Künstler sollen in Weißenburg weniger Saalmiete zahlen

9.12.2020, 09:23 Uhr
Künstler sollen in Weißenburg weniger Saalmiete zahlen

© Foto: Miriam Zöllich

Im vorberatenden Kulturausschuss gab es keine Abstimmung, denn der Beschluss muss erst ausformuliert werden. Der Vorschlag der Grünen war nicht konkret genug. Oberbürgermeister Jürgen Schröppel wies zudem darauf hin, dass die Verwaltung bereits seit Beginn der Pandemie 20 Prozent Ermäßigung auf alle Mieten von Veranstaltungsräumen gewährt.

Am Vorschlag der Grünen bemängelt er, dass er nicht genau genug formuliert sei. Solle sich die Regelung nur auf Weißenburger erstrecken oder gelte sie beispielsweise auch noch für die Sänger von Viva Voce aus Ansbach? Wolle man die Mieten komplett erlassen oder nur zum Teil? Und solle die Regelung nur für Künstel oder auch für Vermittler wie Konzertveranstalter Erik Scheffel gelten, bat der OB um Präzisierung.

Die Grünen hatten in ihrem Antrag geschrieben: "Der Stadtrat möge beschließen, dass die Stadt Weißenburg die regionalen Kulturschaffenden durch eine gebührenfreie Überlassung der städtischen Veranstaltungsorte unterstützt, solange die Einschränkungen für öffentliche Veranstaltungen durch die Corona-Pandemie weiter bestehen."

Wirtschaftlicher Kulturbetrieb nur schwer möglich

Stadträtin Claudia Pößnicker begründete dies damit, dass die Kunst- und Kulturszene von der Pandemie "hart getroffen" wird. Über Monate hätten viel Veranstaltungen nicht stattfinden können. Und selbst wenn wieder welche möglich seien, würden "vermutlich weiterhin die erforderlichen Auflagen einen wirtschaftlichen Betrieb nur unter erschwerten Bedingungen ermöglichen".

Veranstalter müssten daher oftmals auf größere Spielstätten, wie den Wildbadsaal oder die Karmeliterkirche, ausweichen. "Wir sehen es als Aufgabe der Stadt Weißenburg, die Kulturschaffenden mit einer Erstattung von Mieten zu unterstützen, um sowohl Künstlern als auch Veranstaltern die nötigen und ermutigenden Zukunftsperspektiven zu geben", schrieb Pößnicker namens ihrer Fraktion.

Im Kulturausschuss ergänzte sie, dass die Grünen gerade kleinere Veranstaltungen, wie Poetry-Slams oder Ähnliches, im Blick hätten, die eben wegen der Abstandsregelungen in Pandemiezeiten nicht in Gaststätten stattfinden könnten. Bei deren relativ geringen Zuschauerzahlen wäre eine Veranstaltung im Wildbadsaal oder in der Karmeliterkirche dann sogar ein Draufzahlgeschäft, müsste die volle Saalmiete bezahlt werden.

"Wir haben eine Verantwortung für die Kultur"

Ihre Fraktionskollegin Katrin Schramm ergänzte, dass sie die Regelungen auf Künstler aus dem Landkreis begrenzen würde. Rechtsdirektor Heiko Stefke warf daraufhin nochmals die Frage auf, wie es denn mit reinen Vermittlern aussehe.

Elisabeth Pecoraro (SPD) bekundete, dass ihr der Antrag der Grünen gefällt. "Wir haben eine Verantwortung für die Kultur", unterstrich sie. Ihr Fraktionsvorsitzender Andre Bengel kann sich ebenfalls prinzipiell eine Zustimmung vorstellen. Doch die Pandemie könne noch länger dauern. Daher sei die Frage zu klären, wie lange die Sonderregelung gelten solle.

Auch die CSU-Fraktion könne "dem Antrag durchaus Charme abgewinnen", meinte Klaus Drotziger. Er hätte aber gerne vor der Entscheidung gewusst, wie hoch die tatsächlichen Kosten für die Stadt bei einer Anmietung eines Veranstaltungsraumes sind.

Kulturamtsleiterin Andrea Persch zufolge lässt sich dies "pauschal nicht sagen". Es sei "eine sehr individuelle Geschichte", je nachdem was der Veranstalter buche. "Der Hausmeister muss auf jeden Fall bezahlt werden", warf der OB ein und bat darum, die Mieten "nicht auf null zu setzen, denn auch wir haben ja unsere Kosten". Eine Ermäßigung beispielsweise um 75 Prozent sei denkbar.

Sockelbetrag soll bleiben

Für einen "gewissen Sockelbetrag" sprach sich auch Manuela Mühlöder von den Freien Wählern (FW) aus. Für das Kulturzentrum sind regulär 500 bis 700 Euro, je nach Buchungsumfang, und für den Wildbadsaal 300 Euro zu bezahlen, informierte Andrea Persch.

Der Kulturamtschefin zufolge gibt es "unheimlich viele Anfragen", der Belegungsplan sei "ziemlich voll", doch es seien kaum Kulturveranstaltungen darunter. "Von künstlerischer Seite traut sich niemand", sagte sie auf Nachfrage von Drotziger. Es lohne sich nicht, wenn nur 100 Leute reindürften, das sei für die meisten Künstler uninteressant.

Generell gab der CSU-Fraktionschef zu bedenken, ob die Mietermäßigung "momentan vielleicht ein falsches Signal" aussende. Jetzt, wo Social Distancing gefragt sei und die Infektionszahlen in die Höhe gingen, würde die Stadt Künstler einladen, Veranstaltungen zu machen. "Ich fühle mich nicht richtig wohl dabei, bei allem Verständnis", sagte Drotziger.

So soll die Ermäßigung aussehen:

Aktuell sind Veranstaltungen sowieso verboten, entgegnete der OB, und Andre Bengel ergänzte: "Es ist aber ein gutes Signal, wenn wir uns das jetzt schon überlegen und nicht erst agieren, wenn Veranstaltungen wieder zugelassen werden." Und Heinz Gruber (FW) stellte klar: "Künstler müssen sich vorbereiten können. Daher gilt es jetzt, dieses Angebot zu machen."

Bis zur Stadtratssitzung wird die Verwaltung einen Beschlussvorschlag erarbeiten, der eine Mietermäßigung um 75 Prozent vorsieht. Dies soll auf 2021 beschränkt werden. Die Regelung soll für Künstler aus Weißenburg-Gunzenhausen gelten, aber nicht für reine Veranstalter.

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