In Alesheim scheint ein Kompromiss möglich

24.1.2021, 14:33 Uhr
In Alesheim scheint ein Kompromiss möglich

© Foto: Jürgen Leykamm

Gemeinderat Helmut Zäh aus Trommetsheim hatte beantragt, dass sich das Gremium noch einmal klar hinter den Plan stellt, den Kindergarten in Trommetsheim zweigruppig auszubauen. Die Eltern mit ihren Kindern hätten ebenso ein Recht auf eine klare Aussage wie das Personal der Einrichtung, und auch eine Rückendeckung für die Kirchenvorstände wäre aus seiner Sicht wichtig.

Zäh: "Es geht mir um ein Signal der Sicherheit für alle Beteiligten. Ich möchte auf keinen Fall provozieren." Ein solcher Beschluss wäre aber entscheidend für die Kirchengemeinde, um ihre Planungen weiter vorantreiben zu können.

Die Gemeinderatssitzung war eigens um eine Woche nach hinten verschoben worden, weil noch zwei vermittelnde Videokonferenzen mit Dekanin Ingrid Gottwald-Weber angesetzt waren. Die Dekanin ist vor einigen Monaten als Mediatorin in dem Konflikt hinzugezogen worden, der die kleine Gemeinde im Altmühltal zu zerreißen droht.

Deutlich mehr Kinder

In diesen jüngsten Gesprächen zeigte sich nun, dass die von der Verwaltungsgemeinschaft Altmühltal bislang genannten Daten falsch waren. Es gibt deutlich mehr Kinder in der Gemeinde, räumte nun in der Gemeinderatssitzung Willi Prosiegel von der VG ein, nachdem er das Melderegister noch einmal genau durchforstet hatte.

Im Kindergartenalter seien es insgesamt 23, weitere 18 kämen für die Krippe infrage. Allerdings seien einige bereits auf andere Einrichtungen ausgewichen – vermutlich auch wegen der anhaltenden Streitigkeiten.

Die Bürgerinitiative hatte in den vergangenen Monaten stets behauptet, die Daten der VG seien falsch. Prosiegel zufolge waren die von der BI genannten Zahlen zwar zu hoch, doch waren sie deutlich dichter an der Wahrheit, als die bislang von der Verwaltung genannten.


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Weil sich bislang auch abzeichnet, dass die Geburtenzahlen hoch bleiben, tut sich damit die Möglichkeit einer dritten Gruppe des Kindergartens auf, die in Alesheim angesiedelt werden könnte. Eine altersgemischte Gruppe mit Hortanteil sei dort denkbar, schilderte Gemeinderat Florian Gagsteiger. Die Schulkinder, die bislang mit dem Bus in die Nachmittagsbetreuung nach Emetzheim gebracht werden, könnten dann in Alesheim bleiben.

Ein zartes Pflänzchen

Allerdings gab Prosiegel zu bedenken, dass für dieses Angebot die Eltern der Schulkinder monatliche Beiträge zahlen müssten. Deshalb sei fraglich, wie gut es tatsächlich genutzt würde. Dennoch sei mit dieser Idee der dritten Gruppe "die Brücke zum Königsweg" gebaut, befand Gemeinderat Christian Tutsch. Es wäre deshalb ein Fehler das "zarte Pflänzchen eines Kompromisses" nun mit einem Beschluss Pro-Trommetsheim gleich wieder plattzumachen, warnte Thorsten Roth.


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Sowohl Helmut Zäh als auch Bürgermeister Manfred Schuster betonten mehrfach, dass ein Beschluss für den zweigruppigen Umbau in Trommetsheim einer dritten Gruppe in Alesheim keineswegs im Wege stehen würde. Zudem hätte der Beschluss keine direkten Folgen, weil es ja nur eine Willensbekräftigung des bisherigen Weges sei. "Nägel mit Köpfen" würden erst gemacht, wenn der Gemeinderat über den Kooperationsvertrag mit der Kirchengemeinde abstimme, sagte Prosiegel.

Er musste aber auch einräumen, dass die Verhandlungsmöglichkeiten bei einem solchen Vertrag recht gering seien. "Also würden wir uns jetzt doch festlegen", konterte deshalb Tutsch. Und in Zähs Antrag fehle ihm die Kompromissbereitschaft.

Schuster, Zäh und die Vertreter der Verwaltung drängten trotz allem auf eine Abstimmung über den Antrag. Ein Aufschieben ließe nur weitere vier Wochen verstreichen, in denen der Umbau nicht vorangetrieben werden könne. Es sei schon jetzt fraglich, ob zum September 2022 alles fertig sei. Auch müsste die Gemeinde gegenüber dem Landratsamt einmal erklären, wohin die Reise gehen soll.


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Gagsteiger, Tutsch und Roth hielten dem entgegen, dass sich die Geschichte inzwischen so lange hinziehe, dass es auf weitere vier Wochen auch nicht ankomme. Sie hätten den Beschlussvorschlag vorher nicht gesehen, und auch die Kinderzahlen seien neu, das wäre somit eine Entscheidung aus dem Bauch heraus – und das in einer derart wichtigen Angelegenheit. Wenn durch die Verzögerung der staatliche Zuschuss für den Umbau etwas geringer ausfalle, sei es ihm das wert, sagte Tutsch.

Sie baten Zäh mehrfach darum, seinen Antrag zurückstellen zu lassen. Dann könne man bis zur nächsten Sitzung die Idee einer altersübergreifenden Gruppe mit Hortanteil genauer prüfen und habe dann eine solide Basis für eine Entscheidung. Thorsten Roth ließ sogar durchblicken, dass er einen Beschluss anfechten lassen würde, weil Zähs Antrag nach seiner Lesart ohne Begründung und ohne konkreten Beschlussvorschlag sowie verspätet eingegangen sei.

Vier Wochen aufgeschoben

Mehr als eine Stunde diskutierte man im Pingpongspiel. Die Argumente wiederholten sich. Schließlich fragte man Gerhard Satzinger als Vertreter der Bürgerinitiative (angesichts der durch die Corona-Vorgaben knappen Kapazitäten im evangelischen Gemeindehaus hatten einige Vertreter wieder heimgehen müssen), ob diese denn mit dem Kompromiss überhaupt zufrieden wäre.

Satzinger sieht in der dritten Gruppen in Alesheim einen äußerst erfolgversprechenden Ansatz. "Wir sind fast am Ziel." Deshalb sei es zu früh, jetzt mit einer Entscheidung für Trommetsheim fixe Pflöcke einzurammen.

In der Folge erklärte sich Zäh schließlich bereit, seinen Antrag zurückstellen zu lassen. Bis zur Sitzung am Freitag, 19. Februar, wird nun Florian Gagsteiger die Details für die altersgemischte Gruppe mit Hortanteil konkret ausarbeiten und sie dann vorstellen. Dann ließe sich Zähs Antrag um eine Passage ergänzen, dass man eine solche Lösung forcieren wolle.

"Die Sache lässt mich nicht kalt"

Bevor er zum nächsten Tagesordnungspunkt wechselte, war es Bürgermeister Schuster noch wichtig, eine persönliche Erklärung abzugeben, weil ihm immer wieder angekreidet werde, ihm fehle in der Kindergartensache die Empathie. Er als Bürgermeister müsse die Frage vor allen Dingen sachlich angehen und analysieren. So handhabe er das immer. "Aber Ihr dürft mir glauben: Die Sache lässt mich nicht kalt." Er finde es fürchterlich, dass die Gemeinde wegen dieses Themas so gespalten sei.

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