Kompletter Rückzug aus Ellingen

11.2.2020, 05:56 Uhr
Kompletter Rückzug aus Ellingen

© Foto: limes-luftbild.de

Die in die Jahre gekommene Anlage in unmittelbarer Ortsnähe sei mit ihrer alten Bausubstanz mittlerweile "sicherheitstechnisch fragwürdig", formulierte Bernd Kladny im Kleinabenberger "Dorfstodl". Ein Neubau in größerer Entfernung von der Stadt aber hätte bis zu sieben Millionen Euro verschlungen, eine Instandsetzung als kurzfristige Lösung eine fünfstellige Summe beansprucht.

Investitionen, die aufgrund der mangelnden Auslastung der letzten Jahre aber nicht zu rechtfertigen gewesen wären, wie der Bereichsleiter für die Trocknung sowie die Mahl- und Mischanlagen erläuterte. Jeder Mitarbeiter habe zudem ein Angebot für eine Weiterbeschäftigung bekommen, betonte im Unterwurmbacher Gasthaus "Zur Linde" Geschäftsführer Simon Burkhard – die meisten von ihnen "haben es auch angenommen."

Nicht betroffen von dem Rückzug aus Ellingen ist der Energiehof, wie die FBG in einer Pressemitteilung betonte. Dort wird auch in Zukunft getrocknetes Brennholz vermarktet.

Aufträge gingen der Genossenschaft durch die Schließung nicht verloren, böten doch die verbliebenen vier Standorte genügend Kapazitäten, um den Verlust aufzufangen. Neben Wechingen und Windsbach ist die 4000 Mitglieder starke QTN noch in Gunzenhausen und Röckersbühl vertreten. Die beiden letztgenannten Anlagen wurden im Gegenzug auch für insgesamt 1,7 Millionen Euro modernisiert. An beiden Orten lässt sich unter anderem dank neuer Brenner die Logistik einfacher stemmen und der Betrieb ist sowohl ökologisch verbessert und ökonomisch effizienter.

Über einen Makler will man derzeit das Ellinger Gelände an den Mann bringen: "Es gibt bereits Interessenten", so Burkhard. Bis es soweit ist, werden die Lager dort noch genutzt. Umstrukturierungen gibt es ebenso bei den Dienstleistungen. "Wir gehen immer mehr in Richtung Vollservice", wie der Geschäftsführer unterstrich. "Sie melden eine Fläche zum Trocknen an – wir erledigen den Rest!" Vom Mähen bis (auf Wunsch) zur Rücklieferung des Trockenguts.

Dem Landwirt werde so viel Arbeit abgenommen und die QTN könne so besser planen. Suboptimale Mäh- oder lange Lagerzeiten und damit Qualitätsabstriche würden so vermieden, wovon beide Seiten zusätzlich profitierten. Aber es kommt noch besser: Vertragspartner kommen ab heuer in den Genuss des "Field-Navi". Dank digitaler Feldkarten lässt sich nun noch differenzierter festlegen, wo die Maschinen anrollen sollen. Passend zum verbesserten Angebot soll dies zudem ausgeweitet werden.

"Kühe würden Luzerne fressen"

Neben Wiesengras- gibt es ab sofort ebenso Luzerne-Verträge. Dass sich der Anbau der auch Schneckenklee genannten Pflanze nicht nur für den Klimaschutz und den Feldboden lohnt, sondern dazu den Kühen eine Freude bereitet, erweist ein Fütterungsversuch an den Triesdorfer Lehranstalten. Dabei wurde den Tieren als wichtige Strukturkomponente im Futter einmal Stroh und einmal Luzerne angeboten.

Vor den Luzerne-Trögen herrschte übergroßer Andrang – vor den anderen "gähnende Leere", berichtete Martin Hübner, stellvertretender Leiter des Bereichs Mischfutter. Der deutliche Versuchssieger sorge bei gleichen Rationskosten zugleich für bessere Futtereffizienz und höhere Milcherträge. Sein Fazit; "Ihre Kühe würden lieber Luzerne fressen!"

Die von Hübner vorgetragenen Futterabsatzmengen des QTN-Qualitätsfutterwerks Windsbach machten deutlich, von welchem Kaliber die Einrichtung ist: Fast 41 200 Tonnen an Misch- und Einzelfutter, Cobs und Großballen wurden vergangenes Jahr verkauft – ein Gewicht, das etwa 33 000 Kleinwagen entspricht.

Die an den Standorten produzierte Gesamtmenge an Trockengut betrug 2019 knapp 30 200 Tonnen. Was 77 Prozent des Durchschnitts der beiden Vorjahre entspricht. Die Auslastung der Mahl- und Mischanlagen wiederum blieb auf dem gleichen, hohen Niveau. Auch die Stromeinspeisung über die Wechinger Biogasanlage läuft auf Hochtouren, ein kleiner Schadensfall drückte die Quote lediglich auf immer noch stolze 98,3 Prozent.

Derzeit sei die QTN weiterhin auf der Suche nach Lkw-Fahrern und Vertriebsmitarbeitern, betonten der Vorsitzende Christian Scheuerlein in Unterwurmbach und sein Stellvertreter Thomas Gutmann in Kleinabenberg. Wie bei allen Gebietsversammlungen ließen an diesen beiden Orten Fachvorträge aufhorchen. Im Gunzenhausener Ortsteil unterstrich Hilmar Zarwel, Herdenmanager der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt, die Bedeutung des Tierwohls für Hochleistungskühe. Wer (unter anderem) schon bei der Kälberaufzucht nicht spare und bei großen Tieren für eine gute Lüftungsanlage sorge, werde mit Lebensleistungen von 100 000 Kilogramm Milch und mehr belohnt.

Dieter Hanselmann (Berater in Diensten des Besamungsvereins Neustadt/Aisch) gab im Abenberger Ortsteil Tipps für eine bessere Betriebsführung: "Delegieren ist das Entscheidende!" An Familienmitglieder oder auch an externe Helfer, die sich über einen Nebenverdienst freuen könnten. So lasse sich etwa auch ein "Schichtdienst" organisieren. Er plädierte ebenso für ein auf den Betrieb abgestimmtes Technisieren von Füttern und Melken: "Die Zeit der Schubkarrenrennen in den Ställen ist vorbei! Ihr braucht gute Arbeitskräfte – und die haben Lust auf Technik!" Und Kritikern neuer großer Ställe gab er eine Denkaufgabe mit. Wem es wohl besser gehe: der Kuh in einem solchen offenen Stall mit Panoramablick und Frischluft – oder menschlichen Arbeitern in fensterlosen Industriehallen.

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