In Pleinfeld kommt der Bürgermeister erst ab dem 85. Geburtstag

19.1.2020, 13:15 Uhr
In Pleinfeld kommt der Bürgermeister erst ab dem 85. Geburtstag

© Foto: Markus Steiner

Zwar würde er sich für die Geburtstagskinder gerne persönlich Zeit nehmen, um "Glückwünsche auszusprechen und für Ihre Erzählungen und Anliegen ein offenes Ohr zu haben", schreibt Frühwald in dem offiziellen Mitteilungsblatt der Gemeinde. Als Bürgermeister müsse er jedoch "als vorrangige Tätigkeit aber die gesamte Gemeinde im Blick haben und in die richtige Richtung lenken".

Deshalb wolle er künftig nur noch ab dem 85. Geburtstag persönlich gratulieren, erklärt er seine Entscheidung, die er alleine so getroffen hat, weil er gleich zu Beginn der Amtsperiode gemerkt habe, dass er mit der bisherigen Praxis nicht glücklich wird: "Ich konnte mir nie die Zeit nehmen, die ich mir nehmen wollte." Dass einmal er und ein anderes Mal seine Stellvertreter die Jubilare besuchen, fand Frühwald auch nicht gut, weil sich einige Bürger unter Umständen ungleich behandelt fühlen könnten. Die neue Regelung sei Frühwald zufolge bislang nur auf positive Resonanz gestoßen, sagt er.

Seine Stellvertreterin Inge Dorschner (SPD), die bisher bis zu 14 Mal pro Woche Geburtstagsbesuche für den Rathauschef übernommen und im Namen der Gemeinde gratuliert habe, glaubt dagegen, dass es schon Enttäuschungen geben werde, wenn Pleinfelds 1. Bürgermeister nicht mehr am 75. oder 80. Geburtstag vorbei schaut und auch keinen Stellvertreter schickt. "Die Pleinfelder waren das so gewohnt, das war ja schon zu Zeiten eines Bürgermeisters Otto Feil so guter Brauch." Geburtstagsbesuche vom Bürgermeister würden aus Dorschners Sicht sehr geschätzt.

Dennoch wolle sie Frühwalds Entscheidung nicht kritisieren, dem sie nach gut einem halben Jahr im Amt insgesamt ein gutes Zeugnis ausstellt: "Er ist interessiert, nimmt sich Zeit, hat eine eigene Meinung und gibt auch einmal Paroli." Frühwald selbst sagt, dass die neue Regelung nicht für alle Ewigkeit gelten müsse: "Gerne werde ich diese Entscheidung zu einem späteren Zeitpunkt überdenken, wenn wesentliche Ergebnisse und Fortschritte in der Gemeindepolitik erreicht wurden."

Pleinfeld liegt damit ab sofort auf einer Linie mit Weißenburg, wo Bürger auch erst ab dem 85. Geburtstag Besuch von Vertreten der Stadt erhalten. Im Regelfall übernimmt die stellvertretende Bürgermeisterin Maria Schneller (CSU) diese Aufgabe. Oberbürgermeister Jürgen Schröppel kommt dagegen aus Gleichbehandlungsgründen nie. Somit sei gewährleistet, dass alle Bürger gleich behandelt werden. Sollte Bürgermeisterin Schneller einmal verhindert sein, dann übernimmt ihren Job der 3. Bürgermeister Gerhard Naaß (SPD).

Ellingens Bürgermeister Walter Hasl (SPD) lässt es sich dagegen nicht nehmen und besucht gemäß dem Motto "Man muss die Feste feiern, wie sie fallen" jede Ellingerin und jeden Ellinger ab dem 70. Geburtstag und kommt dann wieder im Abstand von fünf Jahren. In Höttingen und Ettenstatt verfährt man genauso wie in der Barockstadt Ellingen. Die Chance, dass einem der Rathauschef am Geburtstag persönlich die Hand schüttelt, ist in kleinen Kommunen damit also wesentlich größer.

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