Herzogenaurach führte bis kurz vor Schluss, aber Treuchtlingen gewann

25.2.2019, 08:52 Uhr
Herzogenaurach führte bis kurz vor Schluss, aber Treuchtlingen gewann

© Uwe Mühling

Aus Sicht von VfL-Trainer Stephan Harlander waren es vor allem zwei Faktoren, die den späten Coup beschert haben: Zum einen „die Umstellung auf Zonenverteidigung, die wir nie trainieren“; zum anderen die Tatsache, „dass wir den Glauben nicht verloren haben“. Selbst bei 13 Zählern Rückstand im dritten Viertel gaben die Treuchtlinger nicht auf, kämpften sich wieder heran und wurden am Ende belohnt. Aufgrund des Vorsprungs und der Langzeitführung war es nach den Worten von Herzogenaurachs Trainer Nikola Jocic „eine sehr bittere Niederlage für uns“. Er zeigte sich aber als fairer Verlierer: „Ich habe großen Respekt vor Treuchtlingen, sie haben seit Jahren eine sehr, sehr gute Mannschaft.“

Das im Vorfeld von Harlander angekündigte „Fifty-Fifty-Spiel“ wurde auf dem Feld Realität, wobei die VfL-Korbjäger anfangs total von der Rolle waren. Das lag allerdings auch an starken Herzogenaurachern. „Wir haben sehr gut angefangen“, stellte Jocic nach einem furiosen 11:0-Lauf seines Teams in den ersten dreieinhalb Minuten treffend fest. Erst dann berappelten sich die Treuchtlinger und kamen durch einen Korbleger von Stefan Schmoll zu den ersten Punkten. 22:11 führten die „Langhörner“ nach zehn Minuten, bis zur Pause blieb es (fast) bei diesem Abstand (43:33).

„Wir haben die erste Hälfte gut kontrolliert“, befand Herzo-Coach Jocic, musste dann aber erkennen, „dass der VfL Wege gefunden hat und wir keine Antwort hatten“. Knackpunkt war für VfL-Trainer Harlander die erwähnte Zonenverteidigung: „Das hat das Herzogenauracher Spiel verändert und ihnen den Zahn gezogen“. Mitte des dritten Viertels sahen die Gäste mit 13 Punkten Vorsprung (55:42) eigentlich schon wie der Sieger aus, dann jedoch legten die Treuchtlinger eine umjubelte Aufholjagd hin und verkürzten mit einem 11:0-Lauf auf 53:55 – alles war wieder offen.

VfL-Fans peitschten ihr Team an

Die Longhorns blieben aber vorerst weiter vorn. Mehr noch: Sie schlugen zurück und bauten ihren Vorsprung wieder auf neun Zähler aus. Mit zwei Freiwürfen zum Ende des dritten Abschnitts verkürzte dann Claudio Huhn (insgesamt 17 Punkte) zum 55:62, mit dem es in das Schlussviertel ging. Hier kamen die VfL-Baskets weiter ran und schafften zwei Minuten vor Schluss nach zwei Freiwürfen von Schmoll erstmals im Spiel die Führung (72:71). Nun ging es endgültig rauf und runter, die frenetischen VfL-Fans peitschten ihre Mannschaft noch mehr an.

Herzogenaurach führte bis kurz vor Schluss, aber Treuchtlingen gewann

© Uwe Mühling

Zwei Freiwürfe von Gäste-Topscorer Larry Hall (insgesamt 19 Punkte) konterte Florian Beierlein (12) mit einem Dreier zum 75:73. Nochmals war es Hall, der mit einem Sprungwurf zum 75:75 ausglich. Dann blieb Luca Wörrlein bei seinen beiden Freiwürfen ganz cool und sorgte gut eine Minute vor Schluss für das 77:75. Damit schraubte der 18-Jährige sein Konto auf 21 Zähler. „Luca hat heute gezeigt, dass er der kommende Mann beim VfL werden kann, wenn er weiter an sich arbeitet“, lobte Trainer Harlander.

Während sich die Herzo-Baskets in der Schlussminute Ballverluste und Fehlwürfe leisteten, machten Schmoll und Beierlein von der Freiwurflinie den 80:76-Endstand und die anschließende Jubelparty mit den Fans perfekt. Die Freiwurfquote von 77 Prozent (27 von 35) war vor allem im Endspurt ein Treuchtlinger Pluspunkt gegenüber den Longhorns (59 Prozent, 13 von 22). Auch den Rebound bekam der VfL im Spielverlauf immer besser in Griff (44:32), die Dreierquote von 16 Prozent (nur 3 von 19) war hingegen gelinde gesagt ausbaufähig.

Die Mannschaft und Trainer Harlander waren dennoch überglücklich mit dem Erfolg: „Ein super Erlebnis, dass wir gegen diese sehr gute Mannschaft einen Weg gefunden haben“, befand der VfL-Coach. Das Herzogenauracher Team sei mit deren Mannschaft früherer Jahre nicht mehr zu vergleichen. So hat Larry Hall letzte Saison noch bei Dresden in der ProB gespielt, Patrick Horstmann bringt viel ProA-Erfahrung mit und für Mike Kaiser gilt laut Harlander das Wein-Prinzip: je älter desto besser. Hinzu kommen viele junge Talente – nicht zuletzt durch die Kooperation mit den Falcons Nürnberg.

Umso höher sind für Stephan Harlander der Sieg und die gelungene Revanche für die Hinspiel-Niederlage einzustufen. Mit dem Erfolg im Mittelfranken-Duell, das Spitz auf Knopf stand und auch anders hätte enden können, geht es in der Regionalliga in die Faschingspause, die beim VfL allerdings durch das Bayern-Pokal-Viertelfinale am 3. März in Rattelsdorf verkürzt wird. Am 10. März folgt das nächste Punktspiel in Vilsbiburg und am 16. März kommt Ansbach zum Derby nach Treuchtlingen. Auch dann gilt wieder: Ein Spiel dauert 40 Minuten.

VfL Treuchtlingen: Stefan Schmoll (22 Punkte, 6 Rebounds, 5 Assists), Luca Wörrlein (21 Punkte, 10 Rebounds), Claudio Huhn (17 Punkte, 5 Rebounds), Florian Beierlein (12), Peter Zeis (8), Simon Geiselsöder (5 Rebounds), Jonathan Schwarz (2 Punkte), Kevin Vogt, Jonathan Pospiech, Moritz Schwarz, Tobias Hornn.

Longhorns Herzogenaurach:  Larry Hall (19 Punkte, 5 Assists), Michael Kaiser (17 Punkte, 7 Rebounds), Patrick Horstmann (14), Anthony Bauer (8), Ben Gahlert (6 Punkte, 6 Rebounds), Jan Eismann (6), Matthias Schlindwein (3), Tobias Übbing (2), Daniel Dorberth (1).

Die einzelnen Viertel: 11:22, 22:21, 22:19, 25:14; Fünf-Minuten-Takt: 4:13, 11:22, 24:29, 33:43 (Halbzeit), 42:53, 55:62, 64:69, 80:76 55:46, 64:51, 75:65, 83:72; Schiedsrichter: Michael Rust, Alper Aksit; Zuschauer: 550 in der Turnhalle der Senefelder-Schule.

Weitere Ergebnisse: Breitengüßbach – Rosenheim 95:71, Goldbach – Vilsbiburg 73:74, Hellenen München – Ansbach 74:48, Schwabing – Bad Aibling 98:74, Bamberg – Jena II 92:82, Oberhaching – Leitershofen 89:78.

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