Landesbischof lobt Langenaltheimer Jugendwerkstatt

7.5.2016, 06:00 Uhr
Landesbischof lobt Langenaltheimer Jugendwerkstatt

© Markus Steiner

Seit 1986 werden hier Jugendliche ohne Berufsausbildung nach der Maxime „ausbilden, arbeiten, qualifizieren, beraten“ fit fr das Berufsleben gemacht. Rund 600 junge Menschen aus dem gesamten Landkreis haben hier ihre Chance auf eine Qualifizierung genutzt, bilanzierte Anette Pappler, die Leiterin der Jugendwerkstatt.

Meilenstein Gütesiegel

Landjugendpfarrer Gerhard Schlei­er, der Leiter des EBZ Pappenheim, das Träger der Jugendwerkstatt ist, erinnerte an die schweren Anfangsjahre. Jedes Jahr habe es ein Zittern gegeben, ob die Jugendwerkstatt, die auf Fördermittel angewiesen ist, überhaupt weitermachen könne. Schleier ließ die wichtigsten Stationen in der 30-jährigen Erfolgsgeschichte Revue passieren: darunter der wichtige Bewilligungsbescheid des Europäischen Sozialfonds (ESF), der 1995 der Jugendwerkstatt zuging und eine der wichtigsten Fördermittel ist.

Nach und nach wurde das Jugendwerkprojekt zur Jugendwerkstatt und wuchs um Ausbildungszweige und Ausbildungsstellen. Inzwischen gibt es neben der Schreinerei auch eine Schneiderei und den Garten- und Landschaftsbau sowie eine Waldgruppe. Ein weiterer Meilenstein war 2005 die Verleihung des Gütesiegels:  Die Jugendwerkstatt Langenaltheim gehörte zu den ersten Einrichtungen in Bayern, die das Gütesiegel „Soziale und berufliche Integration“ der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendsozialarbeit erhalten hat.

Zum 25-jährigen Jubiläum war vor fünf Jahren sogar der Bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer gekommen, der die Jugendwerkstatt ebenfalls lobte. Die zweite Zertifizierung und das Anwachsen auf insgesamt 16 Ausbildungsplätze waren die jüngsten Erfolge. 2015 ging dann die Gunhild Riehl-Knoll in den Ruhestand und Anette Pappler wurde als die neue Leiterin der Jugendwerkstatt vorgestellt.

Die Diplom-Pädagogin nahm den roten Faden des Jubiläumsmottos auf und verglich die Jugendwerkstatt mit einem Bahnhof, an dem Menschen ankommen, aber auch wieder wegfahren: „Wir sind hier keine isolierte Einrichtung, sondern spielen im Konzert mit vielen Freunden und Gönnern.“ Wie im richtigen Leben so gebe es auch hier schnelle und langsamere Züge, manche landeten auf dem Abstellgleis, manche wüssten nicht, wohin sie fahren. Es gebe aber auch Schaffner, die den Zug begleiten und Gäste aus Nah und Fern, die der Jugendwerkstatt sehr gewogen sind. Wie beispielsweise CSU-Landtagsabgeordneter Manuel Westphal, der sich, genauso wie Landrat Gerhard Wägemann (CSU), für Zuschüsse für die Einrichtung einsetze.

Landesbischof Bedford-Strohm erinnerte daran, dass das Recht auf Bildung laut Artikel 14 ein Allgemeines Menschenrecht sei und auch den Schwächsten der Gesellschaft zustehe. Chancengleichheit in Bildungsfragen sei enorm wichtig, auch deshalb sei die Jugendwerkstatt Langenaltheim ein wegweisendes Projekt, weil sie jungen Menschen auf dem Land gute Chancen für den Arbeitsmarkt vermittle. Weil alle Menschen ein Ebenbild Gottes seien, sei die Würde des Menschen unantastbar und auch „das Entscheidende“. Der Jugendwerkstatt attes­tierte Bedford-Strohm: „Hier werden Teilhabe und Gerechtigkeit umgesetzt.“

Ein große Herausforderung sei in Zukunft die Qualifizierung geflüchteter Jugendlicher, die es zu integrieren gelte. Allen, die sich dieser Aufgabe annehmen, zollte der Landesbischof seinen Dank. Die Jugendwerkstatt sei eine der wenigen Einrichtungen, die jungen, benachteiligten Menschen hervorragende Bedingungen für die Ausbildung böte.

Landtagsabgeordneter Manuel Westphal zitierte eingangs seiner Rede den Artikel 125 der Bayerischen Verfassung: „Kinder sind das köstlichste Gut eines Volkes. Sie haben Anspruch auf Entwicklung zu selbstbestimmungsfähigen und ver-antwortungs­fähigen Persönlichkeiten.“ In diesem Sinne übernehme die Jugendwerkstatt eine wichtige Aufgabe, weil sie Fachwissen vermittle, aber auch Lebensperspektiven eröffne. Aus diesem Grund wolle er sich weiterhin für die Jugendwerkstatt im Landtag einsetzen. Den Mitarbeitern dankte Westphal: „Sie sind das Herz und die Seele dieser Einrichtung.“

Landrat Wägemann betonte, dass die Jugendwerkstatt dem Landkreis stets wichtig gewesen sei. Deshalb un­terstütze der Landkreis die Einrichtung seit Anbeginn mit einem jährlichen Zuschuss, der seit 2011 sogar auf 50 000 Euro verdoppelt wurde und ab 2017 sogar jährlich um 1 000 Euro erhöht wird. Wägemann versprach: „Wir lassen Sie auch künftig nicht im Regen stehen.“
Bürgermeister Alfred Maderer bescheinigte der Jugendwerkstatt, dass sie zur Attraktivität der Kommune beitrage, weil sie Arbeitsplätze und auch hochrangige Ehrengäste nach Langenaltheim bringe: „Wir sind stolz, dass die Jugendwerkstatt in Langenaltheim beheimatet ist.“ Pappler erwiderte das Kompliment: „Wir fühlen uns in Langenaltheim sehr wohl.“

Ein schönes Lob

An einem fiktiven Beispiel spielten Sozialpädagogin Susanna Hartl und Auszubildende Tanja (alias Nele Schatz) vor, wie ein Förderplangespräch in der Jugendwerkstatt ablaufen kann. Hier wurde auch ersichtlich, dass es viele gibt, die sich um die Berufschancen der Jugendlichen kümmern: Jobcenter, Agentur für Arbeit, das Zentrum für Familie und Soziales Bayern oder das Jugendamt.
Ein schönes Lob erhielt die Jugendwerkstatt auch von Gerhard Durst, dem Vertreter der Agentur für Arbeit in Weißenburg: „Sie sind ein anerkannter Ausbildungsbetrieb, darauf können Sie alle stolz sein.“
Am Ende bat Anette Pappler alle Jugendlichen und Mitarbeiter auf die Bühne respektive den Bahnsteig und dankte allen für ihr Engagement. Im Anschluss wurde bei Häppchen und Getränken gebührend gefeiert.

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