Straßenführung

Kritik am Weiterbau der Weißenburger Westtangente

28.8.2021, 05:40 Uhr
Der für 2022 anvisierte Weiterbau der Weißenburger Westtangente ruft Kritiker auf den Plan. Der zweite Bauabschnitt zwischen Hattenhof (im Hintergrund) und dem Kreisverkehr im Rezatgrund südlich von Weißenburg (im Vordergrund) macht Ihrer Meinung nach keinen Sinn, wenn die Abschnitte 3 und 4 nicht folgen. Und danach sehe es aktuell nicht aus.

© Adam Renner, NN Der für 2022 anvisierte Weiterbau der Weißenburger Westtangente ruft Kritiker auf den Plan. Der zweite Bauabschnitt zwischen Hattenhof (im Hintergrund) und dem Kreisverkehr im Rezatgrund südlich von Weißenburg (im Vordergrund) macht Ihrer Meinung nach keinen Sinn, wenn die Abschnitte 3 und 4 nicht folgen. Und danach sehe es aktuell nicht aus.

Lange war kein Protest gegen das Bauvorhaben zu hören, selbst der Bund Naturschutz hat gegenüber unserer Zeitung deutlich gemacht, dass er bei diesem Abschnitt noch die Füße still halten will, sich aber klar und deutlich gegen die weiteren Abschnitte drei und vier und damit den kompletten Bau als Westumfahrung ausspricht.

Den Weiterbau von Hattenhof bis zum Wiederanschluss an die B 2/B 13 nahe der Silbermühle bezeichneten die Naturschützer in einem Pressegespräch schon vor rund einem Jahr als „absolutes No-Go“. Zu wertvoll sei das Gebiet am sogenannten Galvazer unterhalb der Gutmann AG als Lebensraum schützenswerter Tierarten wie dem Eisvogel, um es zuzupflastern.

Widerstand aus Hattenhof

Und nun formiert sich in Hattenhof, dem unmittelbar betroffenen Weißenburger Ortsteil, auch Widerstand gegen den zweiten Abschnitt, initiiert von Ulrike Messerer und Daniela Prosig. Vor dem Hintergrund der jüngsten Auswirkungen des Klimawandels und dem immer größeren Flächenfraß bitten sie die Verantwortlichen nochmals zu überdenken, ob der dieser Bauabschnitt überhaupt noch notwendig, sinnvoll und zu verantworten ist.

Sie verweisen auf die jüngsten Flutereignisse, den Klimawandel an sich, das generelle Umdenken in Sachen Individualverkehr und die Tatsache, dass es für die beiden noch ausstehenden Bauabschnitte der Westtangente aktuell keinerlei Planung gibt.

Im Stadtbauamt, dessen Mitarbeiter Messerer ausdrücklich für ihre Hilfsbereitschaft lobt, sei ihnen gesagt worden, dass auf absehbare Zeit auch mit dem Weiterbau der Westtangente in Richtung Norden nicht zu rechnen sei. Messerer und Prosig fragen daher: „Wer braucht dann den Abschnitt zwei?“

Sie halten die Trasse für überflüssig und zweifeln an, dass der Verkehrsfluss dadurch verbessert wird und eine Entlastung für die Innenstadt entsteht. Aach das Ingenieurbüro, das die Verkehrsprognose erstellt habe, gehe ja von einer Stagnation des Verkehrsaufkommens aus, sagt Messerer.

Sachlage war früher anders

Außerdem könnten nicht überall die Lärmgrenzwerte eingehalten werden, sodass Schutzmaßnahmen nötig seien. Und die Verwaltung berichtete unserer Zeitung zufolge im September 2020 dem Stadtrat, dass das Vorhaben durch die Neuversiegelung überwiegend landwirtschaftlich genutzter Böden einen wesentlichen Eingriff in den Naturhaushalt darstellt.

Man müsse aber fragen, ob es noch mehr Eingriffe in die Natur und weitere Bodenversiegelungen brauche. Es wäre „fatal, so etwas ohne Nutzen umzusetzen“, sagt Prosig.

Dabei wollen die beiden Frauen weder dem Stadtrat noch der Stadtverwaltung einen Vorwurf machen. Als die Beschlüsse gefasst worden seien, sei die Sachlage noch eine andere gewesen. Doch der Klimawandel sei mittlerweile unübersehbar und gerade für Mittelfranken besonders gravierend, wie auch jüngst unsere Zeitung berichtete.

Weiteren Bau überdenken

Beispielsweise ist in der hiesigen Region die Jahresmitteltemperatur zwischen 1951 und 2019 um 2,1 Grad gestiegen, mehr als im bayernweiten Schnitt. Und sie wird weiter steigen, was besonders in den Städten spürbar sein wird.

Wasser hingegen wird knapper, ebenso nutzbare Böden und Naturräume. Vor diesem Hintergrund „müssen beschlossene Dinge, wie dieser Straßenbau, nochmals überdacht werden“ befindet Prosig. Und Messerer ergänzt: „Nur bauen, weil es vor ewigen Zeiten schon beschlossen wurde, geht nicht.“

Den beiden geht es darum, sowohl Politiker, als auch Mitbürger generell wachzurütteln. Im Besonderen aber soll die Sinnhaftigkeit des zweiten Westtangentenabschnitts nochmals geprüft werden, bevor dafür landwirtschaftliche Nutzflächen und Natur zerstört werden.

Messerer und Prosig haben bereits in Hattenhof gelbe Flugblätter mit ihrem Anliegen, die weitere Verbindung zwischen der Emetzheimer und der Gunzenhausner Straße zu stoppen, verteilt. Als nächsten Schritt denken sie über ein Unterschriftensammlung nach. Und sie könnten sich vorstellen, dass der geplante Straßenbau gleich ein Thema für den neugegründeten Umweltbeirat der Stadt sein könnte.