Interview mit Joris: "Das Programm ist das Spannende"

9.5.2019, 12:42 Uhr
Interview mit Joris:

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Das Heimspiel am 25. Mai im Weißenburger Bergwaldtheater ist der Auftakt der Festivalsaison für Euch. Ist das was Besonderes oder ein Gig wie jeder andere?

Joris: Du weißt schon, was das für eine gefährliche Frage ist? Da kann ich ja jetzt nur in eine Richtung antworten. Aber ehrlich, wir spielen tatsächlich ein paar Festivals vor dem Heimspiel, aber der 25. Mai ist der Auftakt für die Sommersaison mit ganzen Open-Airs und da freu‘ ich mich wirklich richtig drauf. Vor allem, weil das Heimspiel ja eine Wahnsinns-Kulisse hat. Das ist mitten im Wald, und auf den Bildern, die ich mir angeschaut habe, sieht das echt super aus.

Das heißt, Ihr kriegt jetzt nicht einfach eine Liste von Eurem Management vorgelegt, was Ihr spielt, sondern schaut Euch die Sachen vorher schon mal an, ob das auch Spaß machen könnte?

Joris: Ich bekomme jede einzelne Anfrage vorgestellt, dann schau‘ ich mir das an und dann erst wird entschieden. Beim Heimspiel ist neben der tollen Kulisse das Programm das Spannende. Da geht es musikalisch sehr divers zu. Wir haben den neuen Rap-Hero Bausa dabei und dann Dicht & Ergreifend, die ich mal in München gesehen habe. Das wird schon interessant. Das ist jetzt sicher nicht das Southside von der Größe her, aber echt eine richtig schöne, runde Sache.

Mit "Herz über Kopf" hat es Dich 2015 nach oben katapultiert, mit "Du" hast Du jetzt wieder einen Radio-Hit . . .

Joris: Der läuft gerade echt überall.

Weiß man, was ein Hit wird? Hat man eine Erwartung, was die Songs auf dem Album sind, die am Ende im Radio steil gehen?

Joris: Erwartungen gibt es viele. Der Künstler hat welche, das Management, die Plattenfirma . . . Am Ende entscheide ich, aber man muss sich mit vielen Ideen und Einschätzungen auseinandersetzen. Und dann kommt es, wie es kommt.

In diesem Fall ein bisschen unerwartet, denn zu "Du" gab es keine Single-Auskopplung und kein eigenes Video. Der Erfolg des Songs entstand jetzt irgendwie auf der zweiten Welle.

Joris: "Signal" war der richtige Aufmacher für das Album. Uns war schon klar, dass das jetzt nicht der Radioerfolg wird, aber das darf auch nicht immer ausschlaggebend sein. Der Song ist mir wichtig. Aber dass "Du" was kann, das habe ich schon beim Schreiben gemerkt.

Wo ist der Song denn entstanden?

Joris: Das ist eine schöne Geschichte. Ich war mit Clueso auf einem Festival in Wien und hatte meinen besten Freund dabei, der als Theaterpädagoge arbeitet und mit Musik gar nicht groß was am Hut hat. Wir haben uns rausgesetzt, in die letzten warmen Sonnenstrahlen der Septembersonne, und kamen auf die Idee, dass man mal eine Ode an das Leben schreiben müsste, weil der Tag gerade so schön war, der nächste aber anstrengend würde. Ich hatte die Gitarre dabei und dann haben wir das zusammen gemacht. Das hat den Soundcheck lange gedauert und dann war das im Prinzip fertig. Und ich hab‘ da schon gemerkt, dass der Song gut ist, weil alle Leute am Ende ein Lächeln im Gesicht hatten, wenn ich den vorgespielt habe.

Du schreibst Deine Texte selbst – im Unterschied zu manch anderer Popgröße – wie persönlich sind die Geschichten in Deinen Liedern? Gab es die schwierige Beziehung, die Du in "Herz über Kopf" schilderst?

Joris: Oh, ja. Die gab es. Und die eine Zeile in dem Lied "Die Augen treffen sich . . ." Ich weiß immer noch genau, wie diese Augen aussehen.

Du stehst musikalisch ein wenig zwischen den Genres. Klar bist Du im Deutsch-Pop unterwegs, der zuletzt ein paar Breitseiten abbekommen hat, weil die Grenzen zum Schlager verwischen. Du bist aber auch Songpoet, vielleicht auch Singer-Songwriter. Wo siehst Du Dich selbst?

Joris: Es ist das große Privileg des Musikers, sich nicht selbst einordnen zu müssen. Aber ich denke, dass der Deutsch-Pop nicht generell abgestraft wurde, sondern dass es Kritik gab, für die Art und Weise, wie manche ihre Songs produzieren. Aber Deutsch-Pop ist ja nicht nur Bourani, Forster oder Giesinger, Deutsch-Pop ist ja auch Bilderbuch oder Bosse. Kritik an sich ist auch okay, der muss man sich stellen.

2017 hast Du Dir nach fast zwei Jahren des Dauer-Konzert-Betriebs eine Auszeit genommen. Jetzt kommst Du wieder zurück. Hast Du Dich schon daran gewöhnt, Popstar zu sein?

Joris: Ich selbst sehe mich ja nicht als Popstar. Aber klar bemerke ich schon auch, wie groß das alles geworden ist. Ich denke, dass man sich weniger gewöhnt, als dass man ein paar Sachen neu dazulernt. Zum Beispiel, wie man sich vernünftig auf ein Interview vorbereitet oder wie man über einen Roten Teppich läuft.

Muss man das lernen?

Joris: Man muss es erst mal machen. Ich wollte das nicht, weil ich das bescheuert fand und auch ein bisschen Angst davor hatte. Aber es gehört halt dazu und man kriegt das dann auch hin. Das Schöne ist, dass man sich an ein paar Sachen aber nicht gewöhnt. Wenn ich – wie jetzt – mal länger frei habe, bin ich schon beim Soundcheck richtig aufgeregt, wenn es auf die Bühne geht.

Du warst 2017 einen Monat allein in Italien unterwegs, um Abstand zu gewinnen. Auf welcher Piazza kann man den entspanntesten Espresso trinken?

Joris: Puhh, da gibt es viele. Aber trinkt doch lieber einen bei Euch, Ihr habt ‘ne schöne Altstadt, hab‘ ich gesehen.

Auch eine Idee. In diesem Sinne vielen Dank für das Interview.

Joris: Gerne, einen schönen Tag noch, und hoffentlich bis zum 25. Mai.

Zur Person: Aufgewachsen nahe Bremen, lebt Joris Ramon Buchholz heute in Mannheim. Meistens ist der 29-jährige Musiker aber unterwegs. Auf Konzerttournee oder in Spanien, um in Ruhe an seinem neuen Album zu schrauben. 2015 gewann er mit der Single "Herz über Kopf" Platin und räumte bei den Echos 2016 gleich drei Preise ab. Derzeit ist sein Song "Du" einer der meistgespieltesten deutschen Radio-Songs.

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