Konzept für Standortmanagement in Weißenburg

5.4.2019, 06:00 Uhr
Konzept für Standortmanagement in Weißenburg

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Vorangegangen ist ein Antrag der CSU, demzufolge die Stadtverwaltung die Möglichkeiten prüfen soll, in „Zusammenarbeit mit dem hiesigen Handel und Gewerbe ein City- und Standortmanagement zu installieren“. Erstellt werden soll ein Konzept, das sich am Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) orientiert. Sollten Kosten für ein Gutachten anfallen, stehen 20 000 Euro im Haushalt 2019 bereit. Auch Fördermöglichkeiten werden geprüft.

Oberbürgermeister Jürgen Schröppel hat dazu Kontakt mit Gunzenhausens Bürgermeister Karl-Heinz Fitz aufgenommen, um die Strukturen in der Altmühlstadt abzufragen, wo es seit Jahren schon ein Citymanagement gibt. „Wenn es übertragbar ist, müssen wir ja das Rad nicht neu erfinden“, sagte Schröppel.

Sabine Käsberger begrüßte den Beschluss ausdrücklich. Nach Meinung der CSU-Stadträtin, die bekanntlich die Greifen-Apotheke am Marktplatz betreibt, hätte die Initiative zwar schon „viel früher“ ergriffen werden müssen. „Aber besser jetzt als nie“, meinte sie und begründete dies mit einer Studie aus dem Jahr 2014. Derzufolge sollen von den damals bestehenden Einzelhandelsgeschäften bis 2020 nur noch 35 Prozent bestehen.

Ob dies so komme, sei abzuwarten, doch es brauche gerade im Hinblick auf die übermächtige Konkurrenz durch den Internethandel jemanden, der sich auskenne und kümmere. Generell gebe es schon gute Ansätze zur Belebung der Innenstadt, wie den zusätzlichen Wochenmarkt am Mittwoch. Hier habe es aber beim ersten Öffnungstag bereits einen Konflikt wegen des Angebots mit am Marktplatz ansässigen Geschäften gegeben. Ausgerechnet vor einem Blumen-Geschäft seien Floristikprodukte angeboten worden. Auch um die Marktorganisation könne sich ein Citymanager kümmern, befand Käsberger.

OB Schröppel meinte dazu: „ Es ist, wie es immer ist.“ Sofort sei ihm erklärt worden, was am ersten Markttag alles schiefgelaufen sei und dass es so überhaupt nicht gehe. Manches müsse sich aber erst einspielen. Außerdem sei es „ein grundlegendes Prinzip der Marktwirtschaft“, dass es verschiedene Bewerber mit ähnlichem Sortiment gebe. Man könne sicher über die Standorte der Fieranten nachdenken und sie „gefälliger platzieren“. Der OB: „Ich kann aber niemanden wegschicken, nur weil er Blumen verkauft.“

Ebenso wie Käsberger begrüßte Andre Bengel, dass sich die Werbegemeinschaft beim Citymanagement einbringen will. Dies müsse auch so sein, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende. Der CSU-Antrag sei „in Ordnung“. „Wenn es nichts bringt, können wir es ja wieder einstellen“, meinte er. Außerdem koste es ja nicht viel.

Das rief Heinz Gruber auf den Plan, der sich als entschiedener Gegner des Citymanagements zeigte. „Die Gunzenhausener sagen da etwas ganz anderes“, kommentierte er Bengels Aussage. Das Engagement in dieser Sache kommt seiner Meinung nach einige Jahre zu spät und nützt jetzt nichts mehr.

„Ausgelacht“

Der Weißenburger Stadtrat hat seiner Lesart nach „in früherer Zusammensetzung zwei strategische Fehler gemacht, was die Innenstadtgeschäfte angeht“. Vor 25 Jahren hätten diese mit den „Märkten auf der grünen Wiese“ zu kämpfen gehabt. Seinerzeit hätten FDP-Stadtrat Adolf Mödl und er versucht, ein Citymanagement anzustoßen. Sie seien aber „ausgelacht und niedergestimmt“ worden. Gruber: „Damals hätte das Citymanagement noch etwas bewirken können.“

Seither hätten sich die inhabergeführten Geschäfte in der Innenstadt ohne sonderliche Unterstützung abgemüht. Während sich die Geschäftsleute „bis zur Rente durchgequält“ hätten, habe deren Nachwuchs gelernt, dass es kein Spaß sei, so ein Geschäft zu führen und dabei nicht allzu viel zu verdienen.

Der zweite strategische Fehler sei gewesen, dass sich einige Stadträte seinerzeit im Wahlkampf „von ein paar Leserbriefen scheu machen“ hätten lassen und gegen einen Rewe- sowie einen dm-Markt auf dem Neulinger-Gelände gestimmt hätten. Sie hätten dem Investor ein Hotel schmackhaft machen wollen, das der nicht haben wollte. Die Märkte wären Frequenzbringer für die Altstadtgeschäfte gewesen. Nach der Ablehnung sei das gekommen, was im Stadtrat keiner haben hätte wollen, nämlich ein Einkaufszentrum außerhalb der Stadt im Süden mit dm, Aldi, Elektronikmarkt, Baumarkt, Getränkemarkt und Tedi, sagte Gruber.

Erstaunlicherweise habe Weißenburg noch wenig Leerstände. „Aber das wird nicht so bleiben. Das Kind ist bereits im Brunnen und jetzt macht auch der Antrag für ein Citymanagement keinen Sinne mehr“, unterstrich  der Freie Wähler. Die Zukunft gehöre „dem Lieferservice jedweder Form“.

Sein Parteikollege Wolfgang Hauber lehnt das Citymanagement ebenso ab. Die Zukunftsinitiative am Landratsamt sei auf diesem Gebiet schon aktiv. So würden für viel Geld nur „Doppelstrukturen“ geschaffen, meinte er.

Die beiden Freien Wählern vermochten das restliche Gremium aber nicht zu überzeugen. Grubers Sichtweise ist beispielsweise Maximilian Hetzner „zu sehr rückwärts gewandt“. Die Stadt müsse „höchstes Interesse“ daran haben, dass der relativ gute Mix im Einzelhandelsangebot bestehen bleibe. Und dafür sei eine „konzertierte Aktion“ nötig, gerade wegen oder trotz der enorm starken Internetkonkurrenz, meinte der Grüne.

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