg entschieden sich Heinrich Haarnagell – von vielen liebevoll Heiner genannt – und seine Frau ganz bewusst für das dörfliche Le­ben und zogen mit der Familie nach Bieswang. Ihm ging es darum, „den Lebensraum Dorf und seine Strukturen von innen her als Lebensqualität zu erkennen und der eigenen Familie anzubieten“, wie er selber einmal sagte. Die drei Kinder des Ehepaares Haarnagell wuchsen größtenteils in Bieswang auf.

Der Vater schloss sich den Vereinen an, wirkte als begeisterter Fußballer bei den Sportfreunden und als passionierter Sänger als Bass im Gesangverein mit. Mit seiner sonoren Stimme hätter er gewiss auch beim Radio Karriere machen können. Als Vorsitzender des Vereins Frohsinn (damals noch ein reiner Männergesangverein) war er über viele Jahre hinweg zusammen mit Oskar Leykamm der Macher der „Bieswanger Dorfweihnacht“. Ein überregional beachtetes und geschätztes Konzert, das nicht zuletzt vom „Bieswanger Viergesang“ getragen wurde. Das Ensemble machte den Namen des Dorfes weit über die Landkreis-grenzen hinaus bekannt. Oftmals waren die fünf Sänger mit ihrem wunderbaren, vierstimmigen Gesang im Rundfunk zu hören. Etliche Tonaufnahmen belegen auch heute noch die hervorragende Qualität der geradezu legendären Gesangsgrup­pe.

Im Sport engagierte sich Haarnagell bei den SF Bieswang, denen er später auch eine ausgesprochen fundierte Vereinschronik hinterließ. Die TSG Pappenheim – das wissen heute nicht mehr viele – führte er Anfang der 1970er-Jahre als Trainer in die A-Klasse (die heutige Kreisliga) und damit zum größten Erfolg der Vereinsgeschichte. In Pappenheim wur­de er mit der Eingemeindung im Jahr 1978 auf der Liste der SPD zum Stadtrat gewählt. Der stets auf Ausgleich bedachte Bieswanger legte ein besonderes Augenmerk auf die Dörfer, wurde SPD-Fraktionsvorsitzender und wurde als Referent mit den Schwerpunkten Kultur und Denkmalschutz beauftragt.

24 Jahre lang, bis zu seinem freiwilligen Ausscheiden bei der Kommunalwahl 2002, war er fleißig bemüht, das im ländlichen Bereich Machbare anzupacken. Ausstellungen und Konzerte in der Stadt und in den Ortsteilen trugen ebenso seine Handschrift wie zahlreiche Jubiläen (1 200 Jahre Pappenheim, 1 100 Jah­re Bieswang, 700 Jahre Grafendörfer). In seiner Amtszeit unter den Bürgermeistern Josef Nachtmann und Peter Krauß förderte Pappenheim auch etliche Veröffentlichungen. Haarnagell war zudem am Aufbau der Stadtbibliothek sowie des Museums an der Stadtmühle maßgeblich beteiligt. Der Veranstaltungsreihe „Bieswanger Dorfwochen“, die viele interessante und brisante Themen aufgriff, drückte er ebenfalls seinen Stempel auf.

Beerdigung am Freitag

Wie gesagt: ein erfülltes Leben, von dem viel in Erinnerung bleiben wird und das für die jüngere Geschichte von Pappenheim und Umgebung durchaus prägend war. Heinrich Haarnagell, der neben seiner Frau und seinen drei Kindern auch sieben Enkel und sieben Urenkel hinterlässt, wird am Freitag, 8. Februar, in Pappenheim beigesetzt. Der Trauerfeier beginnt um 13 Uhr in der Galluskirche, anschließend folgt die Beerdigung auf dem Friedhof.

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